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Komplette Version Schmerztherapeuten in Norddeutschland

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klaus123
Schleswig-Holstein und Hamburg bilden Schlusslicht bei der Versorgung durch Schmerztherapeuten

In Schleswig-Holstein und Hamburg sind rund 40 Prozent aller Patienten mit chronischen Schmerzen nicht in ärztlicher Behandlung. Und nur die wenigsten werden von ausgebildeten Schmerztherapeuten therapiert. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen forsa-Umfrage unter deutschlandweit 1.822 Schmerzpatienten im Auftrag der Initiative „Wege aus dem Schmerz“.

Danach befragt, ob ihr behandelnder Arzt die Zusatzbezeichnung „Schmerztherapeut“ trägt, antworteten 80 Prozent mit „Nein“. Mit gerade einmal zwei Prozent werden in Schleswig-Holstein und Hamburg deutschlandweit die wenigsten Patienten von einem Schmerztherapeuten behandelt.

Die Ergebnisse bestätigen die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Versorgungssituation hierzulande: Ein Großteil der Patienten ist unter- beziehungsweise fehlversorgt. Teilweise werden sie jahrelang falsch behandelt, weil die Fachkenntnis für das komplexe Krankheitsbild Chronischer Schmerz fehlt. 1 „Ärzte brauchen eine bessere Ausbildung und einen vereinfachten Zugang zu Fortbildungsangeboten, um das vielschichtige Krankheitsbild Chronischer Schmerz therapieren zu können. Dafür muss Schmerztherapie als Pflichtbestandteil des Medizinstudiums und als eigenes Fachgebiet definiert werden“, sagt Professor Dr. Rolf-Detlef Treede, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS) und Professor für Neurophysiologie am Centrum für Biomedizin und Medizintechnik Mannheim.

Zur Versorgungslage beantwortet Prof. Hartmut Göbel im Interview* die Fragen von Oliver Hamel, Kieler Nachrichten, Redakteur für Politik, Wirtschaft und Soziales:

Zwölf Millionen Deutsche leiden unter chronischen Schmerzen. Knapp 40 Prozent von ihnen befinden sich nicht in ärztlicher Behandlung. Woran liegt das?

Viele haben aufgegeben. Sie sind durch ihr Leiden mürbe, zurückgezogen, kraftlos, leiden leise und allein. Schmerz macht still, traurig, einsam, er greift die Persönlichkeit an. Die Zuversicht, dass die Schmerzen jemals besser werden, erlischt. Die massiven Auswirkungen der Schmerzen auf Familie, Partnerschaft, Beruf und soziale Bindungen lassen ohne Perspektive aufgeben. Am Ende stehen oft Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Resignation. Man geht nicht mehr auf die Straße, man zerbricht. Erst schwerwiegende Komplikationen der Schmerzkrankheit führen wieder in die Behandlung zurück, oft erst dann, wenn es fast zu spät ist.

Was läuft falsch?

Chronischer Schmerz ist Volkskrankheit Nummer eins, ein Hauptgesundheitsproblem in der Bevölkerung. Die Wissenschaft und Medizin haben in den letzten Jahren sehr bedeutsame Fortschritte in der wirksamen Behandlung von chronischen Schmerzen erzielt. Haupthindernisse dafür, dass dieses Wissen bei den Betroffenen nicht ankommt, sind mangelnde Organisation und Koordination des Gesundheitssystems. Schmerztherapie muss über die Fachgrenzen und die Sektoren traditioneller Strukturen geplant werden. Schubladendenken und Versorgungsplanung mit Scheuklappen würde den Schmerz-Analphabetismus der Vergangenheit verfestigen.

Inwieweit liegt das Problem bei den Medizinern?

Alleinige Fachspezialisierung kann zu eindimensionalem Denken führen, der Blick kann dann zu starr am Detail haften. Folge kann sein, dass die Schmerzursache wie durch ein Schlüsselloch gesucht wird. Findet sich dann nicht „die eine“ Ursache, d.h. lässt sich der Schmerz nicht erklären oder mit schnellen Maßnahmen beheben, muss eine weitere Koordination der Behandlung erfolgen. Spätestens jetzt sollte einbezogen werden, dass der Schmerz nicht mehr Symptom ist, sondern eine eigenständige Erkrankung, die koordiniert und fachübergreifend behandelt werden muss.

Brauchen wir mehr Universal-Mediziner gegen den Schmerz?

Eine verbesserte Aus-, Weiter- und Fortbildung sind wesentliche Schlüssel für eine effektivere Schmerztherapie der Zukunft. Hausärzte haben ein sehr breites Fachwissen und Kenntnisse über den Krankheitsverlauf. Sie sind entscheidende Weichensteller in der Versorgungskoordination, benötigen dazu jedoch zielgerichtet Anlaufstellen für schwer Betroffene, um ihnen ein multimodale Schmerztherapie zu eröffnen. Man versteht darunter eine Behandlung, die sämtliche zeitgemäße Therapieverfahren gleichzeitig integriert. Kernbestandteile sind dabei spezielle schmerztherapeutische Behandlungen mehrerer Fachgebiete einschließlich psychologischer und physiotherapeutischer Behandlungen sowie intensive Information und Schulung. Das Prinzip ist ähnlich dem Flicken eines Fahrradschlauches. Hat dieser fünf Löcher, muss man alle gleichzeitig finden und schließen. Flickt man nur eines, ist am nächsten Tag das Rad wieder platt. Auf solche zeitgemäßen Behandlungen müssen viele Betroffen ambulant monatelang warten. Schwerbetroffene, die eine spezielle stationäre Behandlung benötigen, müssen oft aufgrund fehlender Strukturen und Koordination für eine Versorgung kämpfen, haben aber häufig keine Kraft mehr dazu.

Schmerzkranken kann also nur durch ein Bündel von Maßnahmen geholfen werden?

Schmerz hält sich nicht an unsere Schablonen, Schubladen und Sektoren des Gesundheitssystems. Hinter chronischem Schmerz verbergen sich komplexe biochemische, physiologische, psychologische und soziale Zusammenhänge. Ein initial auslösender Schmerzreiz und dessen alleinige Behebung ist für die Aufrechterhaltung und Chronifizierung von Schmerzen im chronischen Stadium meist nicht mehr relevant. Hier muss mit umfangreichen fachübergreifenden Maßnahmen koordiniert vorgegangen werden, um das Schmerzgeschehen in den Griff zu bekommen.

Wie hat sich Schmerz aus ihrer Klinikperspektive verändert?

Wir beobachten mehr verheerende, schwere Krankheitsbilder, gerade schon bei jungen Leuten. Im Kopfschmerzbereich z.B. finden sich z.B. schwerste chronische Migräneerkrankungen bei Jugendlichen, mit bis zu 30 Tagen Schmerz im Monat. Der Schmerz führt zu monatelangem Fehlen in der Schule, Ausbildung und Studium werden abgebrochen. Schmerzen treten heute früher im Leben und mit mehr Komplikationen auf.

Wie lässt sich diese erschreckende Entwicklung erklären?

Wesentlich sind unsere gesellschaftlichen Veränderungen. Die jungen Menschen sind heute unübersehbar schwerer belastet. Im Beruf durch höhere Beanspruchung, im Privaten durch weniger entlastende Umfelder. Die Familienbünde sind schwächer und weniger stabil: Immer mehr Menschen müssen immer mehr alleine tragen. Chronische Schmerzen finden sich häufiger bei geringerem Einkommen und sozialer Benachteiligung. Auch ist die Toleranz, Krankheit anderer mitzutragen, gesunken.

Welchen Weg sollten Betroffene gehen?

Ich rate ihnen: Seien Sie Ihr eigener Anwalt! Verschaffen Sie sich Klarheit zur Diagnose. Machen Sie einen Termin bei einem Schmerztherapeuten. Seien Sie offen für ein komplexes Bedingungsgefüge von chronischen Schmerzen und eine multimodale Behandlung. Sie sollten Selbstinitiative ergreifen, auf gar keinen Fall passiv bleiben. Sie sollten handeln, sich selbst einbringen, sich nicht nur behandeln lassen. Finden oder gründen Sie eine Selbsthilfegruppe. Verschaffen Sie sich Information und Wissen.


Quelle: Schmerzklinik Kiel
Mine
Hallo Klaus,

vielen Dank für diesen Beitrag.
Wie wahr, wie wahr!

Mir wurde auch zu einer Multimodalen Schmerztherapie geraten.
Diese Tagesklinik befindet sich in Mitten von Hamburg. Dort kann man leider nicht mit eigenem PKW hinkommen (keine Parkmöglichkeiten). Dies sagte mir der Arzt persönlich und ich erfuhr es auch am eigenen Leibe! Es war schon ein Horror, diesen Termin bei dem Doctor wahrzunehmen. Zum Glück ist mein Mann mit mir dort hingefahren. Der ist da ein bisschen "schmerzfreier", was die Parkplatzwahl angeht!

Ich komme vom Lande. Ich müsste mit Bahn, S-Bahn und Bus jeden Tag zu dieser Tagesklinik. Dies ist mir in meinem momentanen Zustand nicht möglich. Das bestätigte mir der Arzt auch und bedauerte sehr, dass wir diese Therapie nicht beginnen konnten.

Ich finde es sehr bedauerlich, dass solche Zustände in Sachen Schmerzarzt und Therapie hier oben bei uns im Norden herrschen. Falls jemand anderer Meinung darüber ist und dann auch noch hier aus dem Norden kommt, wäre ich über eine Info dankbar.

Viele liebe Grüße
Mine


andreag
Hallo Mine!

Ich komme aus Hamburg und bin auch seit Jahren bei einem Schmerzarzt in Behandlung. Er hat seine Praxis in der Nähe vom Mittelweg, also auch fast in der Innenstadt. Wenn man z.B. gleich morgens einen Termin bei ihm hat, bekommt man sogar einen Parkplatz und auch zu anderen Zeiten ist immer mal etwas frei, wenn man nur etwas Geduld hat. zwinker.gif Allerdings hat mein Schmerzarzt keine Tagesklinik, dort kann man nur ambulant behandelt werden. Soll es bei Dir denn zwingend eine Tagesklinik sein?
Wenn Du Interesse hast, würde ich Dir die Daten meines Schmerzarztes mal per PN zuschicken. Gib mir einfach Bescheid. zwinker.gif
Mine
Hallo Andrea,

sehr gerne würde ich die Daten Deines Schmerztherapeuten haben.

Es muss bei mir keine Tagesklinik sein. der Dr., bei dem ich war, hatte halt eine.
Er meinte noch, die nächste stationäre Behandlung könnten wir in Soltau machen. Es ist gerade mal knapp über ein Jahr her, als ich zur Reha war. Ich glaube nicht, dass ich das genehmigt bekomme.

Vielen Dank schon mal Andrea.

Liebe Grüße
Mine


klaus123
hallo zusammen,
es freut mich ,euch damit etwas zu helfen.das ist hier das allgemeine problem,hausärzte orthopäden haben leider kenne von der wirbelsäule oder geben das weiter,was sie mal vor 20 jahren im studium gelernt haben,leider.
am schlimmsten sind die ärzte,die versuchen ihre privatleistungen zu verkaufen,hier geht es nicht um das helfen,sondern zu verdienen....:-(
viel erfolg allen bandscheibenopfern... winke.gif
andreag
Hallo Mine!

Ich habe Dir eben eine PM geschickt und hoffe, dass sie Dich erreicht hat. Ich hatte es heute Vormittag schon einmal versucht, aber da bin ich immer wieder rausgeflogen. rolleyes.gif
Mine
Guten Morgen Andrea,

ja, vielen Dank. Deine PM ist angekommen.
Ich hatte gestern auch etwas Schwierigkeiten.

Viele liebe Grüße
Mine
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