Hallo zusammen,
bisher habe ich hier immer nur Beiträge gelesen und habe beschlossen meinen „Leidensweg“ mit euch zu teilen. Da ich im letzten Jahr einige Rückschläge hatte, jedoch mittlerweile beschwerdefrei bin, hilft es vielleicht den ein oder anderen auf seinen Weg ...
Meine Geschichte beginnt im Frühjahr 2006. Nach einem Umzug erlitt ich einen leichten Bandscheibenvorfall LWS L5-S1. Da ich kaum Beschwerden hatte, lediglich beim Bücken zog es in Bein, habe ich mit allem einfach so weiter gemacht wie vorher auch. Im Sommer 2006 kam es dann wie es kommen musste. Die Schmerzen wurden schlimmer und ich bekam nachts furchtbare Rückenkrämpfe. Die Diagnose des Arztes lautete nach einer MRT Aufnahme, schwerer Bandscheibenvorfall L5-S1. Im Laufe der folgenden Monate konnte ich die Schmerzen mit konservativen Therapien und einer Teilstationären Rehe in Herzogenaurach los werden. In den Folgenden 2 Jahren hatte ich dann kaum noch beschwerten, ich besuchte regelmäßig das Fitnessstudio, ging oft Joggen und Mountainbiken und fing mit dem Klettern an. 2010 intensivierte ich das Klettern zunehmend und vernachlässigte immer mehr das gezielte Training meines Rückens. Was an sich nicht schlimm war, da ich durch das Klettern einer sehr gute Muskulatur und Körperspannung aufbauen konnte.
Letztes Jahr im März bin ich dann beim Bouldern gestürzt, wie viel mal zuvor auch, jedoch stellen sich dieses mal augenblicklich starke Rückenschmerzen ein. Eine MRT Aufnahme ergab einen erneuten Vorfall L5-S1 festgestellt. Jedoch hatte ich sofort das Gefühl, dass das alles anders war als vor sechs Jahren. Ich hatte sehr starke Schmerzen und konnte kaum länger als 1 Stunde sitzen. Nach 3 Monaten konservativen Behandlung waren die Beschwerden wieder rückläufig und ich fing wieder zum Klettern und Bouldern an, machte jedoch noch gezieltes Rückentraining. Allerdings haben sich nach relativ kurzer Zeit die Beschwerden und Schmerzen wieder verschlimmert, sodass ich wieder außer Gefecht gesetzt war. Ich schonte mich 2 Monate ging wieder zu Physiotherapie und machte leichtes Rückentraining.
Im August hatte ich beschlossen mit Freunden vier Wochen mit in die Alpen zu fahren. Die Schmerzen zu diesem Zeitpunkt war zu ertragen, allerdings hatte ich immer wieder Beschwerden beim Sitzen und heben des linken Beins. Im Großen und Ganzen war der Urlaub ganz angenehm, ich konnte leichte Routen klettern und auch Bouldern. Schmerzmittel habe ich in dieser Zeit keine gebraucht. Am Ende der vier Wochen ist mir jedoch ein kleiner Unfall passiert. Beim Wandern bin ich auch einem glatten Felsen ausgerutscht und saß plötzlich mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden. Diese Position hatte ich schon seit Monaten nicht mehr eingenommen, es war mir schlicht und ergreifend nicht möglich. Unmittelbar nach dem Sturz hatte ich kein schlimmeren Beschwerden, allerdings verschlechterte sich mein Zustand von Tag zu Tag. Ich hatte vermehrte Schmerzen im linken Bein, die ich mit Ibuprofen 600 ganz gut in den Griff bekam. Glücklicherweise waren wir nach zwei Tagen schon wieder auf dem Heimweg, denn in der vierten Nacht nahmen die Schmerzen im linken Bein und im Rücken massiv zu. In dieser Nacht habe ich kein Auge zugebracht und innerhalb von 8h drei Ibu 600 genommen. Am nächsten Tag (Sonntag) bin ich dann zum Notfallarzt gegangen. Als ich in der Praxis ankam, ist mit vor Schmerzen schwarz vor Augen geworden. Zu Glück hat man mich dort sofort in Behandlungszimmer gebracht und mir Schmerzmittel (Paracetamol?) usw. intravenös verabreicht. Nach einer halbe Stunde im Ruheraum waren die Schmerzen immer noch unerträglich. Die zweit Spritze, die ich bekam hat dann zumindest die Schmerzen auf ein mit Mühe und Not erträgliches Niveau gebracht. Am Tag darauf und einer eher schlaflosen Nacht war in bei meinem Orthopäden. Er verschrieb mir Ibuprofen, Tetrazepam, Novaminsulfon und schickte mich zum MRT. Jedoch nicht für Aufnahmen von meiner Bandscheibe, sondern von meinem Gesäße, da er auf den zuvor erstellen Röntgenaufnahmen eigenartige Strukturen im Gesäßbereich festgestellt hat. Bis dann die MRT Aufnahme gemacht wurde und ich wieder bei meinem Arzt war verging ca. ein Woche. Ich konnte in dieser Woche kaum schlafen, bedingt mich bewegen und absolut nicht sitzen. Die von der MRT Aufnahme resultierenden Diagnose lautete Ruptur des Gluteus Medius! Ich hatte mir also den mittleren Gesäßmuskel gerissen, was äußerst selten vorkommt, und die Schwellung drückte mir den Ischiasnerv ab. Vermutlich wurde des Muskel durch meinen Vorfall irgendwie so stark beeinträchtigt, dass es bei dem Sturz so weit gekommen ist. Es folgten 2 Monate absolute Ruhe, da ich auf Grund meiner Schmerzproblematik und gelegentlichen Sensibilitätsstörungen im Bein mich fast nicht bewegen konnte. Ich bekam anfangs für eine Woche Cortison und gegen die Schmerzen Tramal verschrieben, was zumindest ein Zeit geholfen hat, später dann Valoron. Durch das relativ starke Opioid waren die Schmerzen einigermaßen zu ertragen, hat aber nichts gegen gelegentliche Schmerzattacken geholfen. Im November begann ich dann ein Teilstationäre Reha in der Fachklinik Herzogenaurach. Die Schmerzen im Bein ließen immer mehr nach und es ging wieder bergauf. Ende Dezember konnte ich dann wieder Klettern, absolut ohne Schmerzen, jedoch noch leichte Hebeprobleme im linken Bein. Durch Manuelle Therapie und Massagen verbesserte sich mein Zustand immer mehr.
Eines Morgens ende Januar fing wieder alles von vorne an. Ich wachte mit starken Rückenschmerzen. Eine erneute MRT Aufnahme des LWS Bereichs ergab einen massiven Bandscheibenvorfall L5-S1, genau genommen waren es drei Vorfälle an der gleichen Stelle, der auf die Nervenwurzel S1 drückte. Es folgten sechs Wochen erfolgloser Therapie Versuche. In der Zeit hatte ich manuelle Therapien und zwei Cortison Stoßtherapien. Mein Zustand blieb dauerhaft gleich schlecht und er verschlimmerte sich auch noch, was sich in Form von leichten Sensibilitätsstörungen im linken Fuss und der Wade bemerkbar machte. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht mehr weiter, nahezu alle konservativen Methoden haben keine Abhilfe gebracht, u.A. macht mein Physiotherapeut Osteopathie und hat mir auch auf diesem Weg versucht zu helfen. Innerlich hatte ich mich schon auf ein OP eingestellt, wollt dies aber nicht. Im Vorjahr hatte ich von einem sehr guten Neurochirurgen in Nürnberg gehört, welche bekannt dafür ist OPs soweit wie möglich hinauszuzögern. Also machte ich einen Termin für Anfang März aus. Es bestätigte die drei Vorfälle, meinte aber auch, dass ich auf Grund der bildgebenden Diagnose viel massivere, neurologische Ausfälle haben sollte, da der Vorfall schon sehr beachtliche wäre. Auf Grund meiner nicht so schlimm ausfallenden Beschwerden, riet er vorerst von einer OP ab. Er empfahl mir die Bandscheibe mit einer bildgestützten PRT zu behandeln, was ich dann auch in der drauf folgenden Woche durchführen ließ. Die Behandlung schien ganz gut anzuschlagen, ich hatte in den 3. Wochen danach keine Schmerzen mehr und nur noch sehr leichte Sensibilitätsstörungen. Jedoch verschlechterte sich dann Mitte April mein Zustand. Ich war auch am Ende mit der Geduld und auch mit den Nerven.
Nach einem erneuten Termin beim Neurochirugen besprachen wir das weitere Vorgehen. Eine weitere PRT schloss ich aus und sprach ihn auf eine OP an. Er machte mir den Vorschlag einer interlaminäre Fensterung zur Dekompression der Nervenwurzel S1. Einen Termin konnte er mir schon in der nächsten Woche Freitags in Klinikum Lauf anbieten, ließ mir aber über das Wochenende noch Bedenkzeit. Ich entschied die OP durchführen zu lassen. Die OP an sich lief sehr gut, jedoch gab es leichte Komplikationen, da mein erster Vorfall schon richtig mit der Nervenwurzel verkrustet war. Am Tag nach der OP war ich, bis auf leichte Wundschmerzen, absolut Schmerzfrei. Ich durfte 2 Tage nach der OP schon wieder das Krankenhaus verlassen und war auch sehr froh darüber, da ich nahezu keine Beschwerden mehr hatte. In der ersten Woche zu hause durfte ich ein mal in der Stunde für 10 Minuten laufen. Gelegentlich hatte ich noch sehr leichte Sensibilitätsstörungen im linken Bein, welche jedoch mit zunehmender Bewegung nachließen. In der zweiten Woche durfte ich schon wieder sitzen und mich auch mehr bewegen, wohl gemerkt nur mit einer Rumpfbandage. In der dritte Woche begann ich dann wieder mit manueller Therapie, liegen sollte ich nur noch gelegentlich und viel Spazieren gehen. Ab dieser Woche darf ich schon wieder leichte Rückenübungen machen. Ich habe keine Schmerzen und auch so gut wie keine Sensibilitätsstörungen mehr. Ab nächster Woche fange ich wieder an zu Arbeiten (Büro). Erst mal 3h am Tag, außerdem darf ich mir Rehasport anfangen. Mein Physiotherapeut meinte, dass der Verlauf super sei, ich mich jedoch nicht übernehmen sollte. Darin besteht momentan die Gefahr, mir geht’s nach dem ganzen letzten Jahr einfach viel zu gut.
Mal sehen was die nächsten Wochen bringen. Auf jeden Fall ist bis auf Weiteres ausschließlich Rehatraining angesagt. Wenn ich etwas aus dem letzten Jahr gelernt habe, ist es sehr viel Geduld zu haben und mich immer mir bedacht zu bewegen ….