Hallo Enrico,
ich kann Dich gut verstehen, dass Du Deine Symptome als beunruhigend empfindest.
Das ist ja dann auch alles neu und immerhin befinden sich die Beschwerden im Bereich des Kopfes und das beängstigt dann ja auch immer noch etwas mehr.
Mache Dich aber nicht zusehr verrückt. Hinter diesen Beschwerden muss nicht unbedingt etwas Schlimmes stecken.
Sooft, wie du von Zecken gebissen wurdest, wäre eine Neuroborreliose (Borreliose, die das Nervensystem befallen hat) ganz sicher nicht auszuschließen.
Daher solltest Du auf jeden Fall mit Deinen Beschwerden mal einen Neurologen konsultieren, so wie Hermine Dir das ja auch schon geschrieben hat.
Allerdings muss ich Hermine in einem Punkt korrigieren: Ein Neurologe ist ein Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Als Psychiater darf er psychiatrische Diagnosen stellen und im Gegensatz zum Psychotherapeuten/Psychologen gegebenenfalls auch eine entsprechende Therapie mit Psychopharmaka einleiten. Ein Psychotherapeut hat zwar auch mit psychiatrischen Erkrankungen zu tun. Er darf sie aber nur mittels einer Psychotherapie (Gespräche) therapieren und darf keine Psychopharmaka verschreiben.
Um Psychotherapeut zu werden, muss man erstmal Psychologie studieren und danach nochmal eine mehrjährige Fortbildung "Psychotherapie" absolvieren.
Es gibt allerdings auch vereinzelt Neurologen, die zusätzlich auch Psychotherapeuten sind. Aufgrund der langen Studiengänge (Medizin und Psychologie) ist das aber sehr selten.
Ich hoffe, ich habe da etwas Licht in die Verwirrung bringen können bezüglich Neurologe, Psychotherapeut und Psychiater.
Was steht denn auf Deiner Überweisung an den Neurologe/Psychiater genau drauf?
Dein Röntgenbefund klingt ja soweit ganz in Ordnung. Da Deine Zwischenwirbelräume eine normale Höhe haben, ist ein Bandscheibenvorfall in der HWS auch sehr, sehr unwahrscheinlich. Auch von Verschleiß ist keine Rede.
Daher denke ich auch, dass es erstmal wenig sinnvoll für Dich ist, um einen Neurochirurgen aufzusuchen.
Ich kann mir auch nicht so ganz vorstellen, welchen sinn zum jetzigen Zeitpunkt ein MRT machen sollte, bei einem komplett unauffälligen Röntgenbefund.
Ich vermute mal, dass auf den Röntgenbildern von dir, die ersten beiden Halswirbel (Dens und Atlas) nicht mit abgebildet sind. Leider gerät der oberste Teil der HWS oft in Vergessenheit bei Ärzten, obwohl hier nicht selten das Übel liegt.
Bei der Schilderung Deiner Beschwerden habe ich spontan an eine Verschiebung des Atlas gedacht. Das heißt Du hast eine Blockade der Kopfgelenke. Das ist an für sich nichts so Schlimmes, aber es kann eben eine Menge unterschiedlichster Beschwerden machen.
Ich würde Dir also anraten, zusätzlich zum Neurologen, einen guten Orthopäden aufzusuchen, der nochmal gescheite Röntgenaufnahmen der obersten HWS anfertigt. Dabei wäre vor allem die sogenannte "Dens-Zielaufnahme" von großer Wichtigkeit, da man darauf eine leichte Verschiebung des Atlas (HWK1) gut beurteilen kann.
Sollte sich die herausstellen, dass Du einen Blockade der Kopfgelenke hast, dann lässt sich das mit Atlastherapie und manueller Therapie behandeln.
Generell würde ich Dir zusätzlich zur Trainingstherapie (Krankengymnastik am Gerät) anraten, zu einem Manualtherapeuten zu gehen.
Auch ich leide im übrigen oft an Missempfindungen im Bereich des Kopfes und Gesichtes. Bei mir ist der Grund eine schwere Verletzung der oberen HWS. Bei einem schweren Skiunfall vor 8 Jahren kam es zu einem mehrfachen Kapsel-Band-Riss im bereich der oberen HWS, weshalb dieser Bereich nun ziemlich instabil ist. Bei bestimmten Bewegungen verschieben sich die Wirbel gegeneinander und Drücken auf Nerven und Blutgefäße. Dies führt dann zu einer Vielzahl heftiger Beschwerden und neurologischen Ausfällen.
Zitat
Natürlich ist eine begleitende Psychotherapie immer sehr gut, aber trotz allem sollten die von Dir genannten beschwerden vernünftig abgeklärt werden und gut dass Du das auch machen möchtest.
Ich wünsche Dir gute Besserung und würde mich freuen, hier weiter von Dir zu hören.