Hallo racine,
leider muss ich Dir nun etwas schreiben, was Euch in der Form wohl noch kein Arzt so gesagt hat.
Es sieht leider ganz so aus, dass der Sohn Deiner Freundin eine traumatische Querschnittslähmung hat. Das ist jetzt wahrscheinlich ein Schock für Euch.
Ob es sich dabei nun um eine komplette oder inkomplette Querschnittslähmung handelt, kann ich so nicht sagen. Mit etwas Glück hat er eine inkomplette Querschnittslähmung.
Das würde bedeuten, dass unterhalb der Rückenmarksverletzung noch Funktion erhalten ist. In diesem Falle könnte es auch noch im Laufe der nächsten Zeit zu einer Abnahme der neurologischen Ausfälle kommen. Allerdings ist das auch von fall zu Fall unterschiedlich und lässt sich somit also schwer vorhersagen. Zudem braucht man sehr viel Geduld, da das Rückenmark sich nur sehr schwer und langsam erholt. Leider!
Selber bin ich (weiblich, 29 Jahre alt) aufgrund eines zu spät operierten Bandscheibenvorfall in der Brustwirbelsäule seit 2 Jahren inkomplett querschnittsgelähmt ab Brusthöhe.
Für längere Abstände bin ich auf einen Rollstuhl angewiesen.
Auch ich habe eine Weile lang nicht wirklich realisiert, was mit mir geschehen ist. Wenn ich Arztbriefe und Befunde von mir gelesen habe, dann war es in der Anfangsphase so, als wäre es die Befunde eines Fremden. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich mich mit der Diagnose "Querschnittslähmung" wirklich voll identifizieren konnte. Das braucht eine Weile und kann in manchen Fällen auch 1-2 Jahre dauern.
Mittlerweile habe ich meine Behinderung einigermaßen gut akzeptiert, aber schwierig ist es natürlich schon noch manchmal in gewissen Situationen. Das ganze Leben ändert sich schließlich auf einen Schlag. Man kann manche Träume und Wünsche von einem auf den anderen Tag abschreiben. Ansonsten wird sich auch auf einen Schlag in der Partnerschaft und im Berufsleben vieles ändern. Das ist nicht leicht!
Wenn man jedoch irgendwann die Diagnose einigermaßen akzeptiert hat und man gewillt ist, um neue Wege im Leben zu begehen, so kann man auch im Rollstuhl sehr glücklich werden im Leben.
Wichtig ist, dass man sich selber aber niemals als Krüppel sieht. Auch mit dieser Behinderung ist man ein vollwertiger Mensch.
Ihr tut gut daran, wenn ihr jetzt in einer solchen Situation gut zusammenhaltet und füreinander da seid. Ihr solltet über eure Emotionen miteinander reden, denn so kann man das ganze am ehesten verarbeiten. Mir haben die Gespräche mit meiner Mutter und Freunden sehr gut getan in der ersten Zeit nach der Diagnose.
Dem Sohn Deiner Freundin solltet Ihr jedoch auch genügend Raum lassen, so dass er seine Trauer auch zulassen kann. Auch das ist wichtig im Verarbeitungsprozess.
Wenn Du magst, könne wir uns gerne noch näher über dieses Thema austauschen und wenn Du noch Fragen zu dem Thema hast, dann will ich Dir auch gerne helfen. Ich komme übrigens selber auch aus der Nähe von Frankfurt.
Lasse den Kopf nicht hängen, ja?!
Liebe Grüße und viel Kraft für die nächste Zeit wünscht Dir Nicoline