Hallo,
wird ne etwas längere Geschichte, aber ich glaub hier im Forum bin ich nicht ganz falsch.
Frühjahr 2000:
Ich sitze in der Uni und plötzlich wird mir schwindelig, ich hab einen fürchterlichen Tinnitus und ein Kribbeln in der Kopfhaut. Mir ist sehr unwohl, aus Angst vor
nem Gehirntumor geh ich zum Arzt, der überweist mich direkt zum Orthopäden: Diagnose -> HWS-Syndrom. Ich werde eingerenkt, bekomme Spritzen, danach Manuelle Therapie
und Krankengymnastik und dann geht es mir wieder besser.
Herbst 2003:
Ich erkranke an schweren Depressionen. Die Ursachen hierfür liegen eindeutig im psychischen Bereich. Klassisches Burn-Out aufgrund einer missglückten Beziehung.
Ich fühle mich leer, ausgepumpt, mit mir ist über einen längeren Zeitraum nicht wirklich was anzufangen. Allerdings hab ich kaum körperliche Beschwerden, man fühlt
sich eher grippig, ohne jedoch Fieber oder Schnupfen zu haben.
Frühjahr 2004 - Herbst 2005:
Es geht mir blendend. Ich hab die Depressionen einigermaßen überwunden und dachte ich hätte mein Trauma verarbeitet. Eigentlich fühl ich mich fit, sowohl körperlich
als auch psychisch.
Im Herbst 2005 jedoch geht der Spuk wieder von vorne los. Ich verliebe mich neu, an dem Tag an dem ich mit meiner Flamme zusammenkomme, passiert es. Ich liege
Abends in der Badewanne und krieg plötzlich Panikattacken. Laut meiner Psychotherapeutin ist die Sache klar, ich will eigentlich noch nicht wieder eine Beziehung
weil ich die letzte nicht wirklich verarbeitet habe, ich kauf ihr das nicht ab. Was war passiert ? Nun, wir gingen Shoppen, waren den ganzen Tags unterwegs, auch
noch auf einer DVD-Börse, Wetter war giftig, sehr windig, in den Kaufhäusern war es abartig warm, man schwitzte und draussen wehte der Sturm. Dazu kam eine
lange Autofahrt, weil wir ewig im Stau standen. Abends zu Hause wurde mir plötzlich schwindelig, ich bekam Herzstolpern, fürchterliches Ohrensause und Last But
Not Least eben diese Panikattacke.
Von dem Zeitpunkt begann für mich ein fürchterlich langer leidensweg. Ich konnte praktisch nirgends mehr hingehen, weil ich ständig Angst vor neuen Panikattacken
hatte. Und diese kamen. Natürlich kamen sie, denn wenn man vor etwas Angst hat verkrampft man immer mehr. Ich bekam schwere Anti-Depressiva, die mir helfen sollten aber das einzige was mir half, war nix zu machen. Wenn ich im Kino gesessen bin, bin ich schier durchgedreht, weil ich wusste, mir würde früher oder später
Schwindelig werden und ich bekam wieder Angst. Ich hab lange Autofahrten gehasst, weil ich alles hasste. Arbeiten ging irgendwie meistens so bis 15:00 Uhr, danach
war Feierabend und ich wollte nur nach Hause.
Dann im Sommer 2006 gings mir plötzlich besser. Richtig gut sogar. Von heute auf morgen hatte ich wieder Spass am Leben, doch als der Sommer ging und der Herbst
kam, spürte ich die selben Probleme wieder. Plötzlich unkontrolliert auftretende Schwindelanfälle, Tinitus, leichtes Herzrasen, Enge-Gefühl in der Brust, Kribbeln
in der Kopfhaut, Kieferprobleme etc. Nachdem ich erneut eine Panikattacke bekommen habe, stellte man die Diagnose Manisch-Depressiv, bipolare Störungen, blablablabla.
Ich bekam Lithium verschrieben.
Von dem Zeitpunkt änderte sich mein Leben radikal. Ich sass mit meinen Freunden abends mal wieder in einer Kneipe, Ende letzten Jahres, mir wird schwindelig,
ich steh kurz auf, geh raus und der Schwindel verschwindet wieder. Keine Panikattacke, nichts. Ich fühl mich irgendwie erleichtert, Lithium hilft tatsächlich.
Am nächsten Morgen wache ich auf, hab das Gefühl, mein Nacken ist etwas verspannt, ich versuche ein paar Übungen zu machen und auf einmal lässt es einen Knall
und ich hab das Gefühl mir zieht es den Boden unter den Füßen weg. Zum ersten Mal konnte ich diesen bedrohlichen Schwindel reproduzieren, und die Panikattacke
blieb wieder aus.
Irgendwie öffnen mir die Erfahrungen die Augen. Angstschwindel ? Von Wegen, ich hab organische Schäden. Ich geh erneut zu meiner Hausärztin die mich endlich an
den Orthopäden überweist und der schüttelt nur den Kopf und schimpft weshalb ich nicht schon viel früher gekommen bin. Diagnose: "Schweres Schulter-Arm-Syndrom". Ich bekomme Fango und Manuelle Therapie verschrieben.
Und es hilft. Vorallem auf Fango spreche ich total an. Ich fühl mich nach 20 Minuten Fango besser als nach jeder Psycho-Therapie Sitzung. Meine Therapeutin ist
klasse weil sie mich und meine Symptome versteht und nicht alles in die Psycho-Ecke schiebt. Sie geht so gar weit, dass sie nicht ausschliesst dass die
Rückenprobleme bei mir für meine psychichschen Probleme verantwortlich sind. Gewagt.
Meine Symptome sind:
- Tinnitus (Piepsen, abends vor dem Einschlafen sogar rauschen) (nur links)
- Schmerzen die bis in den rechten Arm ausstrahlen (rechts)
- Probleme beim Rückwärts einparken, da ich den Kopf nicht wirklich drehen kann
- Plötzlich auftretender Schwindel nach langem Sitzen bzw. Stehen
- Plötzlich auftretende Herzryhtmusstörungen nach langem Autofahren die sofort wieder aufhören wenn ich den Körper kurz anspanne und entspanne
- Hin und wieder Atembeschwerden, vorallem morgens nach dem Aufwachen
- Nicht nur Tinnitus sondern auch Druck Gefühl im Linken Ohr, es ist 90% des Tages zu
- Kieferknacken und Schluckbeschwerden (Manchmal)
- Aussetzer beim Einschlafen (Gefühl kurzzeitig in Ohnmacht zu fallen)
Das Problem an der ganzen Sache ist, Schmerzen sind eher selten, die Störungen liegen eher im Vegetativen Nervensystem. Schmerzen kommen nur bei starker
Körperlicher Belastung zum Tragen. Solche Sachen wie Wohnung Putzen und Geschirr Spülen zählen da auch dazu, Sport geht im Prinzip gar nicht mehr, weil
alles was mir Spaß macht nur unter starken Schmerzen möglich ist. Neulich war ich auch mal Bowlen und da hab ich das Gefühl mir fällt der Arm ab.
Meine Physiotherapeutin meint dass die kurzzeitigen Herzryhthmusstörungen und die Atembeschwerden eher darauf hindeuten, dass neben HWS auf jeden Fall
noch ein BWS vorliegt. Sie meint, dass meine Probleme auf jeden Fall allesamt von der Wirbelsäule her kommen. Und nur die Reaktion darauf (also die
Panikattacken von den Depressionen kommen)
Hundertprozentig überzeugt davon bin ich noch nicht, aber ich teste das, ich suche meine Grenzen im Moment. Ich habe keine Angst mehr vor dem Autofahren
beispielsweise. Ich sage mir: "Du brauchst keine Angst davor haben, dass dir schlecht wird, denn dir muss schlecht werden. Wenn du ein HWS/BWS Syndrom hast
wird dir irgendwann schwindelig bei langem Autofahren". Und wenn es dann passiert, dann krieg ich keine Panik sondern ich freu mich, weil ich Recht hatte.
Wenn ich das nächste Mal zum Orthopäden gehe, werde ich ihn auch mal auf BWS ansprechen und das durchchecken lassen und wenn ein BWS neben HWS auch
noch da ist und das die Erklärung für meine Probleme ist, dann zünd ich ne Kerze an und sag meinen Depressionen bye
