Hallo Sunrise,
ich kann sehr gut verstehen, dass Du zu Deiner Hochzeit gerne wieder fit sein möchtest.
Eine Operation sollte allerdings gut überlegt werden, wenn es um die BWS geht. Die Operationen sind nicht ganz einfach aufgrund der umgebenden Knochenstrukturen (Rippen etc.) und lebenswichtigen Organe (z.B. Herz und Lunge) in der unmittelbaren Nachbarschaft.
Endoskopisch bedeutet in diesem Zusammenhang auch nicht gleich unkompliziert.
Auch die endoskopische transthorakale Discectomie (Methode von Dr. Rosenthal) ist in Umfang und Aufwand in keinster Weise mit Bandscheiben-Operationen an HWS oder LWS zu vergleichen. Da bei dem Zugang von vorne die Lunge im Weg liegt, lassen Anästhesist, Thoraxchirurge und Neurochirurge diese während der Operation kollabieren. Nach der Operation wirst Du dann eine Thoraxdrainage in den Pleuraspalt gelegt bekommen, die dafür sorgt, dass sich die Lunge wieder entfaltet. Nach 1-4 Tagen postoperativ wird diese dann entfernt in Abhängigkeit vom Zustand der Lunge.
Die Operation ist im übrigen auch mit einer ordentlichen Portion Schmerzen verbunden in den ersten paar Tagen. Man hat das Gefühl, als wären einem die Rippen gebrochen worden. Vor allem das Atmen ist dann sehr schmerzhaft. Wenn der erste Schmerz verflogen ist, geht es vielen Patienten nach einer solchen Operation relativ schnell wieder recht gut. Im Gegensatz zu den LWS-Patienten darf man nach dieser OP sitzen, solange man will. Es gibt weniger Einschränkungen.
Sollte eine Versteifung nötig werden, sieht der postoperative Verlauf natürlich etwas anders aus.
So, wie ich Dr. Rosenthal einschätze, wird er aber wohl eher nicht versteifen wollen.
Ich wollte Dich damit jetzt nicht einschüchtern und verschrecken, aber du solltest das einfach wissen. Dann kannst Du Dir besser eine Meinung bilden.
Ich selber wurde im Mai 2006 in Maastricht/Niederlande von Dr. Cornips operiert. Er hat eine Zeit lang mit Dr. Rosenthal zusammen operiert und die Methode auch von ihm erlernt. Ich wurde also selber auch endoskopisch transthorakal operiert. Ich hatte damals einen Massenvorfall bei Th5/Th6, der das Rückenmark massiv deformiert und komprimiert hatte. Die Operation war zwar erfolgreich bei mir, aber sie kam leider zu spät für mich, so dass ich nun eine inkomplette Querschnittslähmung ab Brusthöhe habe. Der Vorfall hat das Rückenmark zu sehr beschädigt. Nun habe ich noch zwei weitere kleinere Vorfälle bei Th4/Th5 und Th3/Th4. Meine OP-Narben (3 Stück a 3-4 cm) sind im übrigen fast in der Achselhöhle. Das wäre dann bei Dir wohl auch so.
Was das Niveau betrifft, sind wir allerdings durchaus vergleichbar.
Jetzt habe ich aber auch noch ein paar Fragen an Dich:
Was hast Du genau für Beschwerden?
Kannst Du mehr über Deine Bandscheibenvorfälle schreiben (Befund vom Radiologen)?
Willst Du und Dein Orthopäde beide Vorfälle operieren lassen?
Wie wurdest Du bisher behandelt?
Da der Vorfall bei Th4/Th5 recht hoch in der BWS liegt, wird man das sehr wahrscheinlich nicht mehr endoskopisch machen können, sondern über einen sternalen Zugang (offene OP über das Brustbein von vorne). Th5/Th6 ist laut meinem Operateur das Limit, was man noch endoskopisch machen kann. Auch dabei liegt das Schulterblatt schon sehr im Weg, so dass die Sicht durch das Endoskop nicht mehr sehr gut ist für den Chirurgen. Vorfälle in der oberen BWS sind eben auch sehr selten. So hoffe auch ich, dass meine anderen beiden Vorfälle mir nicht mehr Ärger machen.
Ich denke, Du tust prinzipiell gut daran, Dir mal eine Meinung bei Dr. Rosenthal einzuholen. Da Schmerzen alleine in der BWS oftmals keine OP-Indikation formen, könnte es also durchaus sein, dass Dr. Rosenthal ablehnt. Zunehmende neurologische Ausfälle sind hingegen eine OP-Indikation. Wenn bei dir allerdings die Schmerzen unbehandelbar sind mit konservativen Methoden, dann wäre eine OP in der Tat auch zu überwägen. Da die OP auch ein Risiko in sich birgt, solltest du es Dir dennoch gut überlegen.
Ich selber war nach meiner OP einmal bei Dr. Rosenthal und ich schätze ihn als sehr kompetent ein. Wie Martina aber schon gesagt hat, ist er teils wohl auch etwas kompliziert im Umgang. Als Patient muss man mit seiner Art umgehen können.
Wenn Du noch weitere Fragen hast bezüglich BSV, BWS und OP, dann stehe ich dir gerne mit Antworten zur Verfügung. Ich weiß ja selber, dass die Entscheidung nicht einfach ist. Wir BWS-Kandidaten sind eh Exoten und sollten zusammenhalten.
Ich drücke Dir die Daumen und würde mich freuen, mehr von Dir zu hören/lesen.
Liebe Grüße von Nicoline