Hi Hollie,
vielen Dank für die guten Wünsche.
Ich finde diese Entscheidung eigentlich gar nicht "so mutig".
Von 2000-letzten Nov. habe ich eine schlimme Bandikarriere durch gemacht. Ich habe seeeeehr viel Zeit im Krankenhaus verbracht, jede Menge Nächte gehabt, wo ich kein Auge zu bekam, Lähmungen in den Beinen und sonstwo, hilflose Docs erlebt, unzählige Therapien "durch gemacht" und wirklich eine sch..-Zeit erlebt.
Vor der Bandscheibengeschichte war mir meine berufliche Karriere am wichtigsten. Ich habe mir im Studium viel Mühe gegeben, gejobbt, hatte tolle Kollegen und Freunde. Plötzlich änderte sich vieles, als sich von einem Tag auf den anderen alles um "die Wirbelsäule" drehte.
Mir ging es körperlich und seelisch nicht gut (wie es ja bei fast jedem Bandi so ist!!!). Zum Glück habe ich einen Partner, der allzeit zu mir stand und steht. Ich habe plötzlich gesehen, wie "vergänglich" Werte sind, die mir davor so wichtig waren (Karriere, gewisse Freunde, Kollegen usw.). Damals schwor ich mir, dass ich in meinem Leben etwas verändern wollte. Der Wunsch nach einer eigenen Familie kam plötzlich durch und ließ mich (und auch meinen Mann) nicht mehr los. Vorher hatte ich mir diesbezüglich irgendwie nie so richtig Gedanken gemacht, da für mich die berufliche Laufbahn am wichtigsten war.
Anfang diesen Jahres ging es mir dann sehr, deutlich besser. Ich arbeitete wieder viel, die Freunde (auch die "oberflächlichen") kamen zurück und (fast) alles wurde wie früher. Dennoch machte ich mein inneres "Versprechen" wahr und entschied mich (natürlich zusammen mit meinem Mann) die Pille abzusetzen und es "drauf ankommen" zu lassen.
Es "klappte" sehr schnell und wenige Wochen später war ich schwanger. Nun gab es kein Zurück mehr! In der Anfangszeit waren es Sorge und Freude, die sich bzgl. dieser Neuigkeit in mir so auftaten. Die Schwangerschaft verlief jedoch bislang sehr gut und auch rückentechnisch geht es mir weiterhin gut. Ich hatte kaum Probleme (ein wenig Übelkeit in der Anfangszeit und eine dolle Magen-Darm-Infektion kürzlich), aber nichts schränkte mich im Alltag ein oder hinderte mich am "normalen" Leben, wie damals die Banscheibengeschichte. Von Woche zu Woche wurde ich mutiger. Wir flogen dann auch im August in den Urlaub (erstmals nach Jahren!!) und es war einfach nur herrlich. Die Sorgen wichen komplett....!
Inzwischen habe ich mich recht "breit" informiert und auch Gespräche mit den Docs geführt, die mir ebenfalls "Sicherheit" bei der ganzen Angelegenheit geben. Ich habe jederzeit das Gefühl einen kompetenten Ansprechpartner zu wissen, den ich im "Notfall" (der hoffentlich nicht eintritt) kontaktieren könnte. Alle kennen meine "Vorgeschichte" und können zur Not helfen bzw. raten, wo ich Hilfe bekomme.
So habe ich nun schwangerschaftstechnisch bzw. geburtstechnisch keine Ängste oder Sorgen mehr. Ich fühle mich in jeder Hinsicht gut betreut und der Rest ist eben "Glückssache" (wie bei einer "gesunden" Frau auch).
Die einzige Enttäuschung, die ich nun erlebt habe und an der ich noch ein wenig "knabbere" ist, dass ich meinen Job auf eine ziemlich "linke" Art zum nächsten 1. verloren habe. Der Grund ist wohl oder übel die Schwangerschaft.
Aber ich denke, dass dieses Problem sicherlich viele Frauen im Alter zwischen 20 und 40 haben.....! Unsere Gesellschaft ist eben wirklich nicht kinderfreundlich. Da kannst Du noch so viel im Vorhinein organsieren. Ich war schon dabei mich um einen Betreuungsplatz zu kümmern und hatte schon alles versucht zu regeln.....! Dennoch ist ja zu befürchten, dass ich nun die eine oder andere Woche (bes. nach der Geburt) ausfallen werde und das scheint wohl nicht tragbar zu sein, wenn man die Auswahl an anderen Kandidaten für diesen Job hat. Mein Pech! Ich hatte nur einen Zeitvertrag!
Na ja, werde ich mich eben nun mehr um mein Promotionsstudium und das "Mutter" werden kümmern.
Aber ich bin derzeit gesund (was ich ja auch in der Vergangenheit erst "richtig" schätzen gelernt habe) und bemühe mich, optimistisch in die Zukunft zu blicken......! Richtige "Sorgen" und "Nöte" habe ich derzeit zum Glück keine und kann diese Zeit doch recht gut genießen.
Es wird schon alles weiter gehen. Ich habe mich für diesen Schritt (Familiengründung) bewusst mit meinem Mann entschieden und war mir auch über die "mögliche" Konsequenzen bewusst!
Machen wir nun also das Beste aus allem
Du siehst, es ist nicht unbedingt Mut, der mich zu dieser Entscheidung trieb, sondern viel mehr eine veränderte Lebenssituation, in der ich mir plötzlich sehr gut vorstellen konnte meine eigene Familie zu haben (was vorher nicht der Fall war). Dafür bin ich nun auch bereit das Risiko erneuter Rückenprobleme (auch wenn ich INSTÄNDIG hoffe, dass alles glatt geht!!!) in Kauf zu nehmen und eben auch beruflich deutliche "Abstriche" zu machen. Auf der anderen Seite bekomme ich u.U. etwas einzigartiges, was das ganze Leben positiv verändert und einem vielleicht ganz andere Kräfte verleiht, als eine klasse Karriere, liebe Freunde und irgendwelche potentiellen "Reichtümer".
Dabei ist es natürlich die Gesundheit, die die Basis für alles ist!!!!
So, nun genug "philosophiert". Ich hoffe, dass Du verstehst, dass ich nicht besonders "mutig" bin, sondern diese Entscheidung tatsächlich durch die "schlimmen Zeiten" zu erklären ist, die ich wirbelsäulenmäßig durchgemacht habe und die meine persönlichen Werte total verändert haben.
Liebe Grüße und Dir alles Gute (bes. rückentechnisch)
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