meine Steigbügelplastik bzw. motorische Ersatzplastik ist jetzt ein bisschen mehr als ein Jahr her und ich bin zufrieden mit dem Ergebnis und froh, dass ich die Op gemacht habe. ABER man muss sich trotzdem bewusst sein, dass der Fuß nach wie vor gelähmt bleibt und es nur ein "Ersatz" ist und daher auch nicht ans Original heran kommt, trotzdem habe ich dadurch mehr Lebensqualität zurück bekommen können.
Ich kann nun gleichmäßig auf beiden Beinen stehen und beide gleich stark belasten, ich kann die Orthese weg lassen und zwei gleiche Schuhe tragen, ich kann den Fuß wieder gut heben und bleibe nirgends mehr hängen, ich kann wieder viel besser tanzen als zuvor, ich brauche keine Nachtlagerungsschiene mehr und meine Achillessehne verkürzt sich nicht mehr. Aber ich kann nach wie vor nicht den Fuß richtig abrollen, ich kann nicht rennen, nicht springen, nicht auf einem Bein stehen, nicht mit den Zehen etwas greifen, nicht ohne Hände in einen Schuh schlüpfen, nicht eine Sandale/FlipFlops beim Laufen oben halten, nicht auf den Hacken oder den Zehenspitzen stehen, ich kann keine schweren Dinge mehr tragen, ich habe Gleichgewichtsprobleme, Schmerzen, Gefühlsstörungen usw., dass sind die Dinge die geblieben sind.
Das Laufen an sich klappt gut, ich bin jetzt seit Ende letzten Jahres komplett ohne Orthese unterwegs und bin sehr froh, dass ich diese nicht mehr brauche

Der Fußsenkemuskel kann ich nach wie vor gut ansteuern und den Fuß auch runter drücken (Gas geben ist kein Problem), der einzige Nachteil der sich ergeben hat, was aber viel unwichtiger ist als die Fußhebung, ist dass ich den Fuß nicht mehr ganz so weit nach untern drücken kann wie vorher. Das liegt daran, dass die Tibialis posterior Sehne die auf den Fußrücken transplantiert wurde, sehr straff ist. Theoretisch könnte man die Sehne auch dehnen, so würde man weiter runter kommen, aber das ist kontraproduktiv, denn wenn die Sehne gedehnt und somit länger wird, wird auch die Fußhebung wieder schwächer werden, was wir ja nicht wollen.
Ja, ein Muskeln kann ich nicht mehr ansteuern, weil die Tibialis posterior Sehne dort ja entfernt wurde und zwar ist es der Muskel der für die Fußinnenrandhebung zuständig ist. Deswegen musste ich mir anfangs auch immer vorstellen, den Innenrand zu Heben, damit sich der ganze Fuß gehoben hat, inzwischen ist aber auch das nicht mehr nötig, weil mein Gehirn das umgelernt hat. Der Nachteil der sich daraus ergibt ist es, dass man nur noch ganz kurz auf einem Bein stehen kann. Da diese Sehne und der Muskel für das Balancieren auf einem Bein unter anderem verantwortlich ist. Es ist halt einfach ein Kompromiss, aber ich empfinde das nicht als schlimm, da ich es vorher mit der Lähmung und dem Spitzfuß auch nicht konnte, es ist daher für mich keine weitere Verschlechterung.
Des Weiteren wurde bei mir ein FDL-Transfer durchgeführt. Die kleine Zehenbeugersehne wurde entfernt und an die Stelle der entfernten Tibialis posterior Sehne transplantiert. Das hat den Hintergrund, weil man ohne Tibilais posterior Sehne einen Plattfuß bekommen würde, was wiederum ja auch große Probleme machen kann. Die FDL (ich glaub war flexum digitorus longum?) Sehne ist bei mir nur manchmal mit der Arbeit überlastet, also nach längeren Gehstrecken merke ich es schon am Fußinnenrand. Der Arzt meinte das ich weite Strecken mit Orthese laufen soll, dann sei das auch kein Problem, aber das mag ich nicht, ich mag die Dinger nie wieder anziehen

Im Großen und Ganzen kann ich die Op daher sehr empfehlen, aber es muss einem eben bewusst sein, dass der Originalzustand nicht mehr herzustellen ist und es nur darum geht, ein Stück Lebensqualität zurück zu gewinnen und es muss einem klar sein, dass dies ein sehr langwieriger Weg ist, es dauert sehr lange bis man wieder Muskeln aufgebaut hat und die verpflanzten Sehnen richtig angewachsen sind und nichts mehr passieren kann, diese Op ist nicht nach ein paar Wochen erledigt.
Wenn du weitere Fragen hast, nur her damit ;-)
Liebe Grüße