Hallo Aris,
im Prinzip hat Martina Dich ja schon super informiert und ich kann alle Ihre Beiträge nur bestätigen.
Allerdings möchte ich noch einige Ergänzungen machen und möchte Dir mal einige meiner Erfahrungen bezüglich BSV in der BWS und Rückenmarkskompression schreiben. Ich denke, es könnte hilfreich für Dich sein.
Die Schmerzen in der Brust kommen wohl ohne Zweifel von dem BSV Th11/Th12. Diese Schmerzen sind ganz typisch für einen BSV in der BWS. Es sind Nervenschmerzen im Verlaufe eines Interkostalnerven (Zwischenrippennerv), ausgelöst durch eine Radikulopathie (Schädigung/Irritation einer Nervenwurzel). Da bei Dir ja anscheinend durch die laterale (nach außen liegend) Lage des BSV die Nervenwurzel Th11/Th12 irritiert wird, sind diese Nervenschmerzen also leider die logische Konsequenz.
Ich kenne das selber nur zu gut aus eigener Erfahrung. Vor der Operation hatte ich diese schmerzen und leider bekam ich sie auch 3 Monaten nach der OP wieder und nun muss ich eben irgendwie damit leben.
Bei Deinem Befund halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass die Schmerzen im Oberschenkel von einer möglichen Rückenmarkskompression ausgehen. Ich denke da auch eher an die LWS als Ursache, wobei auch da der Befund nicht wirklich richtungsweisend und eindeutig ursächlich ist.
Spontan habe ich da bezüglich der Beschwerden an eine sogenannte "Meralgia paraesthetica" gedacht. Bei diesem Krankheitsbild kommt es zu einer Druckschädigung eines bestimmten Hautnerven des Oberschenkel am Durchtritt durch das Leistenband.
Hier mal ein Link dazu:
Meralgia paraestheticaEs wäre gut, wenn Du damit mal zu einem Neurologen gehen würdest. Der kann durch eine differenzierte Untersuchung aller Gefühlsmodalitäten (Schmerz, grobe Tastempfindung, feine Tastempfindung, Temperatursinn, Vibrationssinn...) und die genaue Ausbreitung/Lokalisation der Sensibilitätsstörung herausfinden, ob bei Dir eine sogenannte Meralgia paraesthetica vorliegt, oder ob eine andere Ursache vorliegen muss. Andere Ursachen können dann gegebenenfalls durch ergänzende Diagnostik ausgeschlossen/festgestellt werden.
Ich halte es bei Deinem Befund auch für relativ unwahrscheinlich, dass Deine Blasenstörung durch die LWS und/oder BWS ausgelöst werden. Zu Blasenstörungen kommt es meist erst, wenn wirklich schon eine erhebliche Kompression vom Rückenmark oder den Sakralnerven (S1-S3) vorliegt.
Hast Du auch Probleme mit der HWS? Ich Frage das, weil auch ein BSV oder Verschleiß der HWS zu Blasenstörungen führen kann.
Ansonsten kann ich dir nur anraten, Deine Blase mal von einem Urologen untersuchen zu lassen. Es kommen für Deine Beschwerden mit der Blase viele Ursachen in Frage. Eventuell hast Du auch einen Infekt der Harnwege, der dafür verantwortlich ist.
Nun werde ich dir einfach nochmal etwas über mich und meine Erfahrungen schreiben.
Also, ich bin 28 Jahre alt und habe nun seit 2 Jahren eine inkomplette Querschnittslähmung ab Brusthöhe aufgrund eines Massenvorfalles in der BWS (Th5/Th6).
Im Mai 2006 wurde ich in den Niederlanden (Maastricht/Dr. Cornips) zwar erfolgreich operiert, aber leider kam die Operation für mich etwas zu spät, wie sich während und nach der Operation herausstellte. Durch den enorme, verkalkten Bandscheibenvorfall wurde das Rückenmark über einen Zeitraum von mehreren Monaten wohl zu sehr komprimiert, so dass es nun leider zum Teil irreparabel geschädigt ist.
Es hat mehrere Gründe, weshalb ich letztlich zu spät operiert wurde:
- wurde lange Zeit von Ärzten aufgrund meines Alters un Vorgeschichte nicht ernst genommen
- der Befund wurde unterschätzt und falsch interpretiert
- falsche Annahme meines Operateurs, dass verkalkte Bandscheibenvorfälle sich in Form und ausmaß nicht mehr groß ändern können
(mein vorher mäßig großer BSV hatte sich innerhalb von 5 Monaten wider Erwarten zu einem Massenprolaps mit enormen Ausmaß verändert)
- lange Wartelisten für die OP in den Niederlanden
- Mangel an potentiellen Operateuren in den Niederlanden
Ich habe also schlichtweg enormes Pech gehabt, dass es so weit gekommen ist. Mein derzeitiger gesundheitlicher Zustand beruht in sich auf einer Verkettung von tragischen Fehlinterpretationen, ärztlichem Fehlverhalten und Mißverständnissen. Mein Massenvorfall und zwei weitere kleine, nicht-operierte BSV (Th3/Th4 und Th4/Th5) beruhen wahrscheinlich auf meinem Ski-Unfall vor 7 1/2 Jahren und sind somit traumatischen Ursprungs.
Was mir passiert ist, kommt insgesamt ganz extrem selten vor!
Mit den Ausfällen in Beinen und Oberkörper fing das bei mir eigentlich so richtig an im Januar 2006. Da bin ich häufiger gestolpert, verlor oft mein Gleichgewicht und konnte im Dunkeln nicht mehr sicher gehen, ohne zu stürzen (Ursache war eine verminderte Tiefensensibilität und somit eine spinale Ataxie). In den Wochen danach wurde das Gefühl (Sensibilität) in Beinen, Füßen und Oberkörper immer schlechter bis hin zur kompletten Taubheit und es entwickelte sich eine Spastik in beiden Beinen. Letztlich gesellten sich da dann noch massive Lähmungserscheinungen in Rumpf und Beinen dazu, wodurch ich kurz vor der OP eigentlich so gut wie nicht mehr laufen konnte. Ich konnte nur noch 10-20 Meter mühsam mit Hilfsmitteln laufen. Ansonsten war ich auf einen Rollstuhl angewiesen. Last but not least hatte ich erhebliche Blasenprobleme (enorme Mengen an Restharn, Harnverhalt, spastische Blase), einen atonischen Darm (gelähmter Darm mit massiver Verstopfung) und eine sexuelle Dysfunktion.
Nun, 2 Jahre nach der Operation, kann ich zwar wieder etwas besser laufen, aber ich werde immer eine Behinderung behalten. Noch bin ich auch an guten Tagen für etwas längere Abstände außer Haus auf meinen Rollstuhl angewiesen. Wegen meiner neurogenen Blasenstörung habe ich vor 1 1/2 Jahren einen Blasenschrittmacher (S3-Stimulator) implantiert bekommen, so dass ich da zum Glück nicht mehr so große Probleme mit habe.
Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich Dir erstmal von einer OP abraten! Auch, wenn es nicht zur Querschnittslähmung kommt bei der OP, so ist trotzdem noch lange nicht garantiert, dass Du hinterher schmerzfrei bist. Nur bei Schmerzen würde ich also echt von einer OP an der BWS abraten!!
Nach der OP war ich 3 Monate schmerzfrei und war natürlich total glücklich deswegen. Ich hatte alle meine Schmerzmedis abgebaut, bis ich dann am Ende meiner Reha wieder starke Nervenschmerzen entlang der Rippen im Brustkorb bekam. Da man an ein Rezidiv oder einen meiner anderen beiden Vorfälle als Ursache dachte, wurde sofort ein CT gemacht zur Kontrolle. Auf dem CT war nichts Überraschendes zu sehen, was meine plötzlichen Beschwerden erklären würde.
In den Wochen nach der Reha wurden die Schmerzen dann immer heftiger, bis sie schließlich wieder so stark waren wie vor der OP.
Da mein Operateur ja in den Niederlanden ist, bin ich letztes Jahr im Januar schließlich zu Dr. Rosenthal gegangen, um mal seine Meinung zu hören. Er konnte mir auch nicht sagen, woher die Beschwerden kommen. Allerdings sagte er mir, daß es postoperativ leider recht häufig zu Interkostalneuralgien kommen kann. Erhöht würde dieses Risiko noch durch die OP-Dauer. Meine OP dauerte leider relativ lange (fast 5 Stunden). Die Rippenspreizer und Trokare, die bei der OP zwischen die Rippen gedrängt werden, quetschen den Nerv dann quasi gegen die benachbarte Rippe. Dadurch kann der Nerv entweder irritiert oder beschädigte werden. Das verursacht dann die Schmerzen.
Jetzt habe ich Dir zwar einen ziemlichen Roman geschrieben, aber vielleicht kannst Du mit meinen Informationen und der Schilderung meiner eigenen Erfahrungen ja etwas produktives anfangen.
Ich wünsche Dir gute Besserung und ich würde mich freuen, weiter von Dir zu hören.
Bei weiteren Fragen kannst Du Dich auch gerne bei mir melden.
Und ansonsten hilft Dir Martina sicher auch gerne weiter mit Ihrer Erfahrung, die ja leider auch nicht nur positiv ist.
Liebe Grüße von Nicoline