Zitat (Ralf @ Freitag, 30.März 2007, 09:52 Uhr)
... also, wenn ich das mal so sagen darf, ich glaube nicht an ein Schmerzgedächtnis in dieser Form.
Ich kann da nur für mich persönlich sprechen, das Schmerzempfinden ist individuell, ich glaube auch nicht an ein Schmerzgedächtnis in der allgemein propagierten Form.
Ganz sicher bin ich ein sogenannter Schmerzpatient - der Schmerz ist latent, also immer vorhanden - für mich ist aber massgebend, wieviel Raum ich diesem Zustand in meinem Leben einräume.
Wenn ich Angst davor habe, dann wird er mich dominieren, umgekehrt dominiere ich ihn - ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich beherrschen lassen.
Die sogenannten Phantomschmerzen nach einer Amputation sind eine andere "Fakultät" - aufgetrennte Nervenenden, die ihr Signal-Echo "ich bin angekommen" suchen.
Es wurde aber bereits vor Jahren medizinisch nachgewiesen, dass, wenn die betroffenen Extremität vorher medikamentös "stillgelegt" wurde, es zu keinen Phantomschmerzen kommt - der Körper hatte sich quasi vorher von dem Körperteil verabschiedet. Das vegetative/unbewusste Nervensystem will offensichtlich betrogen werden - sei es durch Medis, oder durch den Willen. Adrenalin kann ich selber produzieren, das muss ich nicht kaufen ...
rügenlady
31 Mär 2007, 10:12
Guten Morgen,
Schmerzgedächtnis,-mit der Auslegung dieses Wortes machte ich für mich bei behandelnden Ärzten sehr unterschiedliche Erfahrungen-von...einem Ignorieren bis hin zu einer für mich guten Einstellung.
Im Verlauf der vergangenen 13 Jahre,in denen ich mit Schmerzmitteln Erfahrungen sammeln mußte,kam ich zu der Erkenntnis,daß ich häufig nicht in die Schublade eines Arztes passe.
So hörte ich,daß die Medikamentenpumpe mit Morphin bei vielen Patienten für die WS Schmerzen eingesetzt werden,Fentanylpflaster für die Schmerzen im Bein.Bei mir...ist es genau anders herum.
Inzwischen werde ich seit 9 Jahren sehr gut von meinem Neurochirurgen betreut und kann folgendes sagen:
Ich nehme so viel Schmerzmittel wie nötig,und so wenige Schmerzmittel wie möglich,-um sagen zu können,es geht mir -den Umständen entsprechend -gut.
Seit 4 Jahren hat sich meine Einstellung nicht verändert-darauf bin ich sehr stolz.
Gelegentlich höre ich davon,daß die Dosis bei Medikamentenpumpen immer höher eingestellt wird... Ich habe meine Dosis gefunden,und lebte gut damit.
Es gibt Zeiten...da,reicht diese nicht aus.Für den Notfall nehme ich zusätzlich orale Mittel ein-die Morphinmenge über die Pumpe jedoch konnten wir nach wie vor beibehalten.
Wenn Schmerzen längere Zeit ignoriert wurden,dauerte eine Behandlung bei mir sehr viel länger,bzw. wurde schwieriger.
Deshalb denke ich,sollte man professionell mit Schmerzen(die chronisch geworden sind) umgehen;einen Arzt finden,der den Betroffenen begleitet...ihn berät.
Entscheiden...sollte immer der Patient.
Jeder sollte/muß für sich selbst entscheiden ,was gut für ihn ist.
Mir persönlich nutzt langfristig eine niedrige oder keine Einstellung mit Schmerzmitteln nicht,dann habe ich keine Lebensqualität.
Diese Zeiten,diese Erfahrungen habe ich hinter mir.
Ich lebe jetzt...was später ist,weiß ich nicht...
Liebe Grüße von Rügen
Manuela
Lazarus
31 Mär 2007, 15:32
Kann Rügenlady nur zustimmen. Jeder ist als Individuum anders, muss seine/ihre Therapie finden.
Dass aber ein Phänomen existiert, dass sich mehr oder minder gut mit der Bezeichnung "Schmerzgedächtnis" umschreiben lässt, ist allerdings inzwischen nachgewiesen.
Das heißt nicht, dass jeder, der chron. Schmerzen hat, nach genau 6 Monaten ein solches entwickelt. Auch hier gibts ind. Unterschiede in der Neurophysiologie.
LG, Lazarus