Bandscheiben-Forum

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> Chronische Nervenschmerzen nach BSV L4/L5 – Was ka, BSV L4/L5 mit Kompression auf Nerv
Boerni1994
Geschrieben am: 15 Apr 2025, 09:08


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Hallo zusammen,

ich bin mittlerweile ziemlich verzweifelt und hoffe auf eure Erfahrungen und Tipps.

Ich hatte bereits 9 Bandscheibenvorfälle im L4/L5/S1-Bereich, beginnend mit einem doppelten Vorfall mit 14 Jahren beim Fußball – also auch genetisch vorbelastet. Trotzdem bin ich sportlich, habe eine athletische Figur, trainiere regelmäßig Kraft und Ausdauer, achte auf meinen Körper und denke, dass mein Core nicht schwach ist.

Aktueller Stand:
- Letztes MRT: Dezember 2024 → zeigt frischen großen BSV L4/L5 mit Nervenwurzelkompression, rechtsbetont.
- Symptome:
- Heftige Nervenschmerzen im rechten Bein, vor allem Oberschenkelrückseite und Wade.
- Keine Rückenschmerzen im klassischen Sinne, aber punktuell sehr empfindlich im LWS-Bereich.
- Keine Lähmungen, keine Fußheberschwäche (Neurologe bestätigt).
- Sitzen und Liegen in Embryostellung funktioniert, längeres Gehen ab 5000 Schritte/Stehen** führt zu Instabilität und Schmerzen.

Bisherige Maßnahmen:
- Tägliche Bewegung: Versuche täglich bis zu 5000 Schritte zu gehen, auch trotz Schmerzen.
→ An einem Tag mit 12.000 Schritten haben die Schmerzen danach ein neues Level erreicht – so schlimm war es seit September nicht.
- Physiotherapie: 2x die Woche Manuelle Therapie / KGG, zusätzlich 3x/Woche Ganzkörpertraining mit Übungen, die schmerzfrei machbar sind.
- Aufwärmen vor dem Training: 20–30 Minuten McGill-Übungen, Core & Mobility.
- Ergebnis: Keine Besserung, mal bleibt es gleich, mal wird’s schlimmer – besonders nach langem Stehen oder Spazierengehen.

Erfahrungen mit Ärzten & Physios:
- Ich war jetzt in 5 Monaten bei 3 verschiedenen Orthopäden, leider keiner mit fundiertem Wissen zu Sport, Kraft- oder Ausdauertraining.
- Eine Kortisonspritze im Februar hat gar nicht geholfen, eher sogar verschlechtert.
- Ein anderer Orthopäde hatte mir Einlagen für die Füße und einen Gürtel verschrieben + Infrarot, was selbst nach einem Monat nichts gebracht hatte
- PRT steht im Raum, ist aber noch nicht erfolgt.
- Neuer Orthopädentermin Mitte Mai, neues MRT ebenfalls geplant.
- Ein Neurochirurg empfahl direkt OP, ohne mich richtig zu untersuchen.
- War auch bei einem Neurologen, der von starken Schmerzmitteln abriet und sagte: Solange keine Lähmungen – weitermachen mit konservativer Therapie.

Schwierige Physio-Situation:
Ich hatte leider extrem wechselnde Therapeuten in einer großen Praxis in Düsseldorf – über zwei Monate lang jede Woche jemand anderes.
→ Hab mich schließlich beschwert und nun einen einigermaßen kompetenten Physio bekommen.
Vorher war ich verwöhnt, da ich nach meiner OP 2019 vier Jahre lang bei einem renommierten Privaten Physio war, der leider vor einem Jahr schwer erkrankte. In der Zeit hatte ich keinerlei Probleme – seitdem finde ich keinen vergleichbaren Therapeuten mehr.

Was ich suche:
Ich bin offen für neue konservative Ansätze. Aktuell überlege ich noch:
- PRT ja/nein?
- Hat jemand Erfahrungen mit Akupunktur,Glutenverzicht, **Neuraltherapie,Faszientherapie, etc.?
-Empfehlungen für gute Physios oder Ärzte im Raum Düsseldorf oder weiter (auch als Selbstzahler), die sich wirklich mit Bandscheibenpatienten auskennen und keine 0815-Programme fahren?

Ich möchte die OP wirklich vermeiden, solange keine neurologischen Ausfälle auftreten – aber ich weiß auch nicht mehr, was ich noch alles ausprobieren kann, da sich seit Monaten nichts verbessert. Mein Leben dreht sich nur noch um Schmerzmanagement – obwohl ich alles versuche, was ich tun kann.

Falls jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat, Tipps hat oder jemanden empfehlen kann – ich bin für jeden Hinweis dankbar!

Viele Grüße
Jan
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ragi123
Geschrieben am: 15 Apr 2025, 11:22


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Hallo Jan und auch an alle Forenmitglieder,

bisher bin ich in diesem Forum nur stille Mitleserin und danke auf diesem Weg für die vielen guten Informationen. Ich bin 74 Jahre alt, treibe aber seit 15 Jahren durchgängig viel Sport. Selbstverständlich ist das kein Vergleich zu einem sportlichen jüngeren Mann.
Auch ich habe Ärger mit L5/S1.

Aufgrund des Sports habe und hatte ich eine gute äußere Muskulatur, zumindest für mein Lebensalter. Aber die wirbelsäulennahe Muskulatur war trotzdem mau lt. MRT. Ich habe mittlerweile auch das MacGill-Buch gelesen. Aber die 3 von ihm empfohlenen täglichen Übungen hatte ich ohnehin seit Jahren dabei. Planks, Liegestütze und Co. waren für die innere Muskulatur nicht sehr ergiebig, - zumindest bei mir.

Was mir mehr für die wirbelsäulennahe Muskulatur gebracht hat, ist in der Physiotherapie Übungen nach Christine Hamilton. Da lernt man die speziellen Muskelgruppen (Multifidi und Transversus abdominis) separat anzusteuern und durch Halteübungen zu kräftigen. Ich war in einer osteopathischen Praxis, die das im Programm hatte. Diese winzig kleinen Übungen, die nach Pillepalle aussehen, haben bei mir zu mehr Rückenstabilität und damit zu einer erheblichen Schmerzlinderung geführt. Zum Erlernen dieser Übungen habe ich nur 2 Physiositzungen gebracht. Diese Übungen habe ich in den ersten 3 Monaten 3 x pro Tag je 10x gemacht. Jetzt mache ich zum Erhalt nur noch jeden 2. Tag je 1 x 10. Das dauert keine 10 Min.
Vielleicht wäre das auch eine gute Ergänzung zu Deinem Sportprogramm.

Liebe Grüsse
ragi

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Boerni1994
Geschrieben am: 15 Apr 2025, 15:34


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Liebe ragi,

vielen Dank für deinen Beitrag und das Teilen deiner Erfahrungen – wirklich beeindruckend, wie konsequent du über so viele Jahre aktiv geblieben bist!

Christine Hamilton war mir bisher tatsächlich noch kein Begriff, aber dein Bericht klingt sehr interessant. Einige der Übungen wie Bird Dogs, Dead Bug und ähnliche gehören seit Jahren fest zu meiner täglichen Mobility-Routine, auch weil ich ebenfalls mit L5/S1 zu kämpfen habe.

Gerade der Fokus auf die gezielte Aktivierung der tiefliegenden Muskulatur klingt nach einer sehr sinnvollen Ergänzung, auch wenn ich diese m.E. nicht unbedingt vernachlässigt habe. Ich werde mich definitiv mal näher mit den Übungen nach Christine Hamilton beschäftigen – danke für den wertvollen Hinweis!

Liebe Grüße
Jan
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Pauline69
Geschrieben am: 15 Apr 2025, 16:56


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Lieber Boerni,

zuerst einmal herzlich Willkommen bei uns im Forum!

Es tut mir sehr leid, dass Du, in Deinem jungen Alter, schon solch ausgeprägte Rückenbeschwerden hast.
9 Bandscheibenvorfälle sind (in Deinem Alter) schon Wahnsinn.

Ich selbst bin seit ca. 7 Jahren betroffen, habe 2 Operationen an der HWS (3 Cage) hinter mir und 2x lang anhaltende und stärkere Probleme an der LWS gehabt.
Ich habe 4x eine ambulante Reha, über 6 Wochen, gemacht.

Was wir in der Reha wirklich immer und immer wieder „gelernt“ haben, ist, dass die kleine Rückenmuskulatur die wichtigste Stabilsation für die gesamte Wirbelsäule darstellt.

Die kleine Rückenmuskulatur trainiert man mit allen Übungen, bei den man balancieren muss.
Im Rehazentrum sind das, das Wackelbrett, der Schwingstab, das Trampolin, jegliche Art von „halben Bällen“ auf denen man die verschiedenen Übungen durchführt.
Zu Hause kann man das ganz einfach machen, indem man sich eine weiche, zusammen gefaltete Decke auf den Fußboden legt, sich darauf stellt und immer wieder ein Bein für 30 Sekunden anhebt.
Auch im Einbeinstand Zähne zu putzen, ist dafür eine sehr gute und alltäglich durchführbare Übung.

PRT Spritzen würde ich auf jeden Fall versuchen.
Diese werden meist als Serie von 4-6 Injektionen, im jeweiligen Abstand von 2-3 Wochen durchgeführt.
Denn oft wirkt nicht sofort die erste Spritze, das verabreichte Cortison umspült, zielgenau, die aufgequollene Nervenwurzel.
Diese benötigt etwas Zeit, um dauerhaft abzuschwellen.
Damit sie von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden, müssen sie von einem Schmerztherapeutin verordnet werden.

Des weiteren sind Orthopäden nur sehr begrenzt die richtigen Ansprechpartner bei anhaltenden Problemen an der Wirbelsäule.
Wenn man Glück hat, gerät man an einen fähigen Orthopäden und für den Anfang, einer konservativen Behandlung, sind Sie in Ordnung.
Wenn man Glück hat, überweisen Sie aber auch zeitnah weiter, sobald ihr Teil der Behandlung seine Grenzen erreicht hat.
Die richtigen Ansprechpartner für Probleme mit der Wirbelsäule sind einzig und allein die Neurochirurgen!

Dabei würde ich persönlich immer zu einem Klinik Neurochirurgen raten, niemals zu einem niedergelassenen.
Große Kliniken, Kliniken in der Maximalversorgung, Unikliniken oder große Wirbelsäulenzentren haben einfach die bessere Erfahrung/Routine.
(und weniger Gründe, eventuell unnötiger Weise, zu operieren)
Meine persönliche Erfahrung ist, dass auch dort nur zu einer Operation geraten wird, wenn der konservative Weg als gescheitert angesehen wird, die medikamentöse Schmerztherapie weitgehend ausgeschöpft ist und es trotz aller konservativen Maßnahmen, auch nach circa sechs Monaten, zu keiner stabilen, akzeptablen Verbesserung gekommen ist.

Absolut richtig ist, dass eine wirkliche OP Indikation erst besteht, wenn es zu einem deutlichen Kraftverlust, im dazugehörigen Dermaton, gekommen ist.
Jedoch sind natürlich auch nicht kontrollierbare Schmerzen, die auf herkömmliche Schmerzmittel nicht mehr ausreichend anschlagen, grundsätzlich auch eine eingeschränkte OP Indikation.

Meine Empfehlung wäre, wende dich an ein großes Klinikum mit einer großen Neurochirurgie.
Diese bieten fast alle eine ambulante Sprechstunde an oder haben ein angegliedertes MVZ für Neurochirurgie.
Vereinbare dir dort einen Termin und höre dir an, wie sie deinen Fall beurteilen würden.
Je nach Gefühl, kannst du dich dann mit dem Ergebnis beschäftigen oder holst dir eine weitere Meinung, ein einer weiteren großen Neurochirurgie ein.

Zu den Punkten, Neuraltherapie, Akupunktur, Glutenverzicht, kann ich nicht sagen.
Eine Faszientherapie kann sehr hilfreich sein, da sie eventuell vorhandene, verklebte Muskulatur lösen kann.
Jedoch vermute ich, dass dies, in deinem Fall, nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein wird und nicht ausreichend hilfreich sein würde.

Viele Grüße,
Pauline
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blumi
Geschrieben am: 16 Apr 2025, 06:59


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Hallo Boerni,

ich würde mich meinen beiden Vorrednerinnen vollumfänglich anschließen.

Zusätzlich kann ich zum Thema Akupunktur sehr positive Erfahrungen berichten. Wichtig ist hierbei aber einen Akupunkteur zu finden der das wirklich kann. Die Bandbreite ist hier in Deutschland leider sehr groß, du kannst sowohl nach Wochenendkursen akupunktieren als auch nach einem Studium über viele Jahre in asiatischen Staaten oder der USA. D.h., du solltest vorher versuchen herauszufinden, ob derjenige, zu dem du gehst es auch wirklich kann. Die Wirksamkeit der Akupunktur ist bezüglich LWS ja auch in Studien belegt, demgemäß wird sie (zumindest 10 Sitzungen) auch von der Kasse übernommen.

Eine PRT halte ich, da es sich offenbar bei dir hauptsächlich um ausstrahlende Nervenschmerzen der L5-Wurzel handelt, auch für einen zielführenden Versuch. Diese sollte immer unter Bildgebung verlaufen.

Neuraltherapie kann sehr gut an Triggerpunkten Erleichterung bringen, das scheint aber, so wie du es beschreibst, nicht dein Hauptproblem zu sein.

Bezüglich Medikamenteneinnahme würde ich deinem neurologen nicht ganz zustimmen; es besteht bei längerfristigen Schmerzen immer die Gefahr der chronifizierung, d.h., der Schmerz besteht dann durch eine höhere sensibilisierung der Schmerzzentren und Leitungsbahnen weiter obwohl der eigentliche Schmerzreiz nicht mehr besteht. Chronische Schmerzen sind immer viel schwieriger zu behandeln als akute, deshalb ist es eher sinnvoll, akut ausreichend Schmerzmittel zu verordnen und da nicht so zurückhaltend zu sein, also lieber kurzfristig mehr, um langfristigen Bedarf zu vermeiden. Nervenschmerzen sind allerdings nicht mit Ibuprofen und ähnlichem (also NSAR/Coxibe) in den Griff zu bekommen. Dafür bräuchte es eher Medikamente wie Pregabalin oder Gabapentin, die langsam eindosiert werden müssen und ihre Wirkung meist erst nach 2 - 3 Wochen zeigen. Auch eine Cortisonstoßtherapie kann wirksam sein.

Eine glutenfreie Ernährung hat keine belegte Wirksamkeit auf Nervenschmerzen.

LG, Elke
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