Bandscheiben-Forum

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> nach OP - erneute Probleme, anderes Bein?!, Rezidiv, Nukleotomie, Neuropathie
FrauIngenieur
Geschrieben am: 19 Feb 2024, 10:08


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Hallo liebe Community,
Sehr plötzlich hat sich mir ein neues Problem aufgetan und da ich hier in der Vergangenheit sehr gute Erfahrung mit den Ratschlägen der Mitglieder machen durfte, möchte ich euch erneut um Hilfe bitten.
Kurze Historie:

- 2021/2022: BSV L5/L6 (Prolaps Juni 2022)
- 2021-2022 konservative Therapien, Heilmittelkombination, Rückenschule, weitere Physio
- Mitte 2022 Fußsenkerparese
- Nov 2022 Nukleotomie, fast querschnittsgelähmt
- Dez 2022 zweite OP, Revision
- chronologisch 2023: ambulante Reha, Physio, 3 Wochen Schmerzklinik, 2x Kaudalinfiltration, psychologische Schmerztherapie (bis jetzt)

Ich denke es liest sich raus - ich habe chronifizierte Schmerzen. Viele Ärzte haben mir lange nicht geglaubt, dass ich krank bin, da ich Schmerzen gut wegstecken kann und zu dem Zeitpunkt 23 Jahre alt war.
Nun ist das alles so wie es ist, die Therapiemöglichkeiten sind ausgeschöpft (das einzige was auf der Liste fehlt wäre eine periradikuläre Therapie) und ich arbeite in der Psychotherapie meinen Alltag mit Schmerzen sowie all das Erlebte auf. Soweit so okay.

Seit einer Woche nun plötzlich: Kribbeln auf der Fußsohle. Meine Nerven liegen wortwörtlich blank, es ist in meinem Zustand stark retraumatisierend.
Merkwürdiger Weise handelt es sich um mein anderes Bein, welches durch den BSV nie betroffen war. Was kann da los sein?
Überweisungsschein für den Orthopäden habe ich schon, ich mache nicht nochmal den gleichen Fehler!
Nichtsdestotrotz: Mir geht es überhaupt nicht gut damit und ich habe vor allem sehr große Angst.
Wie kann das sein, dass mir die Fußsohle des anderen Beins krabbelt, unter folgender Ausgangslage:

Durch die Nukleotomie habe ich nahezu kein Bandscheibengewebe mehr in dem Segment L5/L6! Aber eine kribbelnde Fußsohle kann doch nur vom S1 Nerv her rühren??
Das Rezidiv, was sich nach der OP gebildet hat, drückt nach letztem Erkenntnisstand her nicht auf die Nerven.

Vielleicht hat jemand eine Idee, was hier abgeht. Natürlich werde ich alles abklären lassen, aber wie schnell man in D Facharzttermine bekommt weiß man ja.

Vielen Dank im Voraus!
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blumi
Geschrieben am: 19 Feb 2024, 18:17


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Hallo FrauIngenieur!

Mit S1 liegst du nicht ganz falsch, wobei ein Teil der Fußsohle auch von L5 innerviert wird, es kommt also darauf an, wo genau sich das Problem abspielt.

Grundsätzlich hast du ja die Problematik, dass kaum mehr Bandscheibengewebe da ist auf der Etage. Dadurch hast du eine verstärkte Belastung auf die Wirbelkörper und Facettengelenke.
Erstere können Knochenanbauten bilden, um sich abzustützen, letztere künnen sich vergrößern, Wasser zwischen die Gelenkflächen einlagern oder sogar Zysten Bilden (das habe ich gerade und ärgere mich damit herum, weil die Zyste auf den Nerv drückt).

All das kann dazu führen, dass die Nervenwurzeln oder die Spinalnerven Stress bekommen und entsprechend reagieren.

Dazu kommt noch, dass sich durch die Veränderungen Mikroinstabilitäten oder sogar Gleitwirbel bilden können, di auch zu einer Verengung führen können.

Du bräuchtest ein aktuelles MRT, ggf. auch ein Funktionsröntgen. Wenn sich daraus ein Verdacht ergibt, wo da Problem liegt, könnte man vielleicht mittels gezielten PRTs schauen, ob sich das so auch bestätigt.

LG, Elke
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FrauIngenieur
Geschrieben am: 19 Feb 2024, 20:38


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Guten Abend Elke,

Vielen lieben Dank für die aufschlussreiche Antwort, damit hilfst du mir enorm weiter!
Über die Mikroinstabilitäten wurde ich in der Schmerzklinik aufgeklärt, darüber habe ich bereits nachgedacht - aber es für so unwahrscheinlich gehalten, dass es jetzt urplötzlich die andere Seite reizen sollte... Da meine linke Seite durch die langen Schmerzen quasi hypersensibel ist (so wurde es mir erklärt), nahm ich an, dass ich auch erst links stärkere Beschwerden haben müsste, bevor rechts was wäre.

Über die Knochenanbauten hat mich der Neurochirurg vor der OP aufgeklärt, daran habe ich aber überhaupt nicht mehr gedacht! :-(
Wenn das der Fall ist, kann man da überhaupt intervenieren? :-(

Gereizte Facettengelenke ist natürlich auch eine sehr plausible Idee, wahrscheinlich auch das am einfachsten zu Therapierenste?

Davon dass sich da Zysten bilden können habe ich aber noch nie gehört, das hört sich ganz schrecklich an! Wie gehst du da vor bei dir?

Liebe Grüße und gute Besserung!
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blumi
Geschrieben am: 20 Feb 2024, 07:31


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Hallo,

bei gereizten Facettengelenken (nennt sich dann oft auch aktivierte Facettengelenksarthrose) kann man diese gezielt infiltrieren. Oft hilft das ausreichend, wenn nicht ist es auch möglich eine Denervierung durchzuführen, d.h. mittels Wärme oder Kälte die kleinen Nervenfasern der Gelenke zu zerstören. Dann sind zwar die Gelenke immer noch verändert, tun aber nicht mehr weh.

Bei Verengungen durch Anbauten ist das etwas schwieriger: Da durch die Verengungen die Nervenwurzeln gereizt werden ist hier konservativ die Möglichkeit gegeben, mittels gezielter PRT-Serien an die Wurzel diese zu beruhigen und zum Abschwellen zu bringen. Manchmal erzielst du damit dauerhaften Erfolg, manchmal muss man das wiederholen, ggf. reicht das auch nicht und irgendwann steht eine erneute OP an. Das wäre aber eher ein Thema bei motorischen Einschränkungen.

Zysten sind nicht so häufig aber nervig (im wahrsten Sinne des Wortes). Im Prinzip bilden die sich genauso wie an anderen Gelenken auch durch Überlastungen. Ich hatte links 2019 einen Bandscheibenvorfall bei L4/5, der wegen einer Quadrizepsparese operiert werden musste. 2020 bildete sich dann rechts durch die Überlastung der Facette eine Zyste, Anfang des Jahres noch klein mit langsam zunehmenden ausstrahlenden Nervenschmerzen, im laufe des Jahres wurde die 11 x13 mm groß und verschaffte mir eine Fußheberparese mit OP-Notwendigkeit. Jetzt hatte ich wieder ähnliche, langsam zunehmndende L4-Wurzel-beschwerden links und daher ein MRT veranlasst. Wie ich befürchtete ist da wieder eine Zyste, jetzt noch klein, 4 mm, die Motorik ist entsprechend noch nicht ernsthaft in Mitleidenschaft ( ab und an schwächelt der Oberschenkel ein wenig, aber Treppensteigen geht problemlos). Ich versuche jetzt, durch PRTs Cortison an die entsprechende Stelle zu bringen, auf dass der Reizzustand zurückgeht und damit auch die Zyste (oder zumindest nicht größer wird). Es gibt wohl auch, sagte mir der Neuroradiologe, der bei mir die PRTs durchführt, die Option, die Teile, wenn sie größer sind, CT-kontrolliert anzupieksen und zum Platzen zu bringen mit einer laut einer Studie 50%-wahrscheinlichkeit, dass sie auch wegbleiben, zumindest, so meinte er, wird das in seinem Fachbereich zur Zeit als Option diskutiert. ansonsten bliebe mir, falls das Ding wieder größer wird, perspektivisch nur eine erneute OP, was dann aber eine Versteifung auf der Etage bedeuten würde.

Zusätzlich dazu gehört natürlich immer ein intensives Training der tiefen Rückenmuskulatur, Beckenboden und Bauchmuskulatur, da du die überlasteten Strukturen nur dadurch schonen kannst, dass du die anderen tragenden Säulen kräftigst.

LG, Elke
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FrauIngenieur
Geschrieben am: 20 Feb 2024, 13:13


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Hallo,

Eine Facettengelenksarthrose steht bei mir leider in meinem ersten LWS-MRT-Befund direkt als Diagnose dabei. War aber nur eine von vielen Sachen, der Befund ist fast eine A4 Seite lang vollgeschrieben.
Der Therapieansatz hört sich aber sehr gewinnbringend an, Schmerzfreiheit ist alles was ich gern wöllte.

Dass Zysten so ein wiederkehrendes Problem darstellen ist natürlich total doof, das hört sich an als seien die Problematiken die gleichen wie bei einem BSV selbst?? Oh man :-(

Ich sehe zu dass ich ein MRT machen lasse, ich hoffe die Ursache kann gefunden und behoben werden. Es ist so ein leidiges Thema.

Lieben Dank für deine Antwort
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