Bandscheiben-Forum

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> Vorfall L5/S1 mit Ausfallerscheinungen
Kati9009
Geschrieben am: 24 Sep 2023, 10:02


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Hallo Zusammen

Ich hatte im Jahr 2015 meinen ersten Bandscheibenvorfall im Bereich L5/S1 mit motorischen Ausfällen im rechten Bein und messbar akuten Denervationszeichen im Nerv. Daraufhin folgte eine Infiltration und die Beschwerden wurden langsam besser. Auch die Kraft im Bein kam fast vollständig zurück, ich spürte es nur noch nach grosser Belastung.

Seit März diesen Jahres kämpfe ich wieder mit Kraftproblemen in dem Bein, kribbeln im Fuss und teilweise Schmerzen. Diese sind aber aushaltbar. Ich bin seit dahin in der Physio. Der Neurochirurg stellte eine OP in den Raum, mein Wunsch wäre es aber natürlich, dies noch irgendwie konservativ in Griff zu kriegen.. Zur Spezifizierung: Gehen über 30min war problematisch, längere Autofahrten unmöglich und längeres Stehen hat mich komplett ausser Gefecht gesetzt.

Nun hatte ich vor 4 Wochen erneut eine Infiltration. Die letzte Woche hatte ich endlich das Gefühl, es geht wieder bergauf und ich konnte kleinere Strecken problemlos gehen. Am Freitag war ich nun aber ganztags unterwegs und bin an die 11km gelaufen. Ich hatte tagsüber schon bemerkt, dass die Schwäche wieder stärker wird, bin aber davon ausgegangen, dass dies nach dem Muskelabbau normal ist und am nächsten Tag wieder weg ist.. Ist es leider nicht, seit dahin habe ich wieder grössere Probleme beim Gehen..

Nun bin ich an einem Punkt wo meine Frustgrenze nicht mehr so gross ist und ich nicht mehr weiss, was ich machen soll. Erneute Infiltration? Zeit geben? Doch OP?

Der Bandscheibenvorfall an sich ist nicht all zu gross, auf dem Bild ist auch der Nervenkontakt nur leicht zu sehen. Das war allerdings im 2015 auch schon so und der Nerv war messbar geschädigt.. Ich bin zudem "erst" 32 und habe Bammel, dass bei der OP was schief geht und das ganze am Ende noch schlimmer wird.

Hat jemand ähnliche Probleme gehabt und irgendwelche Tipps?
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Pauline69
Geschrieben am: 24 Sep 2023, 11:38


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Hallo Kati,

die Frage ist nicht so ganz einfach zu beantworten.

Das Wechselspiel zwischen besser und schlechter ist eigentlich ein gutes Zeichen.
An den besseren Tagen zeigt es sich, dass der Nerv dabei ist, sich zu erholen.
An den schlechteren Tagen hast Du, vermutlich am Vortag, zu viel gemacht, der Nerv ist gestresst und zeigt es Dir.

Solange es kein stetiges Bergab ist, solltest Du versuchen, es konservativ zu behandeln.
Da Du noch sehr jung bist, kann Dein Körper das sicher gut schaffen.
Nach einer Operation wird die operierte Stelle immer eine Schwachstelle bleiben und die Statik Deiner gesamten Wirbelsäule wird sich dadurch verändern.
Die Probleme werden also nach einer Operation nicht weniger, sondern langfristig eher mehr.

Motorische Ausfälle sind grundsätzlich eine OP Indikation, solange sie aber behandelbar sind, also auf die Behandlung ansprechen und sich wieder zurückbilden, keine echte OP Indikation.
Letztendlich entscheidet Dein Leidensdruck über eine OP.

Ich kann nur aus meiner Erfahrung sagen, ist der Leidensdruck hoch (hoch genug), haderst Du nicht mehr mit einer OP, sondern sehnst sie herbei. Solange das nicht der Fall ist, würde ich auch keine OP in Erwägung ziehen.
Der Gedankengang, nach einer OP ist schnell alles wieder gut, ist leider oft nicht richtig.
Dann fängt der Weg der Therapien oft erst richtig an.

Viele Grüße
Pauline


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Kati9009
Geschrieben am: 24 Sep 2023, 12:15


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Es wird halt irgendwann frustrierend, wenn nichts so 100% anschlägt.

Ich hoffe, es ist jetzt nach letztem Freitag nur ein "Wechselspiel" und es geht wieder aufwärts, im Moment ist es fast wieder wie vor der Infiltration.

Aber das was du mit der OP sagst war eben bis anhin auch immer meine Meinung, wenn ich mit Anfang 30 schon beginne da rumoperieren zu lassen, wie sieht der Rücken dann mit 60 aus.. Aber auf einen irreparablen Nervenschaden habe ich auch keine Lust.
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Pauline69
Geschrieben am: 24 Sep 2023, 14:20


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Hallo Kati,

einen irreparablen Nervenschaden gilt es natürlich zu vermeiden.
Aber das merkst Du, es käme zu einer immer stärker werdenden Lähmung, bis hin zum völligen Verlust der Kraft. Aber, auch wenn dieses eintreten sollte, ist noch nichts verloren, Nerven erholen sich auch wieder.
Erst wenn dieses über einen zu langen Zeitraum nicht behandelt werden würde, käme es zu bleibenden Schäden.

100% hast Du leider auch nicht nach einer Operation!
Je nachdem, was gemacht werden würde, gibt es Einschränkungen.
Und der Weg, nach einer Operation, ist auch von Geduld geprägt.
So darf man nach einer Operation, an der LWS, die Wochen danach nur wenig sitzen, nichts heben und nichts tragen und sehr vorsichtig sein, bei allen Drehbewegung.
Die Gefahr, dass Bandscheibenmaterial nachrutscht ist gegeben.
Käme es dazu, wäre es dann eine Rezidiv OP. Mit jeder OP wird das Bandscheibenfach flacher, weil immer mehr Bandscheibenmaterial fehlt. Das würde wiederum zu Problemen an den Facettengelenken führen und es kommt zu einer Facettengelenksarthrose.
- nur um mal mögliche Begleiterscheinungen einer Bandscheiben OP zu nennen -

Natürlich kann auch alles gut gehen und Du bist, erstmal, alle Probleme los.
Solange Du keine ganz eindeutige OP Indikation von Deinem Neurochirurgen erhältst, würde ich nicht mit dem Gedanken spielen.

Viele hier im Forum haben seit vielen, vielen Jahren, manche seit Jahrzehnten, Schmerzen an den Bandscheiben und am Rücken. Die meisten hier, nach diversen OPs und Folge OPs.
Die Schmerzen werden nicht mehr weichen, man kann dann nur noch versuchen, mit Schmerzmitteln den Alltag und Arbeitsalltag zu bewältigen.
Das ist wirklich frustrierend, weil sicherlich alle mal gedacht haben, nach der OP ist alles wieder gut.

Was läuft noch therapeutisch bei Dir?
Kortisonstoßtherapie? PRT Infiltrationen, Physiotherapie?

Viele Grüße
Pauline
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Mina75
Geschrieben am: 24 Sep 2023, 18:15


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Im Einzelfall kann es auch mal recht zügig gehen, dass sich ein Schaden festsetzt, den auch eine OP nicht mehr gänzlich beheben, sondern nur noch eindämmen kann. Zumal "abgestorbene" Nervenanteile nur sehr langsam und m.W. auch nur für ca. 2 Jahre nachwachsen. d.h. die maximal mögliche Regeneration ist von vornherein limitiert. Es kann daher sein, dass sich nicht alles an Nervenschaden in dem Zeitfenster regeneriert und somit immer mehr oder minder stark ausgeprägte Schäden (z.B. Muskelschwäche(n) bzw. Muskelschrumpfung) bestehen bleiben.

Wenn die Probleme schon vor Jahren bestanden bzw. schon früher eine Nervenschädigung neurologisch nachgewiesen wurde, jetzt erneut Probleme aufgetreten sind und von neurochirurgischer Seite bereits eine OP vorgeschlagen wurde, würde ich persönlich eine operative Lösung zumindest erwägen. Prinzipiell schief gehen kann bei einem operativen Eingriff immer viel, wenn man z.B. einen schlechten Operateur hat, die Indikation unpassend ist, das gewählte Implantat nicht geeignet ist bzw. nicht ausreichend erforscht oder Ähnliches.

Mir selbst hat es bei der nicht einfachen Entscheidungsfindung pro/kontra OP sehr geholfen, die Frage nach etwaigen negativen Folgen im Sinne eines Perspektivenwechsels auch einmal andersrum zu stellen und zu überlegen, was im Fall dessen, dass man sich gegen eine OP entscheidet, an möglichen Folgen droht. In meinem Fall wären das sehr wahrscheinlich noch ausgeprägtere, bleibende Muskelatrophie bzw. Muskelschwächen in den betroffenen Körperteilen gewesen, als damals ohnehin schon durch die akute Wirbelsäulenproblematik bestanden. Das wollte ich für mich nicht, daher habe ich mich nach gründlicher Abwägung schlussendlich operieren lassen.

Ich war übrigens bei meiner ersten Wirbelsäulen-OP 31 Jahre alt (bin mittlerweile 48).

Bearbeitet von Mina75 am 24 Sep 2023, 18:16
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Lulu
Geschrieben am: 24 Sep 2023, 21:52


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Ich denke auch, dass eine OP immer der allerlallerletzte Schritt sein sollte.... Wenn nix mehr geht und alles Konservative ausprobiert ist. Ich habe es bereits 3 x hinter mir. 2x LWS, 1x HWS. Ich habe mich lange gequält, bis die Entscheidung fiel (Lws , da sackte mir zum Schluss jeweils ein Bein weg, Hws hatte ich unendliche Schmerzen, nix half mehr und ich konnte mir kein Brötchen mehr schmieren) aber im Nachhinein war es für mich die richtige Entscheidung. Mir ging es deutlich besser. ...aber Pauline hat recht: Baustelle bleibt Baustelle.

Meine 2. Lws Spondylodese war 2016, die 1. 1993 .(da war ich 37 Jahre)
Jetzt habe ich erneute heftige Probleme in der Lws mit Ausstrahlung Gesäß und Bein-Bereich, so dass ich letzte Woche in der Charité vorstellig wurde. Hoffentlich fällt dem Professor noch eine Lösung ein.
Nun erfolgt eine genaue Diagnostik und dann hoffe ich das Beste!

Alles Gute!
Lulu

Bearbeitet von Lulu am 24 Sep 2023, 21:54
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blumi
Geschrieben am: 25 Sep 2023, 09:56


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Hallo Kati,

Vielleicht könnte dir eine neurologische Abklärung mit EMG, so wie es bei deinem letzten BSV ja wohl erfolgt ist, auch eine gute Entscheidungsgrundlage bieten.
Bis auf meinen BSV L4/5 hatte ich das immer machen lassen in notwendigen Entscheidungs-Situationen und es war für mich immer auch eine gute Grundlage, auf deren Basis ich die Entscheidung konservativ zuwarten versus operative Herangehensweise treffen könnte.
Bei dem L4/5- Vorfall war es eindeutig: nach 5 Monaten konservativer Therapie ( die auch eine gute Besserung brachte) könnte ich auf einmal keine Treppe mehr hoch geschweige denn runter laufen - da war die Indikation für mich klar. Hat sich aber, bis auch eine dezente Schwäche, gut erholt.

LG, Elke
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Kati9009
Geschrieben am: 27 Sep 2023, 17:49


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Hallo Zusammen

Vielen Dank für die vielen Antworten und Inputs, das hilft mir sehr weiter! Ich habe bei den Neurochirurgen manchmal das Gefühl, die wollen relativ schnell operieren, darum hilft es, von Betroffenen selbst die Erfahrungen zu lesen.

Genau also ich hatte vor 4 Wochen eine PRT Infiltration. Diese hat, so hatte ich das Gefühl, auch Wirkung gezeigt, bis eben auf die Überlastung von letzter Woche. Seit dem habe ich bei Belastung auch im linken Fuss das Gefühl, dass die Kraft ein wenig abnimmt, das ist neu. Auf den MRT Bildern ist die linke Seite wohl schlimmer, ich hatte dort aber noch nie Probleme. Wenn plötzlich in beiden Beinen Ausfallerscheinungen da sind wird schwierig.

Ich hatte vor 2 Monaten eine ENG, dort war alles normal. Mein Arzt meinte, dass Veränderungen dort wohl aber erst ab ca 70% Schädigung sichtbar sind und da ich bereits früher eine hatte kann es sein, dass der Nerv stärker reagiert, auch wenn die Messung noch normal ist.

Hat von Euch jemand eine Reha VOR OP gemacht? Könnte sowas helfen oder hat es jemandem geholfen? Ich finde es teilweise enorm schwierig diese Beschwerden mit einem 100% Arbeitspensum und den Therapien unter einen Hut zu kriegen.
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blumi
Geschrieben am: 27 Sep 2023, 18:29


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Hallo Kati,

besser als eine Reha fände ich einen Aufenthalt in einer Schmerzklinik, was z.T auch innerhalb einer Tagesklinik stattfindet.

Ich habe das zuletzt im Mai/Juni gemacht (Berlin-Lichtenberg, manuelle Medizin und Schmerztherapie) und das war sehr effektiv, mit viel bewegung, Physio, Neuraltherapie, Manueller therapie, psychotherapeutischen Verfahren, Entspannungstechniken etc.

Es geht mir seit dem deutlich besser, so etwas ist immer einen Versuch wert.

LG, Elke
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Kati9009
Geschrieben am: 27 Sep 2023, 19:05


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Was genau ist der Unterschied einer Schmerzklinik zur Reha?

Ich war selbst mal in einer Reha nach einem Unfall und hatte ein ähnliches Programm (Physio, Muskelaufbau, Osteo, Bäder etc). Dagegen hatte ein Kollege, welcher in der Schmerzklinik war jenachdem nur 2-3 Therapien pro Tag.
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