Bandscheiben-Forum

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> Vorstellung / BSV mit Sequestration L4/L5
Tom0711
Geschrieben am: 15 Jul 2022, 10:27


Neu hier
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Hallo,

ich bin neu hier und wollte mich und meine Bandscheibe kurz vorstellen.

Ich bin Thomas, 46 und kämpfe seit Februar mit einer meiner Bandscheiben.

Ich hatte Anfang Februar leichte Rückenschmerzen und morgens leichte Schmerzen im linken Bein. Da ich ähnliches, allerdings ohne die Beinthematik, vor 1,5 Jahren schonmal hatte, habe ich die Übungen, hauptsächlich Dehnübungen, die mir damals geholfen hatten wieder gemacht. Bis Anfang März war dann auch alles wieder ziemlich gut, bis ich auf einmal so starke Rückenschmerzen hatte, dass ich mich nicht mehr aufrichten konnte.

Ich bekam in der Notfallpraxis Schmerzmittel, konnte die nächsten Tage auch wieder spazieren gehen und war 1,5 Wochen später beim Orthopäden, der mich erstmal ins MRT schieben ließ. Dort zeigte sich ein BSV L4/L5 mit Sequestration. Der Sequester hat sich nach oben linksseitig hinter L4 verschoben und saß da.
Auswirkungen sind/waren:
-Fußheberschwäche links, Schmerzen im Rücken und linkem Oberschenkel. Im späteren Verlauf situationsabhängig starkes Stechen an der Außenseite des linken Oberschenkels.

ich bekam Prednisolon für 8 Tage, Physiotherapie und Elektrotherapie. Es ging dann langsam bergauf, bis ich Ende Mai mehr oder weniger Symptomfrei war. Auch Radfahren, was ich bisher sehr viel gemacht hatte, hatte ich wieder angefangen und es tat mir gut, sowohl körperlich als auch mental.

ABER:
Ende Mai fuhr ich mit Freunden eine weitere Ausfahrt (ca. 70 km, 1000 hm). Für mich eigentlich nichts besonderes und ich hatte zum Ausprobieren ob das geht auch die Wochen zuvor schon ähnliche Touren (die längste 60 km, 500 hm) gemacht, ohne Probleme.
Nach der letzten Tour merkte ich aber schon ein Ziehen im Quadriceps, Tractusband und Schmerzen im Knie. Die nächsten Tage stand noch eine kleine Wanderung und 2 Tage Stehen auf der Messe an. Danach hatte ich das Gefühl, dass mir in der Leiste die Sehnen beim Laufen abreißen. Ich hatte aber keine Rückenschmerzen!
Die folgende Woche konnte ich eigentlich nicht Stehen oder Laufen. Wir waren da (Pfingstferien) auf einem Campingplatz und selbst die 150m zum Duschhäuschen musste ich mit dem Fahrrad zurücklegen.

Mein Orthopäde vermutete eine Überreizung des Tractus und wir haben erneut ein MRT anfertigen lassen. Leider nur von der Hüfte, der L4/L5 ist leider nicht zu sehen. Da keine Entzündung im Oberschenkelbereich vorhanden war, wäre es rückblickend natürlich sinnvoll gewesen, gleich etwas weiter hoch zu scannen um den aktuellen Zustand der Bandscheibe bewerten zu können. Es zeigte sich jedenfalls ein atropher Gluteus Minimus.

Nach erneuter Cortisoneinnahme ist mein Zustand mittlerweile wieder einigermaßen. Ich trainiere gezielt die linke Hüftmuskulatur. Morgens schmerzt das Bein noch ziemlich, ich brauche dann einen Spaziergang und der Rest des Tages ist dann ganz ok.

Soviel zu meiner "Geschichte".

Ein paar Fragen hätte ich aber noch:

1. Ich stelle mir schon länger die Frage, ob es Möglichkeiten gibt zu unterschieden, ob Schmerzempfindungen erst an der Nervenwurzel entstehen oder ob mir tatsächlich der Muskel schmerzt? Mit Sicherheit entstehen hier "muskuläre Schieflagen" sämtlicher Art, so dass auch hier Ursachen für Schmerzen zu erwarten sind. Die Außenseite meines Quadriceps fühlte sich jedenfalls zeitweise an wie ein Stück Holz. Die Schmerzen dort sind m.E. also wirklich "vor Ort" entstanden.

2. Was vermutet Ihr als Ursache für meinen Rückfall nach der Fahrradtour?
Ich ziehe mehrere, vielleicht auch Kombinationen, Möglichkeiten in Betracht:
a. Eine Überlastung der Beinmuskulatur, die durch die beeinträchtigte Ansteuerung bereits vorgeschädigt/überlastet war.
b. Ein Nachrutschen von Bandscheibenmaterial, wobei ich wie gesagt keine Rückenschmerzen hatte.
c. Ein Wandern des inzwischen geschrumpften und daher evtl. mobileren Sequesters mit Reizung anderer Nervenbereiche. Falls dies der Fall ist, wie oft passiert das noch? Was kann ich tun um das zu vermeiden?

3. Was wären für euch Anzeichen, dass der konservative Weg für mich nicht funktioniert? Mein Ziel wäre schon, nächstes Jahr wieder viel Rennrad fahren zu können. Für dieses Jahr habe ich das, bis auf evtl. gemütliche Touren in der Ebenee erstmal gestrichen. Vorerst würde ich mich mit einem schmerzfreien Alltag begnügen.

Gruß, hallo und auf viele spannende Diskussionen
Thomas
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paul42
Geschrieben am: 15 Jul 2022, 11:51


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Hallo Tom0711

Willkommen im Forum

Eigentlich bräuchstet du jetzt wirklich ein neues MRT und die fachärztliche Meinung eines NC.

So wie beschreibst hat es sich leider nochmal verschlechtert.

Las dich körperlich gründlich untersuchen, ob Reflexe und Zehen- und Hackenstand funktionieren.
Auch der Kraftgrad im Fuss muss geprüft werden.

Es sollte geprüft werden, ob der Sequester nun abgerissen ist.

Null Rückenschmerz aber Schmerzen in den Beinen insbesondere Kniekehlen sind mir gut in Erinnerung und auch die Wegstrecken die du beschreibst.

Zu deinen Fragen:

1. Die Ursache liegt im Rücken, weil BS Material Nervenwurzeln bedrängt, so daß die Muskeln nur noch diffus angesteuert werden können. Die Muskeln sind ja immer noch die gleichen aber der neurologische Impuls hat sich durch Nervenirritation verändert.

Ewig lange darf man den Nerv aber nicht reizen, weil sich dann dauerhaftes gemindertes Leistungsvermögen einstellen kann.

Es wird auch Zeit das du einen Neurologen zu Rate ziehst.

2. Dein sportliches Programm ist in deiner Situation vermutlich viel zu ambietioniert.
Durch das nach vorne Radfahren entlastet du zwar den Spinalkanal, aber das Stehen und gehen scheint viel schlimmer zu werden.

3. Der konservative Weg ist gefährdet wenn Zehen und Hackenstand oder Reflexe nicht mehr richtig funktionieren. Ein gemindeter Kraftgrad im Fuss sind alles Anzeichen das die bedrängten Nerven in Ihrer Funktion erheblich eingeschränkt sind.

Wenn dir beim Laufen das Knie wegsackt oder du beim Treppensteigen an den Stufen hängen bleibst sind das erste Anzeichen das sich Lähmungen im Bein einstellen

Gerade freie BS Sequester sind oftmals eine OP Indikation.

Jetzt solltest du klären, ob du bereits alles konservative bereits ausgeschöpft hast.

Ein NC hat viel mehr Möglichkeiten als ein Orthopäde dir noch konservativ zu helfen.

Allein mit noch mehr Sport kommst du leider nicht mehr weiter.

gute Bessserung

paul42

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Tom0711
Geschrieben am: 15 Jul 2022, 12:20


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Hallo Paul,

danke für die Antwort erstmal.

Vielleicht zur Präzisierung meiner Situation:

In den letzten Wochen besteht eine deutliche Besserungstendenz, sowohl was Schmerzen angeht, als auch nach Training meines Fußhebers was die Kraft angeht.

Zitat


1. Die Ursache liegt im Rücken, weil BS Material Nervenwurzeln bedrängt, so daß die Muskeln nur noch diffus angesteuert werden können. Die Muskeln sind ja immer noch die gleichen aber der neurologische Impuls hat sich durch Nervenirritation verändert.


Dass die grundsätzliche Ursache für die Schmerzen im Rücken liegt ist mir klar. Ich vermute aber, dass es Schmerzen gibt, die tatsächlich im Muskel entstehen, weil dieser verkrampft ist, aufgrund der "Fehlansteuerung" des Nervs und dass es Schmerzreize gibt, die direkt an der Nervenwurzel entstehen und mit dem Muskel selber nichts zu tun haben. Die Frage mag erstmal akademisch erscheinen, spielt aber für mich bei der Behandlung eine Rolle. wozu soll ich einen Muskel massieren, mit der Faszienrolle traktieren, kühlen/wärmen, wenn der Schmerz erst an der nervenwurzel entsteht? Andersrum wäre es blöd, dem Muskel ncihts gutes zu tun, weil man glaubt, der Schmerz entstünde erst "im Rücken"?


Zitat


2. Dein sportliches Programm ist in deiner Situation vermutlich viel zu ambietioniert.
Durch das nach vorne Radfahren entlastet du zwar den Spinalkanal, aber das Stehen und gehen scheint viel schlimmer zu werden.


Das sportliche Programm habe ich nach dem Rückfall komplett eingestellt, erst seit dieser Woche gehe ich wieder spazieren. Das werde ich erstmal so beibehalten, bzw. in aufrechterer Sitzposition gemütlich kleinere Radfahrten machen. Meine radsportlichen Ambitionen hab ich für dieses Jahr gestrichen.

Zitat


3. Der konservative Weg ist gefährdet wenn Zehen und Hackenstand oder Reflexe nicht mehr richtig funktionieren. Ein gemindeter Kraftgrad im Fuss sind alles Anzeichen das die bedrängten Nerven in Ihrer Funktion erheblich eingeschränkt sind.

Wenn dir beim Laufen das Knie wegsackt oder du beim Treppensteigen an den Stufen hängen bleibst sind das erste Anzeichen das sich Lähmungen im Bein einstellen


Ich kann im Stehen mit beiden Füßen gleichzeitig auf die Hacken stehen. Einbeinig auf dem rechten Fuß geht dies auch, beim Linken kann ich mich gerade so nicht auf der Ferse halten. Sowohl Orthopäde als auch Physiotherapeutin haben die Kraft beider Beine geprüft, nicht mittels Kraftmesstechnik aber durch Gegenhalten und hielten Beides nicht für bedenklich. Wie gesagt, nach dem Rückfall, der wirklich sowohl was Schmerzen angeht als auch psychisch schlimm war, habe ich momentan eine deutliche Besserung.

Knie wegsacken hatte ich einmal beim Fußballspielen mit meinem kleinen Sohn, als ich nur auf dem linken Bein gelandet bin. Aber auch nicht so, dass ich gestürzt wäre. Seitdem nichts mehr, Kniebeugen gehen gut.

Meinst Du trotzdem ich sollte weitere Untersuchungen machen lassen, bzw. Ärzte aufsuchen? In 2 Wochen habe ich den nächsten Termin bei meinem Orthopäden.
Cortisoninjektionen hatte ich bisher nicht, das wäre laut ihm der nächste Schritt, falls notwendig.

Ich hatte ein Telefonat mit ein Bekannten eines Freundes, der Neurologe ist. Ich hatte ihn nach Messung der Nervenleitgeschwindigkeit gefragt. Er meinte aber, da würde man vermutlich das rausbekommen, was man ohnehin aufgrund des bisherigen Befundes schon wüsste, nämlich, dass L4-Nervenwurzel beeinträchtigt ist.

Zu deinem Hinweis zu den konservativen Möglichkeiten: die sind sicher noch nich ausgeschöpft. Wie gesagt, noch keine Injektionen, Cortison bisher nur Oral.

Trotzdem einen Neurochirurgen hinzuziehen oder noch weiter abwarten? Ausgehend vom aktuellen Zustand weiter graduelle Besserung abwarten wäre kein Problem für mich. Noch so einen Rückfall brauche ich aber sicher nicht. Daher ja auch dieses Jahr erstmal kein Sport mehr.

Thomas





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