Bandscheiben-Forum

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> Sollte HWS operiert werden oder nicht?
dirtyclint
Geschrieben am: 12 Aug 2017, 10:36


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Hallo,

vorab: ich hoffe, mein wohl etwas längerer Text schreckt nicht ab und ich bekomme hilfreiche Antworten. Schonmal vielen lieben Dank an dieser Stelle!

Mein Beitrag soll auch gleichzeitig als Vorstellung dienen, wenn das ok ist.

Ich bin männlich, 38 Jahre alt, sportlich aktiv (Fahrrad fahren, Muskelaufbau-/Kraftausdauertraining/Turnen).

Ich hatte vor 17 Jahren einen schweren Verkehrsunfall. Ich hatte ein Epiduralhämatom rechts parietal, das i. R. d. Kraniotomie entfernt wurde. Es bildete sich eine sinus cavernosus-Fistel, die ca. 9 Monate nach dem Unfall verschlossen wurde. Damals wurde wohl der siebte Halswirbelkörper gebrochen, was aber damals nicht diagnostiziert wurde, weil man nach dem Unfall auf den Röntgenbildern nicht den siebten Halswirbelkörper sah. Um C7 ist der Spinalkanal verengt. Es gab allerdings schon Stimmen von Radiologen, dass ich diesen frakturierten Wirbelkörper schon länger habe, vielleicht von Geburt an und es sich dabei um einen Schmetterlingswirbelkörper handelt. Ganz auszuschließen ist wohl weder das eine noch das andere, allerdings hab ich damals nach dem Unfall ständig über Schmerzen im linken Schulterblattbereich geklagt, was dafür spricht, dass die Fraktur und die Stenose Unfallfolgen sind. Aber auch da gibt es Stimmen, die sagen, dass der Unfall vielleicht "nur" etwas sozusagen losgebrochen hat, was schon (fast) immer da war. Aufgrund der Schulterblattschmerzen wurden damals zwei Jahre nach dem Unfall MRT-Bilder gemacht, auf denen man dann eben die Fraktur und die Stenose sehen konnte. Ich habe im Bereich der Brustwirbelsäule entweder den sog. Scheuermann oder betroffene Brustwirbelkörper sind auch aufgrund des Unfalls beschädigt worden. Auch da kann man wohl nicht mehr sagen, ob das eine oder das andere. Darüber hinaus habe ich einen leichten Bandscheibenvorfall im Bereich LWK 5 S1. Ich weiß nicht mehr seit wann, aber ich habe leichte Parästhesien in/auf der linken Gesichtshälfte. Besonders, wenn ich den linken Stirnbereich streichle, spüre ich so ein ganz leichtes Flackern am linken Auge (Lid). Es fühlt sich aber nicht so an, wie das Ameisenlaufen, wie man es immer liest. Ich schwierig zu beschreiben. Diese Parästhsien können wohl aber auch eine Folge eines Medikaments sein, das ich seit Jahren gegen Gicht/erhöhte Harnsäure nehme, da ich zwei akute Gichtanfälle hatte!?

Seit über einem halben Jahr, macht mir der Bereich um das linke Schulterblatt vermehrt Probleme. Zwischen Schulterblatt und Wirbelsäule. Es sticht, brennt, zieht. Diese Schmerzen habe ich seit dem Unfall immer wieder mal. Mal schlimmer, mal fast gar nicht. Aber seit Anfang des Jahres ist er dauerhaft geworden. Der sog. Slump-Test ist positiv.

Sicherheitshalber wurde ein MRT der HWS veranlasst.

In dem Befund dazu steht:

"Fraktur des 7. HWK mit deutlicher Einsenkung der Grund- und Deckenplatte bzw. einer partiellen horizontalen Spaltbildung. Die Hinterkante wölbt sich um bis zu 4 mm in den Spinalkanal vor. Die Weite des Spinalkanals in dieser Höhe beträgt 9 x 16 mm. Das linke Neuroforamen wird eingeengt, das rechte allenfalls mäßiggradig. Das Myelon ist in Höhe des 7. HWK leicht nach dorsal verlagert und weist in T2 sagittaler Schnittführung eine geringfügig ventralseitige Signalanhebung auf, diese ist in axialer Schnittführung nicht sicher abzugrenzen. Unauffällige Abbildung der angrenzenden kranialen und kaudalen Bandscheibensegmente. Relative Spinalkanalstenose HWK 7 bei Zustand nach Kompressionsfraktur des 7. HWK mit Hinterkantenvorwölbung. Zeichen einer diskreten zervikalen Myelopathie, jedoch nur in sagittaler Schnittführung abzugrenzen. Neuroforamenstenose HWK 7/BWK 1 links, im wesentlichen geringerem Umfang auch rechts, bedingt durch die Höhenminderung des HWK 7. Keine Banscheibenpathologien. Vergleich zu Aufnahmen aus 2003: In der Zusammenschau mit der Voruntersuchung ergibt sich keine wesentliche Befundänderung. Unveränderte Abbildung einer stattgehabten HWK 7-Fraktur mit leichter Hinterkantenvorwölbung. Die Weite des Spinalkanals ist in etwa unverändert zur Voruntersuchung. Auch in der Voruntersuchung wird das Myelon leicht nach dorsal verlagert. In den Voruntersuchungen, die durch die Technik bedingt weniger aussagekräftig sind, ist keine höhergradige zervikale Myelopathie abzugrenzen. In unserer Untersuchung ist eine diskrete Signalanhebung des Myelons im Sinne einer beginnenden zervikalen Myelopathie auszumachen."

Ich habe gleich vor lauter Aufregung im www nach Myelopathie-Tests gesucht. Danach habe ich die volle Punktzahl, also müsste ich mir wohl (noch) keine Gedanken machen!? Aber es lässt mir einfach keine Ruhe!

Ich habe keinerlei neurologischen Ausfälle, zumindest keine, die ich spüre. Das 10-Finger-Schreiben klappt wunderbar und auch relativ schnell für einen Mann, wie ich finde. Ich spiele seit Jahren Schlagzeug und da merke ich auch nichts. Ich habe sonst keine Probleme (Einfüßlerstand - auch mit geschlossenen Augen, auf Wackelbrett oder Luftkissen stehen). Ich habe kein ständiges Kribbeln in den Armen, Fingern, Beinen, Zehen. Meine Arme werden zwar meines Erachtens relativ schnell "taub", wenn sie gebeugt sind, aber das wäre wohl nicht ganz unnormal, wenn man dickere Arme hat. Schlafen bereitet mir soweit keine Probleme. Ich wache nicht auf, weil ich Schmerzen habe und, oder weil was taub ist.

Wobei mir aufgefallen ist, dass ich seit ca. einem Jahr unter zittrigen Daumen "leide". Rechts (deutlich) mehr, als links. Ist mir beim Smartphone-Halten und -Bedienen aufgefallen. Haben wohl aber viele, hab mir darüber auch nie große Gedanken gemacht, ob das was mit meinem Hals zu tun haben könnte. Liegt vielleicht an dem ausgrestreckten Daumen, an der Position, an Stress, anderen Faktoren!? Aber vielleicht hängt das doch mit meinem Hals zusammen?

Ich habe einen reinen Bildschirmarbeitsplatz, achte aber darauf, dass ich mich ran der Arbeit egelmäßig bewege, mobilisiere, dehne.

Ebenso seit einem halben Jahr habe ich bei gewissen Bewegungen und Belastungen leichte stechende Schmerzen im vorderen Schulterblattbereich. Lt. MRT-Bildern und Schulterchirurg liegt sehr wahrscheinlich eine SLAP-Läsion IIa vor.

Ich neige schon seit dem Unfall dazu, die Schultern hochzuziehen, was ich aber fast abtrainieren konnte, weil diese Schonhaltung zu anderen Problemen geführt hat. Allerdings neigt die linke Schulter deutlich dazu, zu verspannen, ganz unbewusst, zieht sie sich hoch und ich muss sie bewusst entspannen, sobald ich aber z. B. auch nur anfange mit dem Tippen am PC, verspannt sie sich und zieht nach oben.

Auch habe ich seit mehreren Monaten ein Zucken am Hodensack und ein Ziehen in beiden Leistengegenden (rechts, mehr als links). Ich dehne bewusst den Hüftbeuger. Ein Leistenbruch liegt nicht vor.

Ich weiß einfach nicht, was womit zusammenhängen könnte oder definitiv zusammenhängt. Spielen die Schulterprobleme evtl. eine Rolle bei den Schulterblattschmerzen? Hängt das Leistenziehen und das Hodensackzucken mit dem Bandscheibenvorfall LWK zusammen und vor allem, hängen die Schulterblattprobleme mit dem Nervus dorsalis scapulae zusammen, den man mit dem Slump-Test reizen kann oder lag seit mind. dem Unfall eine (leichte/beginnende) Myelopathie vor, die eben diese Schulterblattprobleme hervorrufen und die jetzt schlimmer und dauerhaft geworden sind, weil sich die Myelopathie verschlimmert oder erst gar entwickelt hat?

Wie kann man das alles herausfinden, voneinander abgrenzen, damit man entsprechend richtig handeln, therapieren kann? Mir wurde immer gesagt, dass evtl. irgendwann mal eine HWS-OP auf mich zukommen kann. Nicht muss, aber kann. Das kann in 20 - 30 Jahren sein, kann aber auch sein, dass ich nie operiert werden muss. Was sollten für mich objektive Signale sein, die sagen, ich sollte mich operieren lassen?

Aber besonders im Hinblick darauf ist es für mich natürlich sehr interessant zu wissen, was ich sportlich überhaupt (noch) machen darf und sollte. Was kann ich besonders speziell dafür und dagegen tun, dass sich die Myelopathie nicht verschlimmert? Isometrische Übungen für den Hals? Welche? Ist überhaupt noch Maximalkrafttraining erlaubt? Sollte ich das Turnen besser ganz sein lassen? Ab wann ist eine Gewichtsbelastung definitiv zu viel/hoch? Wann zieht ein Gewicht z. B. beim Kreuzheben zu sehr an der HWS und wann ist das Gewicht noch nicht zu hoch, aber dennoch sozusagen eine Herausforderung, um die ganzen Strukturen (Muskeln, Sehnen, Bänder) zu stärken?

Vielleicht mache ich mir zu viele Gedanken, ich bin wirklich keiner, der ein Hypochonder ist, aber die anhaltenden Schmerzen, der Befund ... alles in der Summe macht mich doch sehr nachdenklich und auch ängstlich.

So, ich hoffe, dass ich euch nicht mit meinen Infos erschlagen habe, aber ich denke, dass je mehr Input desto besser das Feedback.

Nochmals ein großes Dankeschön.

Viele Grüße

PS: Hier der link zu dem Video, in dem die MRT-Bilder der HWS zu sehen sind (ist hoffentlich erlaubt!?). http://www.dailymotion.com/video/x5wqoud

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odysseus
Geschrieben am: 12 Aug 2017, 15:13


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Hallo dirtyclint,

da bist Du sicherlich kein 08/15-Fall. Je komplexer und je individueller ein Fall ist, desto schwieriger wird es sein, Fragen zu beantworten - schon allein deswegen, weil die Antworten ja meist von den Ergebnissen größerer Studien abgeleitet werden und es vermutlich nur sehr wenige Fälle mit einem Verletzungsmuster wie Deinem gibt. Noch dazu sind wir hier im Forum ja Laien.

Ich habe den Eindruck, dass Du gut differenzierst und versuchst, Zusammenhänge zu verstehen, um für Dich daraus abzuleiten, was Du tun kannst und was Du lassen solltest, um keine Verschlechterung zu riskieren und ggf. eine Verbesserung zu erreichen. Hast Du denn Ärzte, die Dich dabei begleiten? Ich denke, das wäre wirklich wichtig. Manche Mitglieder im Forum haben das Problem, dass sie starke Beschwerden haben, deren Ursachen in der radiologischen Bildgebung nicht eindeutig erkennbar sind und in Folge ein Problem haben, von Ärzten ernstgenommen zu werden. Dieses Problem wirst Du mit Sicherheit nicht haben; Deine Bildgebung wird jeden Arzt aufhorchen lassen und veranlassen, näher hinzusehen.

Ob ein Arzt spezifische Antworten auf Deine Fragen wird geben können, weiss ich nicht. Es wäre aber sicherlich gut, wenn ein Arzt mit Dir zusammen "red flags" herausarbeiten würde - sprich, Symptome, die auf eine Verschlechterung hinweisen und bei Denen gehandelt werden sollte. Wenn ich das richtig verstehe, ist der gebrochene und verschobene Wirbel nicht versteift. Da wird die Frage sein, inwiefern die verschobene Position des Wirbels das Rückenmark beeinträchtigt (das MRT weist darauf hin) und ob ggf. durch den Bruch auch eine Instabilität besteht, die eine operative Versteifung an dieser Stelle notwendig machen könnte. Es wird die Frage sein, wie hoch das Risiko von Rückenmarksschäden ist, wenn Du nicht operiert wirst - auch z.B. bei Kopfbewegungen, beim Turnen oder bei einem eventuellen Auffahrunfall - und ob es nicht-operative Möglichkeiten gibt, dieses Risiko zu verringern (Welche Form von Muskelaufbau? Halskrause bei Autofahrten?). Als Turner hast Du vermutlich eine ausgesprochen gute Muskulatur, die an dieser Stelle ein Schutzfaktor für Dich sein könnte. Die Stabilität der Wirbel untereinander wird allerdings, wenn ich das richtig weiss, weniger durch Krafttraining erhöht, sondern eher durch Training der tiefen oder autochthonen Muskulatur - also eher Training, das das Gleichgewicht und den Muskeltonus beeinflusst (das machst Du ja auch mit Wackelbrett und Luftkissen - ich persönlich habe übrigens den Eindruck, dass auch Schlagzeugspielen ganz gut für die tiefe Muskulatur und ein gutes Koordinationstraining sein könnte). Ich vermute, dass beim Turnen beides trainiert wird - wobei eben gleichzeitig die Frage ist, welches Risiko v.a. bei eventuellen Stürzen für Dich besteht. Ich halte es für wahrscheinlich, dass mit der vorangegangenen Wirbelverletzung das Risiko von Rückenmarksverletzungen im Fall eines Sturzes erhöht ist.

Wenn Du Dich gegen eine zeitnahe OP entscheidest, wäre es für Dich vermutlich wichtig, Symptome, die im Bereich des zervikalen Rückenmarks ausgelöst werden, zu kennen, und mit Deinem Arzt zu besprechen, wie Du Dich zeitnah bei ihm vorstellen kannst, wenn neue Symptome auftreten. Es wäre sicherlich auch sinnvoll, wenn Du Dich bei Neurochirurgen oder Wirbelsäulenchirurgen vorstellen würdest, damit Dein Fall dort bekannt ist und Du im Zweifel zeitnah einen Ansprechpartner hast.

Es ist, denke ich, wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass das Rückenmark nur sehr schlecht regenerationsfähig ist. Deswegen versucht man an und für sich, Schäden des Rückenmarks nach Möglichkeit zu vermeiden. Wenn das Risiko für weitere Rückenmarksschäden als hoch eingeschätzt wird (wie z.B. bei instabilen Brüchen), wird ein Arzt eher zu einer Versteifungs-OP raten. Wenn es sich um keine akute Verletzung handelt, sondern man schon länger damit lebt, kann es sein, dass sich der Arzt mehr an den aufgetretenen Symptomen orientiert.

Ich setze Dir hier mal zwei Links hin, die Dir vielleicht etwas helfen können.

Der erste Link beschäftigt sich mit zervikaler Myelopathie und beschreibt Symptome, wie sie bei einer Myelopathie des Rückenmarks auf Höhe der Halswirbelsäule vorkommen können. In der Leitlinie geht es schwerpunktmäßig um Myelopathien in Folge von Knochenspornen, aber bei einer Rückenmarksschädigung aus anderen Gründen können dieselben Symptome auftreten:

Leitlinie zervikale spondylotische Myelopathie

Der zweite Link beschäftigt sich mit der Frage nach stabilen bzw. instabilen Wirbelbrüchen, hier das Kapitel H:

Harms Spinesurgery

Eine andere Frage ist bei Dir sicherlich noch, inwiefern es für Dich wichtig ist, ob ein Zusammenhang zwischen Deinen Beschwerden und dem Unfall hergestellt werden kann. Das sind versicherungsrechtliche Fragen, an denen sich manche Ärzte auch nicht gerne die Finger verbrennen und für die Du Dich ggf. im Zweifel anwaltlich beraten lassen könntest. Für einen diesbezüglichen Erfahrungsaustausch gibt es z.B. das Unfallopferforum:

Unfallopferforum

Ich denke eher nicht, dass die Parästhesien im Gesicht durch den Wirbelbruch erklärt werden können. Dafür sind Bereiche des Nervensystems zuständig, die höher liegen. Gibt es denn CT-Aufnahmen, die die gesamte Halswirbelsäule einschliessen, ab der Schädelbasis? Nicht, dass weiter oben auch noch eine Baustelle ist, die bisher übersehen wurde.

Bist Du denn neurologisch untersucht worden? Auch dies wäre für Ärzte wichtig, um Risiken oder eventuell bestehende Schäden besser einschätzen zu können. Eine Anbindung bei einem Neurologen, und wenn es nur zur Verlaufskontrolle ist, wäre in jedem Fall wichtig, denke ich. Verletzungen des Rückenmarks müssen übrigens nicht unbedingt Schmerzen verursachen. Da Du ja aber in der HWS eine nachgewiesene "Baustelle" hast, wäre es, denke ich, sinnvoll, wenn man bei Deinen Symptomen gut abwägen würde, welche der Symptome im Bereich der HWS ausgelöst werden könnten - auch bei Deinen Schulterbeschwerden.

Ein erhöhter Tonus der Muskulatur kann im Sinne von Spastik übrigens auch bei Störungen im Bereich des Rückenmarks ausgelöst werden. Es wäre vermutlich gut, wenn Du auch das Verspannen Deiner Schulter dem Neurologen sagen würdest. Hast Du mal beobachtet, ob Deine Kopfposition darauf einen Einfluss hat?

Mit Dehnen bin ich persönlich übrigens ein bisschen vorsichtig. Das muss nicht immer gut tun, und falls eine Instabilität bestehen sollte, wäre ich damit zurückhaltend. Ich persönlich vertrage auch keine isometrischen Übungen isoliert für den Hals (bei mir besteht eine Instabilität am Übergang zwischen Kopf und HWS); was mir dagegen gut tut, ist Ganzkörper-Isometrie.

Die Frage, welches Training gut tut und was zu riskant ist, finde ich wirklich schwierig. Grundsätzlich ist eine gute Muskulatur sicherlich ein Schutzfaktor, und auch, wenn eine OP erwogen wird, ist es gut, wenn die Muskulatur zuvor gut trainiert wurde. Ich für mich bekomme durch meinen Körper ziemlich direkte Rückmeldung, wenn mir etwas nicht gut tut, und orientiere mich daran. Ob das übertragbar ist, weiss ich aber nicht, zumal meine muskuläre Situation mit Sicherheit ganz anders ist als Deine. Es kann gut sein, dass Du stärkere Beschwerden hättest, wenn Deine Muskulatur nicht so gut aufgebaut wäre.

Tja, schwierig. Ich denke aber, dass es gut wäre, wenn Du Dich mit Deinen Fragen an einen Neurologen und einen auf die Wirbelsäule spezialisierten Arzt (Neurochirurg oder Wirbelsäulenchirurg) wenden könntest.

Alles Gute Dir!
odysseus

Bearbeitet von odysseus am 12 Aug 2017, 15:20
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odysseus
Geschrieben am: 12 Aug 2017, 15:44


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Hallo dirtyclint,

noch zwei Ergänzungen hinterher:

Vielleicht wäre es für Dich hilfreich, wenn Du Dich zusätzlich an einen Sporttherapeuten wenden würdest. Die kennen sich oft auch sehr gut aus mit Fragen hinsichtlich Training, auch, was man tun kann, um Schwachstellen des Körpers zu kompensieren. Vielleicht kann ein Sporttherapeut auch helfen, mit zu beurteilen, welche Belastung hilfreich und was zu viel ist - vielleicht lässt sich das ja anhand Deiner Verletzungen genauer differenzieren, z.B. anhand dessen, welche Muskelketten im Bereich des betroffenen Halswirbels ansetzen (ich könnte mir z.B. vorstellen, dass es ggf. nicht so gut sein könnte, diese Muskeln isoliert zu trainieren oder zu dehnen, weil das ggf. isolierten Zug auf den Wirbel ausüben könnte - aber das sollte ein Fachmann beurteilen).

In meinem Posting oben bin ich nur auf das Rückenmark eingegangen (weil dieses Risiko, denke ich, vorrangig wichtig sein wird). Laut dem MRT-Bericht kann es aber sehr gut sein, dass zusätzlich die Nerven, die bei C7/Th1 von der Wirbelsäule abgehen, im Bereich des Neuroforamens bedrängt werden, v.a. links.

Hier findest Du ab S. 149 eine Beschreibung des C8-Syndroms, das in diesem Bereich ausgelöst werden kann:

Buchkapitel zum C8-Syndrom

Auf S. 150 ist der Bereich am Rücken/Schulterblatt eingezeichnet, wo dadurch Schmerzen verursacht werden können, auf S.151 der Bereich der Hand/des Unterarms, wo bei einem C8-Syndrom Schmerzen oder Parästhesien auftreten können.

Viele Grüße,
odysseus

Bearbeitet von odysseus am 12 Aug 2017, 15:47
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Schrenz
Geschrieben am: 13 Aug 2017, 22:38


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Hallo,

vorab erstmal: Super Beitrag, Odysseus!

@Dirtyclint: Zum Thema Leistenbeschwerden kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass die Ursache durchaus im Nackenbereich sitzen kann. Bevor meine HWS-Probleme diagnostiziert wurden, hatte ich wahnsinnige Leistenschmerzen und mich sogar deshalb auch in der Notfallambulanz der Uniklinik vorgestellt. Dort wurde aber auf eine orthopädische Ursache getippt. Vier Monate später hat sich das bewahrheitet... Jedenfalls kommen meine Leistenschmerzen definitiv von Nervenreizungen und Verspannungen, die ihren Ursprung ganz eindeutig in der HWS haben. Durch einen angeborenen Blockwirbel ist meine HWS leider schon ziemlich runter, was auch erst festgestellt wurde, als es schon zu spät war. Die chronischen Beschwerden, die ich deswegen habe, lösen je nach momentaner Stärke dann auch unter anderem die (die zum Teil krassen) Leistenschmerzen aus.

Das wollte ich kurz ergänzen. :)

Viele Grüße vom Schrenz
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dirtyclint
Geschrieben am: 23 Okt 2017, 07:44


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Hallo,

verzeiht meine späte Rückmeldung. Ich habe leider keine Erinnerung erhalten, dass mir geantwortet wurde und ich habe schlicht und ergreifend vergessen, dass ich hier um Rat gesucht habe. Nochmals sorry UND ein großes Dankeschön für die ausführlichen Antworten.

Neurologisch bin ich das letzte Mal vor fünf Jahren oder so behandelt wurden. Allerdings war der Neurologe auch nicht das "Gelbe vom Ei". Zu arrogant, wenig auf Probleme eingehend. Und wie es dann so ist, gehen die Jahre so dahin. Lt. damaligen EMG-Tests oder wie dieser Nervenleitgeschwindigkeitstest heißt war alles ok.

Mir ist aufgefallen, dass der Slump-Test positiv ist. Also im Langsitz Oberkörper einrollen. Je weiter und mehr ich den Kopf dann diagonal zur betroffenen Stelle nach vorne beuge und den Fuß auf derselben Seite nach hinten ziehe desto intensiver wird so ein fast schon angenehmes "Frischegefühl" an der Stelle am Schulterblatt, die sonst sticht und brennt. Aber dann ist es kein Stechen und Brennen, sondern eher ein "frisches Ziehen".

Neurologen sind in der Nähe rar gesät.

Orthopäden und Physiotherapeuten raten weiterhin zu konservativen Therapien, da ich sonst keine Ausfälle, Lähmungserscheinungen oder dergleichen habe. Ein Orthopäde meinte, dass es durchaus mal sein könnte, dass ich wegen meiner HWS-Sache operiert werden muss, es könnte aber auch sein, dass das nie passieren muss.

Einzig ein Neurochirurg riet mir aufgrund einer vorhandenen Instabilität zu einer OP, wobei ich das mit der Instabilität noch immer nicht richtig verstanden habe. Was ist da instabil. wenn ich seit 17 Jahren mehr oder weniger ohne Probleme rumlaufe und "erst" seit diesem Jahr eine diskrete beginnende Myelopathie auf den MRT-Bildern zu sehen ist und in den Jahren davor diese nie sicher abzugrenzen war.

Da ich die links erst heute gesehen habe, habe ich sie noch nicht lesen können. Dafür muss ich mir mal mehr Zeit nehmen. Bin beruflich sehr eingespannt. Geht wohl erst an diesem Wochenende. Mal schaun.

Auf jeden Fall suche ich mir jetzt einen neuen und festen Neurologen, der sich hoffentlich mal alles wirklich gut genug anschaut und noch einen weiteren Neurochirurgen zwecks neurochirurgischer Zweitmeinung.

Grüße

clint
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dirtyclint
Geschrieben am: 29 Okt 2017, 19:53


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Es gibt MRT-Aufnahmen von der ganzen HWS, aber keine aktuellen CT-Aufnahmen.

Beim Neurologen habe ich Anfang 2018 einen Termin bekommen. O_O

Ich kann keinen Unterschied an den Schmerzen am Schulterblatt ausmachen, wenn ich die Kopfposition ändere.

Was ist eine Ganzkörper-Isometrie?

Das könnte bedeuten, wenn der Sport/gewisse Übungen bislang keine Beschwerden auslösen, dass sie das auch weiterhin nicht werden, da sich die Myelopthie auch ohne Sport aufgrund des Alters und allgemeinen fortschreitenen Degneration gebildet haben könnte? Könnte!

Grundsätzlich könnte es also sein, dass ich nach Übungen, die eigentlich nicht gut sein könnten, direkte Rückmeldung, wie Schwindel, Lähmung, Kribbeln ... bekommen könnte?

Es könnte also sein, dass mich der Sport bisher vor Schlimmeren bewahrt hat und das auch weiterhin tun könnte?

Viel Konjunktiv!

Beim Neurologen und bei einem Wirbelsäulenchirurgen gibt es sicherlich Tests, die mir Aufschluss darüber geben, ob noch alles im grünen Bereich liegt und wie grün der grüne Bereich ist und wie sicher oder unsicher die Fraktur, die Spinalkanalstenose und die Myelotpathie sind?
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