Bandscheiben-Forum

Dieses Forum ist eine private Initiative von Betroffenen.
Nur durch das persönliche Engagement von Admins, Moderatoren und Betreuern - jenseits eines kommerziellen Betriebes - sind wir in der Lage, ein Forum zum neutralen Erfahrungsaustausch - unabhängig - zu betreiben.
Wir bitten daher alle Firmenrepräsentanten, unsere Unabhägigkeit zu unterstützen und durch Verzicht auf Produkt- und Firmennennungen das Forum werbefrei zu halten.

Die Informationen, die in diesem Forum gegeben werden, sind von Laien für Laien,
und können und sollen in keinem Fall eine ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung ersetzen.


  
 
Reply to this topicStart new topic

> HWS? Kopfgelenk? Oder doch etwas anderes?
nackenknacker
Geschrieben am: 13 Jul 2016, 20:19


Neu hier
*

Gruppe: Mitglied
Beiträge: 2
Mitgliedsnummer.: 25.922
Mitglied seit: 13 Jul 2016




Hallo ihr lieben Leidgeplagten,

nach längerer Zeit des stillen Mitlesens bin ich nun auch hier im Forum gelandet. Ich bin 35 Jahre, habe zwei kleine Kids (3 Jahre und 6 Monate alt) und wohne in Berlin.

Ich habe zur Zeit echt massive Probleme und möchte die Cracks unter euch bitten, mir bei der Einschätzung zu helfen. Über den weiteren Verlauf der Untersuchungen werde ich gerne weiter hier berichten, vielleicht können andere davon profitieren.

Vielleicht fange ich zunächst mit meinen Symptomen an, dann mit der bisherigen Diagnostik.

- starke Nackenschmerzen, mahlende Geräusche und fieses Knacken bei Kopfbewegungen
- kann den Kopf nicht mehr 'ganz' nach rechts, links, oben oder unten drehen
- Gefühlsstörungen in den Armen nach einiger Zeit im Sitzen (fühlen sich an, als gehörten sie nicht zu mir)
- Extreme Benommenheit im Sitzen (ab ca. 30 Minuten, am schlimmsten im Büro in gleichbleibender Position oder beim Auto fahren) - man fühlt sich wie in einer Traumwelt, alles grell, laut und entfernt - schwer zu beschreiben
- Füsse werden während dem Laufen (ein paar hundert Meter) taub, ich kann dann ganz schwer laufen - je mehr ich mich bewege, desto schlimmer wird es, muss mich teilweise irgendwo festhalten
- meist alles verbunden mit sehr starken Nackenschmerzen, teilweise Kribbeln am Hinterkopf
- sobald ich mich lege schwächen sich die Symptome stark ab
- oft eingeschlafene Finger oder ganzer Arm nachts
- allgemeine Schwäche / Müdigkeit (ich erkläre mir das dadurch, dass die o.g. Symptome so schlauchen)

Wegen der unglaublichen Schwäche und Müdigkeit war ich bereits beim Hausarzt ("Alles okay!") und Endokrinologen ("Alles okay!") und bin schließlich wieder beim Orthopäden gelandet. Dort war ich bereits vor ca. 3 Jahren, der damals zwei Bandscheibenvorfälle diagnostizierte (jetzt nur noch einer!? siehe unten). Seiner Aussage nach sollte irgendjemand schaffen, das Kopfgelenk zu lösen, er bemerkte also meine Bewegungseinschränkungen in dem Bereich. Habe dann Physiotherapie verschrieben bekommen.

Die Physio hat sogar ein bisschen was gebracht: Die Benommenheit war tatsächlich für ein paar Tage verschwunden, kam nur nach längerem Laufen mild wieder. Doch dann... :nein bin ich zu einem 'ganzheitlichen Arzt', der an der kompletten Wirbelsäule rumgeknackt hat - Abends war die Benommenheit zurück...

Der Orthopäde hat mich auch zum MRT geschickt.

Code

Befund lt. MRT 08.07.2016:

- Steilstellung C2 bis C6 in liegender Aufnahmeposition

- C5/6:
Diskrete Signalminderung und Höhenminderung der Bandscheibe im Sinne der Deyhdration bei beginnender Bandscheibendegeneration. Kein Anhalt für Protrusion oder Prolaps

- C6/7:
Signalminderung und Höhenminderung der Bandscheibe und Nachweis dorsaler Spondylphyten, die wie ein knöchern abgestützter Prolaps wirken dürften, medial mit Linksbetonung, der sich fortsetzt in eine geringe Unvcovertebralarthrose links mit Einengung des Neuroforamens links. Der eigentlich normal weite Spinalkanal wird dadurch gering auf 10,9 mm eingeengt.

Die übrigen Bandscheiben sind unauffällig, kein raumfordernder spinaler oder foraminaler Prolaps und normale Weite des Spinalkanales und der Neuroforamina bds. Unauffälliges Myelon, regelrechter cranio-cervicaler Übergang. Keine intraspinale tumorsuspekte Raumforderung. Keine basiläre Kompression.


Falls jemand mit den Bildern in digitaler Form etwas anfangen kann: ich habe sie hier.

Nun meine Frage an die Profis: Können die ganzen Symptome von den o.g. Einschränkungen laut MRT kommen? Oder ist das Kopfgelenk der Schuldige? Oder vielleicht noch eine Idee? Bin wirklich verzweifelt und für jeden Tipp dankbar :klatscht

Klar - mir kann niemand eine Diagnose liefern, das ist mir natürlich klar. Vielleicht hat jedoch jemand Erfahrung mit einem ähnlichen Beschwerdebild und vielleicht sogar Tipps zur Selbsthilfe.

Danke!!!
PMEmail Poster
Top
paul42
Geschrieben am: 14 Jul 2016, 17:37


PremiumMitglied Silber
Group Icon

Gruppe: Betreuer
Beiträge: 2.844
Mitgliedsnummer.: 19.053
Mitglied seit: 18 Jul 2011




Hallo nackenknacker

Willkommen im Forum :;

Zunächst einmal zeigt der schriftliche Befund keinen Hinweis auf einen aktuellen Bandscheibenvorfall.
Dem Befund ist vielmehr zu entnehmen, dass du bereits in deinem Alter schon mit degenerativen Veränderungen im Bereich der HWS zu tun hast.

In den beschriebenen Segmenten C5/C6 und C6/C7 werden die BS als dehydriert beschrieben.
Eine Signalminderung gibt Hinweis dazu des es den BS in den beschriebenen Segmenten an Wasser, Volumen und Elastizität fehlt.
Dein Körper hat bereits angefangen knöcherne Strukturen in Form von Spondylophyten zu bilden um die bestehende Höhenminderung auszugleichen.

Man könnte meinen, dass ist ne feine Sache- der Körper hilft sich selbst, aber es ist leider eher das Gegenteil. :ph34r:

Diese Umbauprozesse schränken nicht nur die Beweglichkeit der HWS ein, sondern bedrängen mit zunehmender Zeit beteiligte Nervenwurzeln in ihrer räumlichen Lage.

Im Segment C6/C7 ist dieser Umbau bereits soweit vorangeschritten, so dass der Radiologe den Vergleich mit einem BSV zieht und eine Einengung und somit Bedrängung der linken Nervenwurzel und zusätzlich eine Einengung des Spinalkanals beurteilt.

Demzufolge scheinen deine Beschwerden durch den bildgebenen Befund durchaus plausibel zu sein.

Das trifft vielleicht nicht alle Beschwerden die du beschreibst, aber der Rest dürfte dann Folge einer eingenommenen Schonhaltung sein.

Persönlich denke ich, dass es für dich Zeit wird, auch die fachärztliche Meinung eines NC einzuholen.
Derzeit besteht sicherlich noch keine Indikation einer operativen Versorgung, aber wenn der Verlauf so weiter geht könnte es ein Thema werden, mit dem du dich irgendwann auseinander setzen musst. :kinn

Du solltest dir die Meinung eines NC einholen und dir den Befund genau erklären lassen.
Keine Sorge der NC zückt nicht gleich das Messer, aber er hat gegenüber einem Orthopäden oft den Vorteil das er sich bei Erkrankung der BS mit neurologischer Beteiligung meistens besser auskennt und gleichzeitig ein besseres Budget hat um weitere konservative Behandlungsmöglichkeiten in die Wege zu leiten.

Für dich persönlich ist jetzt wichtig das Ausmaß der Erkrankung zu verstehen und in Erfahrung zu bringen wie sich das Beschwerdebild Bestenfalls und Schlimmstenfalls entwickeln kann.
Dabei gilt es zu klären welche Methoden einer weiteren konservativen Behandlung möglich sind und wie du mögliche weitere Verschlechterung erkennen kannst um dann die richtigen, bzw. notwendigen Entscheidungen in die Wege zu leiten.

Gegen deinen Willen wird auf keinen Fall operiert und du hast zu jeder OP Empfehlung, den rechtlichen Anspruch auf eine fachärztliche Zweitmeinung.

Du brauchst also keine Angst haben, dir zunächst die Meinung eines NC's einzuholen.

viele Grüße
paul42
PMEmail Poster
Top
nackenknacker
Geschrieben am: 14 Jul 2016, 18:49


Neu hier
*

Gruppe: Mitglied
Beiträge: 2
Mitgliedsnummer.: 25.922
Mitglied seit: 13 Jul 2016




Wow, vielen vielen herzlichen Dank für die umfangreiche Antwort, das hilft mir schon sehr weiter!

Ich werde berichten, wie sich die Sache entwickelt.

Einen schönen Abend noch :;
PMEmail Poster
Top

Topic Options Reply to this topicStart new topic

 



[ Script Execution time: 2.2092 ]   [ 23 queries used ]   [ GZIP aktiviert ]

LoFi Version