Bandscheiben-Forum

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> schwerer bandscheibenvorfall HWS, Suche Rat
Printe
Geschrieben am: 06 Feb 2003, 17:44


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Hallo Klumon,
wird Dein Mann denn durch die Medikamente schmerzfrei? Welche nimmt er denn z.Zt.? Es ist meiner Meinung nach zunächst das Wichtigste, dass man die Schmerzen auf ein einigermaßen erträgliches Maß regelt.
Wenn das dann gegeben ist, kann man mit mehr Ruhe über weitere Schritte nachdenken.
Liebe Grüße!
PM
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Dr.med. Wolfgang Oertel
  Geschrieben am: 06 Feb 2003, 18:12


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Liebe Klumon,

die mitgeteilte Symptomatik spricht für einen radikulären Schmerz im Sinne es lateralen BV in Höhe von C6 bis C8; hierfür sind in aller Regel hauptsächlich Bandscheibenvorfälle (Discus prolaps) verantwortlich - eine reine Bandscheibenvorwölbung (Discusprotrusion) macht nur sehr selten so starke Beschwerden mit Schmerzen und Empfindungsstörungen; ein BSV kann aber auch etwas höher bestehen; dabei müssen die Schädigungszeichen nicht unbedingt auf der gleichen Höhe liegen - das ist besonders dann der Fall, wenn sich der gallertige Anteil der Bandscheibe nach hinten ausgequetscht und nun, wie ein dicker Regenwurm - wir nennen das einen Sequester - auf die seitlich abgehenden Nervenbahnen der darunter liegenden Rückenmarkssegmente drückt; einige Sequester können dabei so lang und voluminös werden, das auch noch das übernächste Segment irritieren.
Das wird sich aber bei den bevorstehenden bildgebenden Untersuchungen bald herausstellen.

Zunächst einmal sollte die weitere Diagnostik so zügig, wie möglich abgewickelt werden, damit alsbald eine Entscheidung darüber gefällt werden kann ob hier eine Operationsindikation besteht oder nicht.
Egal, welche Diagnose gefunden wird und welcher therapeutische Ansatz vorgeschlagen wird, würde ich empfehlen - ohne größeren Zeitverzug - eine Zweitmeinung bei einem erfahrenen Neurochirurgen einzuholen.

Bis dahin muss unbedingt eine suffiziente Schmerztherapie durchgeführt werden, damit sich das Schmerzengramm nicht unnötig hartnäckig im Gehirn festsetzt.

Die Schmerzmittelauswahl sollte auf der Basis des WHO-Stufenschemas für Analgetika in kürzester Zeit soweit aufgebaut werden, dass die Schmerzen rund um die Uhr weitestgehend unterdrückt werden; wenn alle anderen Schmerzmittel nicht ausreichend wirksam sind, auch nicht in unterschiedlichen Kombination und unter Hinzuziehung geeigneter Coanalgetika, dann sind selbstverständlich auch Opioide oder Opiate aus der Gruppe WHO-III angezeigt.

Egal, welche Medikamentenkombinationen für die Dauermedikation herangezogen werden, dürfen diese keinesfalls nur nach Bedarf, sondern nach festem Zeitschema und Dosierungsintervallen zugeführt werden, die der durchschnittlichen Wirkzeit dieser Medikamente entsprechen; soweit die Basismedikation feststeht muss dann noch eine Medikamentenvereinbarung für sogenannte Durchbruchsschmerzen festgelegt werden.

Die Kombination von sogenannten NSAID (WHO-II) (z.B. Voltaren resinat) mit muskelentspannenden Medikamenten (z.B. Sirdalut) und ein retardiertes Medikament aus WHO-III (z.B. retardiertes Morphin in Tablettenform) hat sich bei dieser Art von Schmerzen bewährt.
Das Einnahmeschema richtet sich natürlich nach der Art der ausgewählten Medikamente und nach der nötigen Wirkmengendosiserung - auf jeden Fall muss gewährleistet sein, dass die Summe der Medikamente zu einem konstanten Wirkspiegel im Blut führen, damit etwaige Episoden von Durchbruchsschmerzen (Break-Through-Pain) so selten, wie möglich auftreten.

Hinsichtlich der NSAID (nichtsteroidale antientzündliche Medikamaente) muss auf die individuelle Verträglichkeit geachtet werden; diese Medikamente, wie auch die etwas neueren COX-II-Hemmer, können bei disponierten Patienten zumindest Magenschmerzen, durchaus aber auch Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre verursachen.
Bei parallel bestehenden akuten Erkrankungen dieser Art sind sie kontraindiziert, ebenso bei einer Colitis ulzerosa (M. Crohn);
bei entsprechenden Erkrankungen in der Vorgeschichte, die aber aktuell nicht bestehen, ist eine sehr sorgfältige Nutzen-Risiko-Ananlyse für jeden Patienten durchzuführen.

Bitte beachten Sie ausserdem, dass während fast jeder Opioid-/Opiattherapie auf weichen Stuhlgang (Lactolose) und ausreichende Trinkmengen geachtet werden muss; soweit sich Juckreiz einstellt, ist gegebenenfalls eine lokale oder systemische Behandlung mit Antihistaminika nötig.

Wenn ich selbst betroffen wäre, dann würde ich das in einer Abteilung für Neurochirurgie operieren lassen - das ist allerdings meine ganz private Meinung und soll die verschiedenen, infrage kommenden operativen Fachrichtungen nicht wechselseitig diskreditieren.

Die übrigen von den Mitleserinnen und -lesern empfohlenen Tricks gehen alle soweit in Ordnung, allerdings gibt es da keine Patentlösung, weil jeder Patient auf individuellen Wegen Hilfe erfährt; so können Nackenstützkissen oder lokale Wärmeanwendungen als sehr angenehm, manchmal aber auch als schmerzverstärkend empfunden werden - das muss Ihr Mann ausprobieren.

Entscheidend ist, dass schnellstmöglich eine suffiziente Schmerztherapie erfolgt; wenn Sie hierzu noch Fragen haben sollten, dann melden Sie sich gern nochmals hier - das gilt vor allem dann, wenn z.Zt. noch keine Indikation für eine Operation gestellt werden sollte.

Mit freundlichen Grüßen und alles Gute für Ihren Mann - Ihr Wolfgang Oertel

Dr.med. Wolfgang Oertel (oertel@medizin-forum.de)
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Harro
Geschrieben am: 06 Feb 2003, 18:27


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Lieber Dr. Oertel

Angefügtes Bild

Mehr brauch man nicht zu sagen.

Gruß Harro
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Printe
Geschrieben am: 06 Feb 2003, 19:27


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Hallo allseits,
die Antwort von Dr. Oertel ist klasse!
Ich denke, dass die meisten Bandis einfach Angst vor Medikamenten haben. Mir ging es auch zunächst so. Man hat Sorge seine Organe zu schädigen. Dann nimmt man die Medikamente nur bei Bedarf ein und muß dann dadurch mehr nehmen.
Obwohl ich ja nun schon länger ein Bandi bin, habe ich auch immer noch das Problem mit dem "richtigen" Umgang. Ich bin ja nun auch noch recht jung und denke immer, dass jede Tablette, die ich NICHT nehme gut für meine Organe ist.....!
Es ist einfach sehr schwierig, einen richtigen Weg zu finden.
Erst recht, wenn man länger Schmerzen hat.  :r
Aber toll, dass Dr. Oertel die verschiedenen Medikamentenkombinationsmöglichkeiten hier gepostet hat!
Herzliche Grüße!
:winke
PM
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Norbert
Geschrieben am: 09 Feb 2003, 20:59


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Hallo zunächst und nicht den Kopf hängen lassen. Vielleicht kann ich dir eine kleine Hilfestellung geben. Im Januar 2001 wurde bei mir ein schwerer Vorfall C5/6 diagnostiziert. Vorangegangen waren erhebliche Ausfälle im Bereich des li. Armes und der Finger.
Mit diesem Befund suchte ich mehrere Orthopäden auf, welche mir alle zur sofortigen OP rieten.
Solltes du dich zur OP entscheiden so kann ich dir auf jeden Fall die ATOS-Klinik in Heidelberg empfehlen. Der in dieser Privatklinik praktizierente Neurochirug Dr. med habil. Zink hat mich operiert. Am 19.01. wurde ich operiert (SynCage-C). Am 23 verließ ich die Klinik. Noch 4 Wochen Halskrause und dann nach 6 Wochen wieder voll arbeitsfähig. Bereits am Tag nach der OP war das Kribbeln in den Fingern und das Zucken im M.triezeps fast nicht mehr vorhanden. Bezüglich der HWS bin ich beschwerdefrei. Leider wurde ein Vorfall im LWS-Bereich festgestellt. (Siehe Forum "Rascz-Katheder).
Einziger Nachteil der OP war eine Stimmbandlähmung, welche jedoch nach ein paar Stunden meim Logophäden wieder behoben war.
Bei DR. Zink haben sich während meines Aufenthaltes 2 Orthopäden aus NRW operieren lassen, und mittlerweile hatte er auch den Klitschko unterm Messer. (Bandscheibe).
Ich kann ihn also nur empfehlen, und er rechnet auch Kasse ab.

Nur Mut
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JuliaK
Geschrieben am: 09 Feb 2003, 21:06


Unregistered










ich habe von dr. zink selber im oktober 2002 erfahren, dass er keine abrechnung über die kasse (nur privat) macht, er hat mir aber netterweise eine adresse eines arztes in der nähe von bad kreuznach gegeben, der auf kasse operiert.

die op war aber keine wirkliche option für mich und mittlerweile ist mein bsv in der lws ja auch ok.
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