Bandscheiben-Forum

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> Lähmungen und Schmerzen
Pedda
Geschrieben am: 27 Jan 2011, 16:07


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Hallo an alle,

zunächst möchte ich mich dafür entschuldigen, dass dieser Text so lang ist, aber ich muss leider etwas weiter ausholen, um etwaige Zusammenhänge zu verdeutlichen...
Bevor ich also zu meinem HWS-Problem komme, eine kurze Vorgeschichte.

Durch einen Arbeitsunfall vor 34 Jahren bin ich Querschnittsgelähmt.
Neben einigen Rippen- und Brustbeinbruch, wurden auch die 5. und 6. Brustwirbel gebrochen.
Aber nicht völlig durchgebrochen und auch keine Trennung des Rückenmarks oder der Nerven.
Aber dennoch reicht es für ein Leben im Rollstuhl, an das ich mich allerdings schon lange gewöhnt habe.

Durch das permanente Sitzen (ca. 15-18 Stunden täglich) hat es natürlich diverse, unumgängliche Folgen.
Dazu zählen u.a. Verformungen der gesamten Wirbelsäule, was natürlich zu permanenten Kreuzschmerzen führt.
Da meine Hände und Arme meine Füße und Beine ersetzen, ist logischer Weise ein Verschleiß (ebenfalls mit häufigen Schmerzen) der Schultergelenke sowie auch der Handgelenke seit einigen Jahren vorhanden.
Seit einigen Monaten schmerzen auch teilweise ein Daumen- und mehrere Fingergelenke (wahrscheinlich Arthrose
durch jahrelange Überbelastung der jeweiligen Gelenke). Hinzu kommen in unregelmäßigen Abständen (oft kaum erträgliche) Nervenschmerzen, so genannte Deafferenzierungsschmerzen, durch die eingeklemmten Nerven im BWK 5/6.
Ich habe gelernt mit all diesen sch... Schmerzen zu leben und kann ganz gut damit umgehen.
Aber, als wenn all das noch nicht genug wäre, kommt nun noch mein HWS-Bereich...

Beschwerden im HWS-Bereich habe ich schon seit über 20 Jahren, es ist ein Kommen und Gehen.
Mal habe ich einige Wochen oder Monate, selten auch mal 1-2 Jahre keine Probleme gehabt. Wenn Probleme bzw. Schmerzen auftraten, waren sie immer nach einigen Tagen oder Wochen wieder weg. Nur 2 Mal dauerten die Schmerzen ca. 1/2 Jahr an. Nur diese beiden Male suchte ich Ärzte auf, bekam dann Kranken-Gymnastik und eine Halskrause verordnet.
Aber niemals hatte ich auch nur ansatzweise Beschwerden in den Armen, sondern nur im HWS-Bereich.
Letztes Jahr im Juni (zuvor hatte ich mindestens 8 Monate keinerlei Beschwerden) war es nun genau umgekehrt.
Nur sehr leichte, minimale Schmerzen im HWS-Bereich, aber der linke Ober- und Unterarm fing an zu schmerzen.
3-4 Tage noch leicht und dann wurden die Schmerzen stärker und stärker. 2 Wochen später hatte ich dann noch einen Kraftverlust von ca. 90% im linken Arm und der linken Hand (beim zugreifen). Allerdings nur bei allem was ich mit den entsprechenden Muskeln "ziehe", also mehr in Richtung des Bizeps. Dazu kommen hin und wieder Krämpfe, sobald ich den Arm anbeuge. Diese Krämpfe sind oft sehr schmerzhaft und so stark, dass ich den linken Arm mit dem rechten Arm wieder gerade biegen muss.

Ende Juni 2010 ging ich dann zum Orthopäde. Es folgte eine MRT, Neurologe, Neurochirurg usw.
Der Befund von Juli 2010:

Leichte Streckhaltung zwischen HWK 2 und HWK 6.
Keine Archtekturstörung der Wirbelkörper im zervikalen Anteil.
Destruktion des BWK 5 mit Protrusion der hinteren Wirbelkörperabschnitte in den Spinalkanal.
Hier besteht eine knöcherne spinale Enge im Sinne der alten Traumafolge. In gleicher Höhe breite Syringomyelie.
Die paravertebralen Strukturen zeigen keine Auffälligkeiten.
Bei HWK 3/4 massive Spondylarthrose links und retrospondylophytäre Anbauten.
Knöchern flankierte Protrusion bei HWK 4/5 rechts betont bei leichter Tangierung des Myelon.
Breite Protrusion HWK 5/6 beidseits, knöchern flankiert und Spondylarthrosen.
Bei HWK 6/7 rechts betonte Protrusion ohne Forameneinengung.
Beurteilung:
Teils knöchern flankierte Protrusionen HWK 3/4, HWK 4/5 und HWK 5/6.
Osteodiscogene Foramenstenosen HWK 5/6 beidseits, HWK 4/5 rechts betont und HWK 3/4 links betont.
Im Sinne des alten Traumas Syrinx des thorakalen Rückenmarks und destruierter BWK 5/6.

Anschließend wurde dann im Zeitraum vom 22.7. bis 8.8.2010 dreimal die Nervenwurzel C6 links CT-gesteuert aufgesucht und mit einer Kortikoidsuspension umspritzt.
Schon nach der ersten Behandlung waren die Schmerzen nach ca. 20 Stunden erheblich weniger geworden und nach der dritten nur noch minimal vorhanden.
Mehr könne man nicht machen, außer diese Operation bzw. künstliche Bandscheiben...
Durch regelmäßiges, aber nun intensiveres Training (was ich sowieso seit ewiger Zeit mache), ist die Kraft im linken Arm heute zu ca. 80% wieder vorhanden, aber das Greifen bzw. etwas anheben mit der linken Hand ist, wenn auch etwas weniger, immer noch vorhanden.

Und als wenn all das immer noch nicht genug wäre, seit ca. 2 Wochen habe ich nun auch noch Beschwerden im rechten Arm. Hin und wieder etwas ziehen im Oberarm und der Schulter, was mich nicht weiter stört.
Allerdings habe ich sehr starkes und sehr schmerzhaftes Kribbeln im rechten Daumen, Zeigefinger und dem Mittelfinger. Fast jede Nacht werde ich mehrmals durch diese Schmerzen wach. Ich habe das Gefühl, als würden die Fingerspitzen in einem Schraubstock stecken und jemand zieht immer fester zu. Bewegen kann ich alle Finger, aber ich fühle die ersten 20-30 Minuten nach dem Wachwerden nichts. Tagsüber ist das Kribbeln nur hin und wieder und somit eigentlich erträglich.

Mein Hausarzt, der Orthopäde und die Neurologen raten mir von einer OP ab, einzig der Neurochirurg meint, ich soll die OP machen (ist ja auch sein täglich Brot...).
Das ich mir Tag für Tag Gedanken um Nutzen und Risiko einer OP mache, könnt ihr euch ja denken.
Es ist nicht, dass ich Angst vor einer OP habe, es sind das Risiko und die Folgen...
Nach Auskunft vom Neurochirurgen, würde der Kraftverlust im Arm und Hand mit aller Wahrscheinlichkeit sowieso nicht besser werden. Das kann, wenn überhaupt, nur durch regelmäßiges und gezieltes Training irgendwann vielleicht wieder besser werden.
Dann bleiben noch die Schmerzen... und vielleicht irgendwann ein Totalausfall der Arme...?

Ich habe hier nun einige Stunden verbracht und jede Menge gelesen und erfahren, danke an euch und das Team für sämtliche Informationen.
Man soll sich nach der OP "schonen"... aber da ich nun mal nicht laufen kann und auch meinen Unterkörper nicht einsetzen kann, bleibt mir nun mal nur der Oberkörper. Das bedeutet, an- und ausziehen, ins Bett, Toilette, Duschen, aufs Sofa, ins Auto rein und raus usw, alles ist nur mit meinen Armen und Händen möglich. Somit kann ich mich wohl kaum schonen... Ich MUSS meine Arme voll bewegen und ohne jegliche Einschränkungen einsetzen können und ebenso auch meinen Kopf bzw. Hals. Jede eingeschränkte Beweglichkeit, "Anschlussinstabilität" usw bedeutet für mich auch eine Einschränkung meiner Selbstständigkeit, auf die ich nun mal nicht verzichten kann.

Nun weiß ich nicht, was ich machen soll... mit Schmerzen leben kann ich, fragt sich nur wie lange noch und wie stark werden diese... werde ich irgendwann meine Arme und/oder Hände nicht mehr einsetzen können... welche Alternativen gibt evtl. es für mich... und und und...
Eure Meinung interessiert mich, ich wäre euch für jeden Tipp, Hinweis und Rat sehr dankbar.

LG, Pedda
PM
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tineb
Geschrieben am: 28 Jan 2011, 15:09


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Hallo Pedda,

ich bin jetzt schon 2x an der HWS operiert worden.
Nach jeder OP muss man sich einige Wochen schonen, man ist schon ganz schön eingeschränkt.
Bei mir wurden die Etagen versteift, die Bandscheibe wurde durch einen Cage ersetzt.
Durch die Versteifung bin ich unbeweglicher, u.a. ist arbeiten über Kopf nicht mehr möglich.
Jetzt kann ich mir natürlich nicht vorstellen, wie es wäre, wenn man dann noch querschnittgelähmt ist.
Bespreche Deine Bedenken mit Deinem NC, eine Entscheidung musst Du dann leider selbst treffen.

Alles Gute

Tine
PM
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