Bandscheiben-Forum

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> Tübinger Konzept? (Physiotherapie), Hat jmd Erfahrungen mit Tübinger Konzept
Diskuswerfer
Geschrieben am: 05 Nov 2010, 11:32


Öfter dabei
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Hallo Harro und Wolfgang,

"Studien"?
Wie wär's mit: "Radicular and non-radicular back pain in Parkinson’s disease: a controlled study." Movement Disorders 2007;22:853-856
Oder: "A prospective study of mechanical physiotherapy for lumbar disk prolapse: five year follow-up and final report. NeuroRehabilitaiton 2010 ;26:155-8"

Oder falls jemand sich richtig durchbeißen möchte auch weitere Fachpublikationen?
Etwa: "Lumbar disk prolapse: response to mechanical physiotherapy in the absence of changes in magnetic resonance imaging. Report of 11 cases." NeuroRehabilitation 2008;23:289-294
Oder: "A prospective trial of mechanical physiotherapy for lumbar disk prolapse." J Neurol 2003;250:746-749

Aktuelle Publikationsliste siehe hier: "Wer soll das alles lesen?"

:hallo
Es grüßt Euch
der marcus
:hallo
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Harro
Geschrieben am: 05 Nov 2010, 15:08


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Moin moin,
ich meinte an und für sich eine unabhängige Studie eines anerkannten unabhägigen Institutes mit mindestens 1000 Personen
und nicht eine "Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Zahnheilkunde" mit 20 Patienten.

Nichts desto trotz glaube ich schon, das diese auf McKenzie Methode basierende Methode einigen Patienten durchaus helfen kann.

Nur egal wie diese Methode auch heissen mag, eine regelmäßige Durchführung ist für den Erfolg und die Schmerzfreiheit
unerlässlich für jeden und bedeutet die Überwindung des inneren Schweinehundes.

In diesem Sinne, Harro :winke



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Diskuswerfer
Geschrieben am: 08 Nov 2010, 00:39


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Hallo nochmals liebe Bandis,

habe bei meinem 4. Termin am Freitag nochmals nachgefragt: Das sogenannte "Tübinger Konzept" basiert demnach ursprünglich schon auf McKenzie, geht aber auch darüber hinaus.

So wurden mir bei diesem 4. Termin eine Übung beigebracht, die jetzt zusätzlich und gezielt die durch den BSV bedrängten Nerven(wurzeln) dehnen soll. Spüre dies auch sehr deutlich - teilweise verstärkt sich nämlich bei mir das Kribbeln im Arm kurz.
Diese Nervenbewegung bzw. -dehnung habe McKenzie nicht im Programm (?).

Bin gespannt, wie es weiter geht. Auch, ob meine Symptomatik weiter nachlässt.
Der höllische erste Schmerz ist ja jetzt über eine Woche lang weg (geblieben), das Kribbeln im Arm schwankt - das heißt, es kommt und geht. Das Taubheitsgefühl im Daumen und Zeigefinger ebenfalls.

Hoffe, Euch geht's auch so weit in einem erträglichen Rahmen, wenn Ihr das lest...
Grüße,
marcus
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Discothek
Geschrieben am: 26 Dez 2010, 15:31


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Hallo Harro und Diskuswerfer,

wie alle Therapiekonzepte basiert auch das von Brötz und Weller weniger auf Empirie als auf theoretischen Überlegungen. Zwei Beispiele: die reflektorische "Streckfehlhaltung" und das "Hohlkreuz".

Kommt ein Patient mit in Streckhaltung verspannter Muskulatur im 90°-Winkel zum Hausarzt, wird ihm meist ein Muskelrelaxans verschrieben, um die Fehlhaltung wegzutherapieren. Begründung: durch die verspannte Haltung wird weiterer schädlicher Druck auf die Bandscheiben ausgeübt, den es zu beseitigen gilt. Brötz und Weller argumentieren, die Streckfehlhaltung sei ein sinnvoller Schutzmechanismus des Körpers gegen das bei akuten BS-Verlagerungen schädliche Beugen der Wirbelsäule und man solle diesen Schutz nicht medikamentös lahmlegen.

Fast alle Therapieschulen bekämpfen das Hohlkreuz als hochgefährlich für die Bandscheiben. Sie argumentieren damit, daß im Hohlkreuz der Druck auf den hinteren Faserring zu hoch ist und allgemein die Bandscheibe allzu schräg und damit unphysiologisch belastet wird. Darum werden entlordosierende Orthesen verschrieben, die Stufenlagerung empfohlen und dem Patienten die Bauchlage beim Schlafen madig gemacht. Brötz und Weller argumentieren ähnlich wie Brügger, daß erstens Gewichtheber bei extremer Belastung ins Hohlkreuz gehen und wir alle ständig gebeugt arbeiten und dann nicht auch noch in Embryonalstellung gebeugt schlafen sollten, sondern lieber unseren Rücken als Bauchschläfer als Ausgleich ins Hohlkreuz fallen lassen sollten.

Weder für diese noch für jene Auffassung gibt es bisher harte Meßdaten. Brötz und Weller sind anders als die anderen, zumindest so ehrlich, das zuzugeben.

Aus eigener Erfahrung mit einem zuerst nicht erkannten Bandscheibenvorfall (ich hatte keine Rücken-, sondern nur mäßige Ischiasschmerzen und habe die Lähmung in der Wade auf eine frische Sportverletzung zurückgeführt) muß ich sagen, daß ich einige Dinge *unbewußt* so gemacht habe, wie ich es später bei Brötz und Weller gelesen habe: ich habe die LWS gern in Rückenlage nach links und rechts verdreht und nachts auf dem Bauch mit angezogenem krankem Bein gelegen. Das sind nach den anderen Konzepten totale don'ts. Schmerz und Lähmung sind aber weggegangen (daß ich nach ein paar Wochen einen Rückfall hatte, steht auf ienem anderen Blatt)! Da ich aber auch mein verletztes Bein im rechten Winkel auf die Sofalehne gepackt habe, habe ich auch unwissentlich eine halbe Stufenlage gemacht, die wiederum Brötz und Weller nicht mögen.

Daher würde ich sagen: allen Konzepten gegenüber kritisch bleiben, gut in sich hineinhören, Bewegungen ausprobieren und das machen, was einem gut tut. Wahrscheinlich ist das Zusammenspiel von Knochen, Bändern und Musekln im Rücken so individuell, daß einfach keine Lösung für alle Menschen taugt.

Howgh,
Disco
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Diskuswerfer
Geschrieben am: 08 Jun 2011, 23:53


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Hallo Bandis,

mit inzwischen sieben bis acht Monaten Abstand zu meiner Akutphase möchte ich hier nochmals kurz berichten. Mir geht es sehr gut, ab und zu sind noch ein Kribbeln im linken Unterarm sowie selten auch eine leichte Taubheit an den Fingerspitzen von Daumen und Zeigefinger links da. Der Schmerz blieb - 3 x auf Holz klopfen - zum Glück dauerhaft aus.

Im Sommer 2005 hatte ich einen Auffahrunfall mit Schleudertrauma, und im Anschluss bis zum Vorfall im Oktober 2010 immer wieder starke, schmerzhafte, andauernde, im wahrtsen Wortsinn hartnäckige Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich. In dieser Hinsicht geht es mir seit meinem Bandscheibenvorfall sogar deutlich besser, als zuvor :smok

Ich bin heilfroh, dass ich mich mit Unterstützung meiner Hausärztin damals gegen die radikale OP mit "Ersatzteil" entschieden habe, zu der mir der erste Neurochirurg 6 Tage nach dem Vorfall dringend geraten hat. Und ich bin froh, dass ich damals den Tipp mit dem Tübinger Konzept bekommen habe. Meine letzte Fahrt nach Tübingen war Ende Januar, meine Übungen mache ich leider inzwischen zum Großteil nicht mehr. Ich denke das ist normal, wenn der Leidensdruck nicht mehr da ist...

Zwei Ausnahmen gibt es: Der Hans-guck-in-die-Luft (Kopf in den Nacken), den ich täglich sicher ca. 30 x mache sowie der Seehund (Liegestütz nur mit dem Oberkörper, Lende bleibt am Boden, bei durchgestreckten Oberarmen Kopf in den Nacken), der morgens und/oder abends im Programm blieb. Ja liebe/r Diskothek: da ist es, das sonst so bekämpfte Tübinger Hohlkreuz :hair

Wichtig ist für mich subjektiv auch die möglichst konsequente Vermeidung einer (längeren) Kopf-auf-die-Brust-Haltung. Wenn ich das mal aus Unachtsamkeit mache, kommt sofort das Kribbeln... Aber ein paar Hans-Guck-in-die-Lufts helfen schnell.

Für mich persönlich war diese Therapie"schule" - zusammen mit einer begleitenden osteopathischen Behandlung bis in den März - rückblickend das absolut Richtige. Ob es das Buch alleine gebracht hätte, bezweifle ich. Die Kontrolle der Bewegungen durch die Therapeutin, die enge Überwachung und Dokumentation des Therapiefortschritts und die guten, meist anatomischen Erklärungen zum warum diese Bewegung und was passiert dabei mit meiner Wirbelsäule waren mit ausschlaggebend.

Aber Discothek hat sicher Recht: DAS Patentrezept gegen unser Leiden gibt es mE nicht!
Dazu sind wir alle zu unterschiedlich und individuell.

Für mich gilt seither: Haltung bewahren!
Und ansonsten halte ich es mit meinem Kopf wie es S 21-Gegner im nahen Stuttgart in einem ihre Slogans fordern:
"Oben bleiben!"

Es grüßt Euch
der marcus

:sonne
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Oli2103
Geschrieben am: 30 Nov 2018, 21:23


Neu hier
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Liebes Forum,

also: Angesichts meines zweiten Vorfalls (nach 2005) auf L5/S1 (plus jetzt zusätzlich eine Vorwölbung auf L4/L5) muss ich mich zu diesem Thread/Diskurs, und angesichts dessen, dass ich selbst Tübinger bin, möchte ich mich zu der bisher geführten Debatte doch auch noch zu Wort melden:
Nachdem ich heute vor einer Woche meine Diagnose bekam, stand natürlich die Suche nach einer/m vertrauenswürdigen PhysiotherapeutIn an. Ich wollte mir dafür bewusst Zeit lassen, da mich gefühlt alle Ärzte (die meisten mit Vergangenheit im hiesigen Uni-Klinikum) direkt in die Praxis schicken wollten, die dieses (früher) so genannte "Tübinger Konzept" entwickelt hat.

Erfahrung eins: Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung berichten die ich allerdings schon vor einigen Jahren gemacht habe, vor dem Umzug dieser Praxis in ein neues Viertel. Damals hatte ich auf eine Fortführung der Behandlung verzichtet, und zwar aus folgendem Grund: Mein Rezept, das über sechs Behandlungen lief, war am Ende genau eine Behandlung wert. Grund: Das Erstgespräch zur Anamnese, durchgeführt von einer sehr jungen Mitarbeiterin, war ausführlich (1 Stunde). Dafür wurde dann 4x eine Viertelstunde Behandlungseinheit abgerechnet, so dass vom 6-er Rezept noch genau 2 übrig blieben. Das eigentliche Problem aber: Bei Aufnahme in die Praxis musste ich einen Bogen unterschreiben , auf dem ich zustimmen sollte, dass ich für jede einzelne Behandlungseinheit von 15 Minuten zweimal unterschreiben sollte, also als ob das zwei Einheiten gewesen seien. Im Effekt hatte ich also mit einem Rezept für sechs Behandlungen genau eine. Auf meine Frage, warum das so sei, war die Antwort: "Das machen wir hier immer so". Als ich daraufhin meine Krankenkasse anrief, um zu fragen, ob dieses Vorgehen eigentlich normal sei, war die Antwort, dass das selbstverständlich nicht normal sei; die Mitarbeiterin der Kasse riet mir, dass ich ihr so etwas besser gar nicht erzählen solle, da sie das sonst melden müsse und ich mich womöglich strafbar machte. Ein befreundeter Mediziner, ebenfalls lange Jahre im hiesigen Uni-Klinikum als Professor beschäftigt, nannte das "schon recht frech". Ich bin nicht sicher, ob das als Geschäftsgebaren legal ist, aber mir persönlich jedenfalls kam das doch spanisch vor.

Zweitens ein Wort zu den in der Tat zahlreichen Veröffentlichungen, die in Ko-Autorschaft der Praxisinhaberin publiziert worden sind und die in diesem Forum angesprochen und tw. angeführt worden sind: Ja, das sind viele, und tw. in angesehenen Zeitschriften. Ich nehme einmal solche für ein breiteres Publikum (bspw. in Ko-Autorschaft mit Peer Augustinski) aus. Wenn man sich dann einmal genauer betrachtet, wie viele der wissenschaftlichen Publikationen sich mit Bandscheibenvorfällen befassen, dann wird es rasch recht übersichtlich. U.a. eine Studie mit einer Anzahl von Fallzahl von genau elf; dann zwei Jahre später nochmals dieselbe Studie, dieses Mal der "Abschlussbericht nach fünf Jahren". Ich habe die Studien nicht gelesen, aber:
1.) Wie hoch bei einer Gesamtzahl von elf die Kontrollgruppe sein kann (falls es eine solche überhaupt gab), mag sich jede/r selbst ausrechnen.
2.) Wie hoch die statistische Signifikanz der Aussagekraft einer solchen Studie sein kann, ebenfalls.
Ich bin kein Mediziner, ich bin aber sehr wohl seit einigen Jahrzehnten beruflich Wissenschaftler und kenne das Publikationsbusiness denke ich ganz gut. Ich denke auch, dass ich schon eine, sagen wir mal, leise Ahnung davon habe, was statistische Signifikanz, error margins, Standardabweichungen, Kontrolle, small-n Problematiken, etc. bedeuten, und entsprechend bilde ich mir selbst ein Urteil über die mögliche Aussagekraft solcher Studien für das breitere Feld der vielen Tausend wenn nicht Millionen Betroffenen.
Daraus etwas abzuleiten, was man "Tübinger Konzept" nennt (mein Hausarzt hat gar auf das Rezept selbst geschrieben: "Behandlung nach Tübinger Konzept"!), halte ich doch für naja, sagen wir mal: wissenschaftlich sehr mutig, dabei aber marketing-strategisch extrem clever. Die lokale Vernetzung mit der Ärzteschaft jedenfalls könnte ganz offensichtlich besser nicht sein. Insofern ist mein "Bauchgefühl" angesichts der Lektüre des threads doch das, dass Harry hier sehr gut und sorgfältig moderiert hat, wofür ich sehr dankbar bin.

Alles oben Stehende sagt, das möchte ich ganz explizit betonen, überhaupt nichts darüber aus, wie kompetent diese Praxis in der Behandlung am Patienten sein mag; ich gehe davon aus, dass hier entsprechende Kompetenz besteht und kenne auch persönlich Menschen, die von der dortigen Behandlung sehr angetan sind. Auch die nochmalige Durchsicht der Praxis-Homepage mit Behandlungsformen, das mission statement, die Gesamt-Logik: all das erscheint mir durchaus sehr plausibel, und ich habe als vormaliger Patient in Sachen massiver Vorfall, aber einem anderen Teil Deutschlands, einige Erfahrung gesammelt. Ich rate also niemandem ab, sich dort in Behandlung zu begeben.

Ich selbst aber werde, da ich ja frei entscheiden kann, dann doch einer anderen Praxis den Vorzug geben.

Viele Grüße, und allen eine möglichst rasche und vollständige Besserung und Genesung, haltet die Ohren steif, nicht den Rücken, und lasst es Euch möglichst gut gehen!
Oli.
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