Bandscheiben-Forum

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> Neuzugang, mein Vorstellungsbeitrag für das Forum
Erin
Geschrieben am: 10 Jul 2008, 12:12


Öfter dabei
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Hallo,

ich bin 35, d.h. am 20. werde ich 36 Jahre alt. An dem Tag liegt meine erste Bandscheiben-OP auch genau einen Monat zurück. Implantation einer Bandscheibentotalprothese LWK4/5 (MAVERICK), AIF L5/S1 (AL-PEEK), ventrale Verplattung L5/S1 (PYRAMID).

Da ich aber in allen Bereichen der Wirbelsäule schon Probleme hatte, dachte ich mir ich stelle mich erst einmal hier im allgemeinen Teil vor.

Mit 16 setzte ich mich auf die Toilette und kam nicht wieder hoch. Ein scharfer Schmerz im BWS-Bereich blockierte meine Bewegungen. Nach ein paar Minuten ließ der Schmerz nach und ich konnte aufstehen. Ein Besuch beim Orthopäden brachte dann vorläufig Erlösung. Ich bin zu schnell gewachsen und bin multimobil, d.h. sämtliche Knorpel im Körper sind zu weich, ich bin zu beweglich und meine Bandscheiben verdrehen sich bei Gelegenheit selbst.
Durch eine Übung bei der die Wirbelsäule ähnlich einem Korkenzieher verdreht wird, lernte ich, mich bei Bedarf selbst aus so einer Blockade zu befreien. Zum Glück war es nur alle paar Jahre mal notwendig und für mich daher eher unbedeutend.

Mit 18 hatte ich beim Reiten einen schweren Sturz, landete auf dem linken Beckenknochen, nur wenige Zentimeter von der Wirbelsäule entfernt. Die Folge war eine Fissur im Becken und ein lebenslanges Reitverbot, da ich durch die Fissur bei einem weiteren Sturz ein extrem erhöhtes Risiko für einen Beckenbruch hätte. Ich hielt mich daran, denn der Arzt hat mir sehr nachdrücklich Geschichten über Reiter und ihr weiteres Leben im Rollstuhl erzählt.

Mit 26 (1998) bekam ich immer öfter Rückenschmerzen, die schwer zu lokalisieren waren. Es schien mehr ein allgemeines Druckgefühl im gesamten Rücken zu sein und wurde auch lange auf Verspannungen geschoben. Ich bekam sogar Antidepressiva weil man meine Beschwerden für psychisch verursacht hielt. Dann bekam ich brennende Schmerzen in Armen, Händen, Beinen und Füßen. Sie waren nicht konstant, als könnten sie sich durch meinen Körper bewegen. Mit der Aussage wurde ich natürlich komplett auf die psychosomatische Schiene geschoben, was bedeutete dass ich keine Schmerzmittel mehr bekam und beinahe durchdrehte weil die Schmerzen immer stärker wurden. Erst als sich mein Hausarzt (im Gegensatz zu sämtlichen Spezialisten) erbarmte und mir Infusionen mit Kortison gab, wurde es langsam besser, aber es hat noch Monate gedauert bis die Schmerzen weg waren.

Ab da bekam ich alle paar Monate Schmerzen im LWS-Bereich. Ich hatte mit 28 noch angefangen zu studieren und das viele Sitzen bekam meinem Rücken überhaupt nicht. Im Laufe der Jahre kamen die Schmerzen häufiger und blieben länger.

Am 10.12.06 ging ich in einen Baumarkt, verhob mich an einem Farbeimer und verlor innerhalb einer Woche das Gefühl unterhalb des Bauchnabels. Es fing gleich am nächsten Tag mit den Fußsohlen an und wurde jedesmal wenn ich mich hinlegte, also besonders über Nacht, wesentlich schlimmer, kroch quasi meine Beine hoch. Am 15.12.06 ließ ich mich ins Krankenhaus einweisen und landete in der neurologischen Abteilung.

Meine Angaben über meine Rückenbeschwerden und das ich mich verhoben hatte, wurden weitgehend ignoriert, stattdessen wurde nach Entzündungen gesucht. Nachdem eine Lumbalpunktion kein Ergebnis brachte (was 10 Jahre vorher auch schon so gewesen war!) ging man davon aus das ich keine Entzündungen im Körper haben könnte. Darum wurde mir eine bereits angesetzte MRT verweigert und ich musste zwei weitere Tage lang hilflos zusehen wie das Gefühl immer weiter aus meinem Körper verschwand. Am 17. einem Sonntag, setzte ich mich morgens auf die Toilette und stellte fest, dass ich nicht fühlen konnte ob ich an der richtigen Stelle das Klopapier zum Einsatz bringe.

Ich randalierte daraufhin so lange bis tatsächlich die Wochenendbesetzung herbei gerufen wurde und die stellte dann auch eine dramatische Verschlechterung meines körperlichen Zustandes fest und zeigte sich total verständnislos darüber das ich noch keine MRT gehabt hatte. Ich hatte eine klassische Reiterhosenanästhesie, eineinhalb Stunden lag ich in dem Ding, es wurde komplett vom Schädel bis zum Steiß alles kontrolliert.

Es zeigte sich ein kleiner Bandscheibenvorfall LwK5/SWK1, der aber nicht weiter beachtet wurde, weil ich im Gehirn zwei und an der HWS einen Entzündungsherd hatte. Verdacht auf Multiple Sklerose. Meine Rückenschmerzen wurden damit abgetan, dass für die Lumbalpunktion 6 Versuche gemacht werden mussten, die ersten 5 ohne Betäubung.

Nach hochdosierten Kortisoninfusionen kam das Gefühl von der ersten Infusion an wieder zurück und überall wo das Gefühl zurück war, kamen extreme brennende und reißende Schmerzen. Nach drei Wochen war in allen Körperpartien das Gefühl zurück. Es dauerte jedoch noch 5 Monate ehe ich wieder schmerzfrei gehen konnte. Insbesondere das linke Bein tat bei Belastung weh, das rechte Bein hatte sich bereits nach 4 Wochen vollständig erholt.

Für die MS gab es keine Beweise. Doch diese Verdachtsdiagnose kann man nur durch einen Gegenbeweis ausräumen und den hatte ich nicht. Der kleine Bandscheibenvorfall wurde nicht weiter beachtet. Ich habe 11 Monate lang gegen diese Diagnose kämpfen müssen. Mein gesamtes Umfeld glaubte ich wolle es nur nicht wahr haben, dass ich an einer unheilbaren Krankheit litt. Doch als nach 11 Monaten bei einer Kontroll-MRT keine inaktiven Entzündungsherde (wäre ein Hinweis auf MS gewesen) gefunden wurden, ich aber trotzdem mal wieder extreme Schmerzen im linken Bein hatte und damit auch keinen Zehenspitzenstand machen konnte, wurde der Verdacht auf MS endlich ad acta gelegt.

Ab da war ich dann ein "psychosomatischer Fall". Artig ging ich zum Psychotherapeuten, machte dort interessante Erfahrungen und kam mit mir innerlich weiter. Am Krankheitsbild veränderte sich nichts. :nein

Vor 3 Monaten bekam ich wieder starke Rückenschmerzen LWS und im Bein und griff schon gewohnheitsmäßig zu Tramal, als mir klar wurde das ich immer noch glaube, dass das eigentliche Problem aus dem Rücken kommt und das ich endlich sichere Antworten und eine konkrete Diagnose brauche. Da mein aktueller Hausarzt mich nicht zum Neurochirurgen überweisen wollte (dafür sei mein MRT-Befund zu harmlos!) ließ ich mich zum Orthopäden überweisen. Dort hatte ich Glück, der fragte mich nach wenigen Minuten warum ich keine OP wolle. Ich war total baff und ließ mich gleich zum Neurochirurgen weiter überweisen. Dort stieß ich jedoch zuerst auf die übliche Ablehnung. Als ehemaliger Verdacht auf MS werden alle Symptome immer erst daraufhin durchleuchtet ob es nicht doch MS sein könnte. Doch zum Glück erkannte der Neurochirurg (Dr. Salger, Helios-Klinik, Schwerin) das ich eine endgültige Antwort brauchte. Also schlug er eine Diskographie vor.

Bei der Diskographie wurde das Rätsel endlich gelöst. Ich gehöre zu jenen bislang nur selten erkannten Fällen, in denen die Bandscheiben selbst schmerzempfindlich werden. Die Diskographie löste bei beiden untersten Bandscheiben so extreme Schmerzen aus das ich spontan los geschrien habe. Daraufhin wurde mir dann die OP angeboten (s.o.).

Da es erst knapp 4 Wochen her ist, kann ich noch nicht viel über die Folgen sagen. Nur soviel das ich zum ersten Mal seit Jahrzehnten auf dem Rücken liegen kann ohne dabei vor Schmerzen zu verkrampfen und das sich etwas ganz entscheidendes jetzt ins Gegenteil verkehrt hat. Vorher wurden alle Symptome durchs Liegen schlimmer, so dass ich schon Angst davor hatte, mich hin zu legen, schlafen zu gehen usw.
Seit der OP habe ich auch noch genug Schmerz- und Taubheitssymptome, die jedoch erst bei Belastung (z.B. durch längeres Sitzen) auftreten und zurückgehen oder ganz verschwinden, wenn ich mich eine Weile hinlege.

Ich hoffe das war jetzt nicht zu ausführlich, aber ich dachte damit habt ihr gleich einen recht guten Überblick über meinen Krankheitsverlauf und aktuellen Stand, bevor ich anfange Fragen zu stellen und mit zu reden.
PM
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parvus
Geschrieben am: 10 Jul 2008, 20:51


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Hallole und willkommen im Forum :winke

Vielen Dank für Deine ausführliche Vorstellung!

Du hast irgendwie eine klassische Bandikarriere hingelegt, davon können hier einige mit Dir ein Lied singen :z

Jetzt hoffe ich mit Dir, dass sich Deine Beschwerden nach und nach bessern und vor allen Dingen, dass man Dich in Zukunft auch bei den Ärzten schneller und besser ernst nehmen wird.
Wünschen möchte ich Dir aber auch gleichzeitig, dass Du sooooo schnell nicht wieder so hart kämpfen musst um ernstgenommen zu werden :streichel

Hier im Forum dann mal viele brauchbare Infos auch für Dich und einen regen Austausch ... das wünscht :winke parvus
PM
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Erin
Geschrieben am: 10 Jul 2008, 23:19


Öfter dabei
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Danke. :; Ich glaube so hart wird es auch nie mehr werden. Denn seit der Diskographie war klar dass ich nicht simuliere und seit der OP stehen mir bei sämtlichen Ärzten wieder alle Möglichkeiten zur Verfügung. Zudem bin ich jetzt endlich zur Ruhe gekommen. Und es macht einen unglaublich großen Unterschied ob man Symptome hat und gegen einen unsichtbaren Feind und Fehldiagnosen ankämpft oder ob man weiß was es ist, dass Heilung möglich ist und sich ernst genommen fühlt! Und ich bin auch froh über dieses Forum gestolpert zu sein und mich mit anderen Betroffenen austauschen zu können. Ich les mich hier ein bisschen ein und hab dabei schon ganz oft genickt weil ich was wieder erkannt habe. Fühlt sich gleich so an als wäre ich damit nicht mehr so allein. :up
PM
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