Bandscheiben-Forum

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> Geschafft!
Prilente
Geschrieben am: 19 Jun 2008, 14:02


Öfter dabei
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Hallo zusammen,

mein Name ist Dani, ich bin 42, Mama eines siebenjährigen Terrorkrümels und zur Zeit "abgestellt" (das Gegenteil von angestellt ;o)

Letztes Jahr im Mai bekam ich, wie immer mal wieder zwischendurch, Rückenschmerzen.
Vor circa 20 Jahren hatte ich meine ersten Bandscheibenprobleme...die ich aber mit Gymnastik, Spritzen und Reizstrom in den Griff bekommen habe!
Also war mein erster Weg wieder mein Orthopäde!
Diagnose Bandscheibenvorwölbung. Spritzen, Reizstrom und ein Schulterklopfer...das wird schon wieder.

Es wurde nicht...das heisst nicht besser...sondern schlimmer!

Ich schluckte eine Schmerztablette nach der Anderen, war nicht mehr in der Lage Gymnastik zu machen...war nicht mehr in der Lage meinen Haushalt zu regeln!
Ich konnte nicht mehr richtig laufen, stehen gar nicht. Liegen ging auch nicht wirklich...sitzen überhaupt nicht.
Das morgendliche Aufstehen eine Qual...

Mein Arzt belächelte mich!

Ende September....ja ich habe mich einfach immer weiter gequält...ging gar nichts mehr und ich liess mich ins Krankenhaus bringen.
Eine Orthopädin setzte sofort zwei gezielte Infiltrationen und nahm mich stationär auf um am nächsten Morgen eine Myelografie machen zu lassen.

Die Myelografie wurde von einem Assistenzarzt durchgeführt der diese erst zum dritten Mal machte und ich hatte Mühe vor Schmerzen nicht ohnmächtig zu werden .
Danach "drufte" ich 24 flach liegen und bekam einen Würzburger Schmerztropf...der einem nicht nur die Schmerzen sondern auch alle Sinne raubt.

Die Auswertung der Myelo ergab eine Bandscheibenvorwölbung.
Ich bekam tägliche Infiltrationen, Schmerzblockaden und eine Art Unterkörperanaesthesie...ich bekam eine Spritze direkt in den Steiss!

11 Tage lag ich dort!
Dann wurde ich mit zwei schicken blauen Krücken entlassen...
das wird schon!

Es wurde aber immer noch nicht besser!
Ich wurde zum Gutachter geschickt, ein Orthopäde...der fand ich wäre doch fit!
Ich wurde zu einem weiteren Gutachter geschickt, ein Neurologe und Psychiater!
Dieser konnte neurologisch nur minimale Einbussen feststellen...meinte aber, da ich vor 15 Jahren an Angstzuständen litt, ich würde mir die Schmerzen nur einbilden und mal über eine erneute Psychotherapie nachdenken!

Das war kurz vor Weihnachten!
Weihnachten habe ich von Schmerzmitteln gelebt und am 27. Dezember morgens musste ich den Notarzt rufen weil ich ausser Stande war mich zu bewegen...ich musste mich aufs Atmen konzentrieren sonst wäre ich erstickt :heul

Ich kam wieder in die gleiche Klinik wie Ende September...man begrüßte mich mit "Ach Sie schon wieder!" Das sollte lustig sein!
Wieder bekam ich in der Ambulanz zwei Spritzen und wurde stationär aufgenommen.
Bis zum 2. Januar bekam ich nur Schmerzinfusionen...die Orthopäde hatte nämlich zu wenig Platz!
Ich lag auf der Inneren!

Als ich auf die Orthopädie kam wurde mit täglichen Infiltrationen begonnen....
es wurden gezielt verschiedene Blockaden gesetzt um die Ursache meiner Schmerzen heraus zu finden!
Da ich auch an Arthrose im ISG und der LWS leide, wurde eine Vereisung vorgeschlagen die ich natürlich sofort bejahte!

Am 9. Januar wurde ich vereist...das erspare ich Euch lieber!!! ...leider ging es mir kein bißchen besser!
Ich konnte nach wie vor nur liegen, hatte einen Toilettenstuhl auf meinem Zimmer, konnte nicht sitzen und wurde zu den Infiltrationen mit dem Bett in den Röntgenraum gefahren!

Nach zwei Wochen dann, bei der Visite, sagte er Oberarzt er würde nun einem Belastungstest mit mir machen und ich freute mich das es voran ging! Der Belastungstest war allerdings meine Entlassung! Ich sollte nach zwei Wochen entlassen werden!
Da ich aber immer noch die gleichen "Probleme" hatte wie vorher bat ich um einen Rollator um wenigstens alleine auf die Toilette gehen zu können. Der Oberarzt versprach mir ein Rezept!

Ich bekam am nächsten Morgen, an dem Morgen der Entlassung massive Kreislaufstörungen und sollte nun doch lieber noch einen Tag zur Überwachung dort bleiben.
Am Nachmittag kam der Chefarzt mit einem Assistenzarzt und meinen kompletten Unterlagen zu mir und fragte mich aus...
Was wurde seit der Einlieferung von wem gemacht? Was hatte das für Wirkungen? und und und...
Wir liessen die ganzen zwei Wochen Revue passieren...
Der Chefarzt wollte grade wieder gehen als ich ihn fragte warum er das Alles denn wissen wolle?
Die Antwort: "Weil ich glaube das mein Oberarzt sie falsch behandelt hat!"

Diesen Satz werde ich mein Leben lang nicht vergessen!!!!
Ich bin in Tränen ausgebrochen und freute mich weil mich endlich jemand ernst nahm!
Ich flehte ihn an mich doch einfach aufzuschneiden und zu kucken was denn da in mir los sei...ich konnte nicht mehr!!!

Am nächsten Morgen wieder eine Myelografie...diesmal und die nächste Zeit war ich ein Chefarztpatient und die Myelo ging kurz und schmerzlos (fast) an mir vorrüber!
Ich liess mir vorher ein Beruhigungsmittel geben...meine Nerven lagen brach!

Noch vor der Myelo wurde ich mit meinem Bett in die erste Etage gefahren!
In das Chefarztgemach! Dort waren alle Orthopäden dieser Klinik versammelt! Die letzten Tage wurden noch mal druch gekaut...die Ärzte befragt, ich befragt!
Dann sollte ich aufstehen und ein paar Schritte gehen...ich konnte aber nur drei Schritten gehen...danach bin ich, wie vorher auch immer, in mich zusammen gesunken weil mir die Beine versagten!

Der Chefarzt sagt nur noch: "...und diese Frau, 42, alleinerziehend, sollte am Montag in diesem Zustand entlassen werden!"
Dann wurde ich wieder rausgefahren und gab mich der Wirkung des Valiums hin!

Am nächsten Morgen kam der Chefarzt zu mir und entschuldigte sich!
Ich sprach von einem schweren Bandscheibenvorfall und einer Spinalstenose.
Von Knochen die sich gebildet haben und auf die Nervenwurzel drücken.
OP am nächsten morgen!
Ich willigte ein...sofort...ich wollte einfach nur wieder leben!

Die OP dauerte zwei Stunden!
Ich wachte auf und lag auf der Seite! Ich habe 8 Monate nicht mehr auf der Seite gelegen!!!
Mich störte nur der Schlauch der Drainage...sonst hatte ich kaum Schmerzen.

Tags dauf wurde ich aus dem Bett geschmissen :rolleyes:
Ich konnte stehen und ich hatte keine Schmerzen! :klatscht

und....die habe ich bis heute nicht mehr!

Ich habe sofort noch in der Klinik mit Krankengymnastik angefangen und ging dann drei Wochen zur Reha!

Ich war sofort absolut schmerzfrei!
Keine Tabletten mehr!
Ich kann wieder im sitzen essen...alleine meine "Geschäfte" erledigen und mein Kind in den Arm nehmen! :D
Drei Monate habe ich eine Orthese getragen!

Ich mache seitdem KG und Rehasport.

Oh...jetzt ist es ein halber Roman geworden :B entschuldigung!
Aber ich wollte auch mal Mut machen!

Herzliche Grüße
Dani

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Harro
Geschrieben am: 19 Jun 2008, 14:18


Internet-Tramp
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Moin moin Prilente
herzlich willkommen bei den Bandis und danke für deinen, ach so lebendigen Erlebnisbericht.
Lernen wir daraus nicht aufgeben und Ärzte sind auch nur Menschen.

LG Harro :winke
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wi-ro
Geschrieben am: 19 Jun 2008, 15:12


bekennender Rockfan
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Hallo Dani,

erstmal herzlich willkommen im Forum :;

Danke für Deinen bildhaften Bericht :z

Gerald :winke
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Hermine
Geschrieben am: 19 Jun 2008, 15:42


sci vias - so gut es geht
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Hallo Dani,

auch ich danke für den auführlichen Bericht. Da hast Du ja einiges mitgemacht .

Vorallem freue ich mich sehr für Dich dass Dir letztendlich so super geholfen wurde :up

Drücke Dir ganz dolle die Daumen dass es Dir weiterhin so gut geht.

LG
Hermine :winke
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Woelckchen
Geschrieben am: 19 Jun 2008, 19:13


Stammgast
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Herzlich willkommen, das ist ja eine Hammergeschichte... erinnert mich an meine Freundin, die sie zwei mal an der Bandscheibe operiert haben und bemerkt haben, dass diese OPs falsch waren. Jetzt hat man eine Prothese gesetzt und sie ist Fit wie ein Turnschuh!!!
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Prilente
Geschrieben am: 19 Jun 2008, 19:55


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Herzlichen Dank für Eure herzliche Aufnahme :;

Ich wurde am 18. Januar zum zweiten Mal geboren!

Hoffentlich kann ich mit meinem nicht grad kurzen Bericht *g* Mut machen und ein bißchen die Angst vor der OP nehmen!
Es war bei mir kein Minimalinvasiver Eingriff...aber trotzdem heilte die Narbe schnell und problemlos und die Schmerzen hinterher waren gradezu lächerlich gering!!!

Noch heute habe ich einmal im Monat Rückenschmerzen...Zyklusbedingt! Damit kann ich leben!

Sonst hüpfe ich durchs leben wie ein junger Mensch :z

Mitgenommen aus dieser schlimmen Zeit habe ich: eine Anisokorie (Pupillendifferenz), eine mittlerweile abgeheilte Pankreatitis, eine ebenfalls abgeheilte Fettleber und eine Hiatushernie die noch behandelt und ggf. noch operiert werden muss!
Da ich auch noch ein "krankes" Kind zu Hause habe und das letzte Jahr psychisch für alle involvierten hier richtig heftig war, hat uns die Krankenkasse nach zwei Jahren wieder eine Mutter - Kind - Kur genehmigt!

Die brauchen wir auch!
Wir können zwar alle wieder lachen :sonne aber die Ängste sitzen tief!

Ich erkenne mich in vielen Beiträgen hier wieder :braue
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