Bandscheiben-Forum

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> Chronische Schmerzen
FlorianM
Geschrieben am: 15 Dez 2007, 09:52


aktiver Schreiber
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Hi!

Kann mir jemand erklären, WARUM die Rückenschmerzen eigentlich oft chronisch werden??

Also z.B. HWS/BWS-Syndrom, Intercostalneuralgien....

Bei mir sind z.B. die zwei Kompressionsfrakturen "konsolidiert" also funktionell i.O.;
Trotzdem habe ich massive Beschwerden, ohne dass man dies durch die Bilder im CT/MRT komplett erklären könnte.

Auch die Rückenmuskulatur ist gut;

Bin in diesem Bereich total "Druckempfindlich" usw....

Ich denke, so geht es sehr vielen hier!

Vlg
Florian
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Nicoline
Geschrieben am: 15 Dez 2007, 11:49


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Hallo Florian, :;

ja, das ist eine sehr gute und berechtigte Frage von Dir. Chronische Rückenschmerzen sind ein sehr verbreitetes Leiden und in Deutschland der häufigste Grund für eine verfrühte Rente (EM- und EU-Rente).

Ich werde Dir erstmal kurz allgemein das Phänomen "chronischer Schmerz" und die Ursachen dafür erklären:

Oft beginnt der Weg in den "chronischen Schmerz" mit einer Vernachlässigung. Jede Form von Schmerz sollte sehr ernst genommen und entsprechend behandelt werden. Akuter Schmerz dauert nur kurze Zeit an und hat eine Warnfunktion. Schmerzrezeptoren, verteilt über den ganzen Körper, reagieren auf bedrohliche Reize und leiten sie über Nervenbahnen zunächst an das Rückenmark. Von dort aus gelangen sie ins Gehirn. Im Gehirn werden die Reize dann ausgewertet und als Schmerz wahrgenommen. Schmerzverarbeitung und Schmerzwahrnehmung finden in mehreren, verschiedenen Gehirnbereichen statt. Damit wir nicht ständig Schmerzen haben, besitzt der Körper auch ein Schmerzunterdrückungssystem. Körpereigene morphinähnliche Stoffe (Endorphine) dämpfen normalerweise akute Schmerzreize sehr schnell. Wenn ein Schmerzreiz allerdings sehr stark ist und zum Beispiel nach Unfällen oder Verletzungen länger andauert, können die Endorphine das nicht mehr alleine unterdrücken. Die Ausschüttung der endorphine reicht dann nicht mehr aus, um die Reizübertragung an den Nervenzellen im Rückenmark zu unterdrücken. Starke, ständig wiederkehrende Schmerzreize können Nervenzellen verändern und damit kann das fein aufeinander abgestimmte Regelsystem aus erregenden und hemmenden Impulsen aus den Fugen geraten. Danach führen dann sogar leichte Reize oder Berührungen zu starken Schmerzen, weshalb sich dann ein Schmerzgedächtnis ausbildet. Das Gehirn kann dann sogar selbst Schmerzsignale produzieren. Chronische Schmerzpatienten haben häufig Schmerzen, ohne dass es einen konkreten Anlass dafür gibt.

In Deinem Falle sind ja zum Beispiel die Frakturen gut verheilt. Ich kann mir gut vorstellen, daß sich bei Dir bereits ein Schmerzgedächtnis ausgebildet hat. ???
Mit Hilfe einer adequaten Schmerztherapie incl. Psychotherapie kann das Schmerzgedächtnis aber in manchen Fällen überlistet werden.
Die Psyche spielt beim chronischen Schmerz eine sehr große Rolle. So können Streß und und Schlafstörungen zum Beispiel auch zum sogenannten "übertragenen Schmerz" führen. Das heißt der Schmerz breitet sich aus auf andere Areale, die mit der primären Schmerzstelle augenscheinlich nichts zu tun haben scheinen.
Dieses Phänomen kommt bei chronischem Rückenschmerz sehr oft vor, gerade bei einer primären Schmerzursache in der BWS.
Das hat damit zu tun, daß der Grenzstrang des Vegetativen Nervensystems sich zum größten Teil in der BWS befindet. Das Vegetative Nervensystem (Nervensystem zur Steuerung der Organe im Körper) spielt eine wichtige rolle beim chronischen Schmerz.

In manchen Fällen kann zum Beispiel eine Blokade des Sympathikus (aktivierender Teil des Vegetativen Nervensystemes) zu einer deutlichen Schmerzlinderung führen.
Allerdings wird dies nur recht selten durchgeführt.

Ich hoffe, ich habe Dir mit Deiner Frage etwas weiter helfen können.

Liebe Grüße von Nicoline :winke
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Hermine
Geschrieben am: 15 Dez 2007, 11:50


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Hallo Florian,

das jetzt zu erklären würde den Rahmen hier jetzt sprengen. ich habe hier mal einen Link für Dich

bitte hier klicken .... chron. Schmerz , Entstehung etc.

da wird das Thema super gut erklärt (viel zu lesen) aber ich finder es sehr verständlich geschrieben :up

Ich hoffe ich konnte Dir damit weiterhelfen.

LG
Hermine
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Ave
Geschrieben am: 15 Dez 2007, 11:50


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Weil der Körper ein Schmerzgedächtnis entwickelt, wenn Schmerzen über einen längeren Zeitraum anhalten.

Schmerzen begleiten oft Erkrankungen oder Verletzungen, werden aber inzwischen selbst als Krankheit verstanden. Der Schmerz besteht dabei über Monate und das Grundleiden ist entweder schwer bzw. nicht therapierbar oder eine Ursache für den Schmerz nicht auffindbar (idiopathisch). Schmerzen ohne klare Ursache sind keine Ausnahme, sondern die Regel: Bei Rückenschmerzen lassen sich in 80 von 100 Fällen keine krankhaften körperlichen Veränderungen finden. Die "Bandscheibe" ist selten (unter 10 von 100) die Ursache von Rückenschmerz. Die häufigsten Kopfschmerzen sind sog. "primäre" Kopfschmerzen, d. h. sie sind ebenfalls nicht als Symptom einer zugrundeliegenden Erkrankung zu verstehen, sondern bestehen ohne klare krankhafte Veränderungen. Von chronischem Schmerz spricht man dann, wenn die Beschwerden länger als sechs Monate anhalten. Auswirkungen auf die psychische Verfassung des chronisch Schmerzkranken sind die Regel.

Schmerzzustände sind für den Körper erlernbar. Wiederholt auftretende Schmerzen führen dabei zu intensiverem und längerem Schmerzempfinden, da dabei die Schmerzschwelle herabgesetzt wird. Deshalb ist eine frühzeitige und ausreichende Schmerzbekämpfung mit Medikamenten wichtig. Untersuchungen haben ergeben, dass in Deutschland gegenüber anderen Ländern Schmerzen oft unzureichend therapiert werden. Dies gilt vorwiegend für Patienten mit Schmerzen bei Krebserkrankungen und nach operativen Eingriffen. Dies geht wahrscheinlich auf die tief verwurzelte und oft überbewertete Angst vor Abhängigkeit von Schmerzmedikamenten zurück. Außerdem spielt sicherlich der im Vergleich zu anderen Ländern höhere "bürokratisch-organisatorische Aufwand" bei der Anordnung/Gabe der Medikamente eine entscheidende Rolle (Pflegekraft-Arzt-Konflikt). Des weiteren existiert in Deutschland noch keine breite Evidenzbasis, auf die klare Standards zum Schmerzmanagement aufgebaut werden könnten. Es ist daher bei chronifizierten Schmerzen im besonderen Maße erforderlich, eine hoch individuelle (medikamentöse) Therapie zu entwickeln, die genügend Spielraum lässt, um auf variierende Schmerzzustände reagieren zu können.
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Nicoline
Geschrieben am: 15 Dez 2007, 12:32


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Hallo Ave,

die Entstehung eines Schmerzgedächtnisses erklärt nicht, warum besonders der Rücken häufig die Ursache für chronischen Schmerz ist. Da spielt das vegetative Nervensystem (vorallem der Sympathikus) eine entscheidende Rolle. :z Das ganze ist allerdings etwas komplizierter, um es hier eben mal so zu erklären, wie das dann genau funktioniert.

Liebe Grüße von Nicoline :winke
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Nicoline
Geschrieben am: 15 Dez 2007, 12:35


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Hallo Hermine, :;

wirklich ein interessanter Link von dir! Ich habe da eben mal ein wenig rein geschaut.

Liebe Grüße von Nicoline
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Hermine
Geschrieben am: 15 Dez 2007, 13:48


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Huhu,

finde ich auch ...... ich denke dort wird auch vieles und vorallem auch genau erklärt wieso, weshalb warum. (nur man muss sich schon damit befassen und aufmerksam lesen)

Es ist wirklich ein kompl. Thema der Schmerz, chronifizerung etc. das kann man einfach nicht in ein paar Sätzen erklären und meist fällt "Schmerzgedächnis" obwohl noch vieles mehr dahinter steckt (siehe auch den Link)

LG
Hermine
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Ave
Geschrieben am: 15 Dez 2007, 16:15


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Zitat
Hallo Ave,

die Entstehung eines Schmerzgedächtnisses erklärt nicht, warum besonders der Rücken häufig die Ursache für chronischen Schmerz ist. Da spielt das vegetative Nervensystem (vorallem der Sympathikus) eine entscheidende Rolle.  Das ganze ist allerdings etwas komplizierter, um es hier eben mal so zu erklären, wie das dann genau funktioniert.


@nicoline:

Das weiß ich auch. :z Und ich hatte jetzt auch keine Lust, mir die Finger wundzutippen. :z

Genau für solche Fragen liebe ich Google :D und benutze es auch. :z
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