Beurteilungsgrundsätze bei chron. Rückenschmerzen

Hallo,

Harro hat in einem anderen Thread einen interessanten Link gesetzt.

Da es so aktuell und für die meisten hier in der Einschätzung der Beurteilung durch behandelnde Ärzte ist, hab' ich ich die entsprechende Passage kopiert:

Zitat

5.1.1. Chronischer Rückenschmerz Bei Probanden mit chronischen, also länger als 6 Monate andauernden Rückenschmerzen ist die Beurteilung der organischen Erklärbarkeit der Beschwerden in der Regel dadurch erschwert, daß vielen Ärzten noch nicht allgemein bekannt genug ist, daß degenerative Schäden des Achsenskeletts (Wirbelsäule, Bandscheiben etc.) nicht mit dem Beschwerdeausmaß korrelieren, es sei denn, es liegen eindeutige Zeichen der Nervenwurzelkompression vor. Darüber hinaus ist es so, daß, selbst wenn die Beschwerden initial organisch erklärbar waren, für Chronifizierungsprozesse über 6 Monate hinaus psychosoziale Faktoren bedeutsamer sind als organische. Unter den psychosozialen Faktoren spielen solche des Arbeitsplatzes eine herausragende Rolle: Arbeisplatzzufriedenheit, Kontrolle über Arbeitsabläufe, Konflikte und Kränkungen am Arbeitsplatz sind wichtige Prädiktoren des Beschwerdeverlaufs (darum: genaue Exploration der Erwerbsbiographie und der Situation am Arbeitsplatz notwendig). Beachte: Für die folgenden, nicht in der ICD-10 aufgeführten, gutachterlich aber wichtigen klinischen Bilder gilt in einem von 5.1.2. bis 5.1.4. zunehmenden Maße, daß sich Ärzte und Wissenschaftler nicht nur im Einzelfall, sondern grundsätzlich uneinig sind über die Rolle insbesondere organischer Faktoren in der Beschwerdeentstehung und -unterhaltung. Es finden sich für jedes Bild ärztliche Verfechter einer weitreichend organischen Genese; diese induzieren häufig bei Patienten erst eine organische Ursachenüberzeugung und werden später von Probanden wegen der Passung zu ihrer eigenen organischen Ursachenüberzeugung als Ärzte oder Gutachter bevorzugt; das psychosomatisch-psychotherapeutische Gutachten wird dagegen vom Probanden oder seinen Vertretern nicht selten wegen der implizierten psychischen Ätiologie angegriffen, auch wenn die Leistungsbeurteilung im Ergebnis genauso ausfällt wie bei einem Gutachter, der eine streng organische Genese eines der unten aufgeführten Bilder vertritt. 5.1.2. Unfallreaktive Somatisierung (z.B. sog. HWS-Schleudertrauma) Somatoforme Störungen entwickeln sich häufig nach objektiv inadäquaten Traumen wie z.B. nach leichteren Auffahrunfällen. Dieser Entstehungskontext, z.T. auch inadäquate organische Erstbehandlungen führen aus Sicht des Betroffenen meist zu einer besonders hartnäckigen organischen Ursachenzuschreibung seiner Beschwerden ("Hirnstammschädigung"), oft kombiniert mit einer expliziten Schuldzuschreibung. Die entstehenden Leistungseinschränkungen sind vor diesem Hintergrund häufig besonders ausgeprägt; ebenso das Begehren um Entschädigung. Es gelten dennoch die gleichen Beurteilungsgrundsätze wie bei sonstigen somatoformen Störungen, häufig ist die Frage der Kausalität (vgl. 4.7) zusätzlich zu klären. 5.1.3. Fibromyalgie und Chronisches Erschöpfungssyndrom Diese beiden verbreiteten, aber offiziell nicht eingeführten Krankheitsbezeichnungen beziehen sich auf Probanden mit ausgedehnten Schmerzen und Druckschmerzhaftigkeit insbesondere der gelenknahen Muskulatur bzw. auf solche mit ausgeprägter Erschöpfbarkeit nach nur leichter geistiger oder körperlicher Anstrengung. Das Chronische Erschöpfungssyndrom deckt sich weitgehend mit dem Bild der Neurasthenie, so wie es in ICD-10 festgelegt ist. Beide Bilder implizieren sehr direkt eine Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit und können bei korrektem Vorgehen nur diagnostiziert werden, wenn die Beeinträchtigung erheblich ist. Darum ist die Erhebung der Leistungsfähigkeit wegweisend für die Beurteilung; der auch hier häufig geführte Streit um organische Anteile bei der Entstehung spielt für das Gutachtenergebnis dagegen eine vergleichsweise geringe Rolle

Quelle AWMF-Ärztliche Begutachtung in der Psychosomatik

Also, überlegt ganz genau bei jedem Arztbesuch, ob, Ihr Eure Beschwerden und Probleme auch wirklich richtig ist und eigene Gewichtungen auch richtig dargestellt sind...im Zweifelsfall kann nämlich nur alles schief laufen!

Der ursprüngliche Link von Harro ist zwar sehr umfangreich aber insgesamt sehr aufschlußreich und deshalb hier noch einmal vollständig:

Chronische Rückenschmerzen und der aktuelle Beurteilungstrend durch Ärzte insbes. Gutachter

(Danke Harro!!!)

Liebe Grüsse
Rena

Hi Rena!

Ich weiß jetzt nicht ob es gut oder schlecht ist, wenn man die Kriterien alle erfüllt. Bei mir ist chronische Erschöpfung, somatoforme Schmerzstörung, Rückenschmerzen und schwere depressive Episode.
Ich versuche Schwerbehinderung, sowie die EU-Rente zu bekommen.

Ich blicke aber nicht so richtig durch. Helf mir mal auf die Sprünge oder in die Brille.

Bobby

Hallo Rena.

also irgendwie hab ich das nun net ganz gepeilt.

Hilfst Du mir auch auf die Sprünge??

liebe grüsse
joyce

Hallo Joyce29,

das alles zu beleuchten, wäre ziemlich komplex und ob ich dann auf der Grundlage meiner Erfahrungen auch das "erwische", was du gern wissen möchtest, bleibt völlig unklar.

Schreib' doch bitte einfach mal, was du ganz konkret wissen möchtest. Ich helfe dann gern weiter...

Liebe Grüße

Rena