Bandscheiben-Forum

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> Verschiedene Behandlung bei BSV u Spinalkanalst.?, Schmerzmitteleinsatz
Anne_M
Geschrieben am: 19 Dez 2023, 21:00


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Guten Tag,
ich bin Anne, 65 Jahre alt und war 2020 hier auch schon wegen meiner mittlerweile operierten HWS unterwegs.
Jetzt wurde bei mir eine Spinalkanalstenose bei L5/S1 diagnostiziert. Los ging es 2022 im Juni, als ich mich im Flugzeug am Gepäck verhoben habe. Ich konnte nicht laufen, nicht sitzen und nicht liegen.
Nach Physio und PRT ging es einige Monate einigermaßen, aber nie schmerzfrei. Nach einigen hundert Metern war es immer vorbei.
Ich hatte vor 14 Tagen wieder eine PRT, die diesmal aber überhaupt nicht angeschlagen hat. Jeder Schritt ist eine Qual, rechtes Bein hinterer Oberschenkel, rechte Po-Hälfte bis in den rechten Intimbereich.
Sitzen, stehen, liegen, schlafen geht gut.
Ich weiß, dass es wichtig ist, sich von den Schmerzen zu befreien. Die Schmerztabletten gehen mir auf den Magen und der Neurochirurg rümpft die Nase und sagt, dass unter den Schmerzmitteln der Nerv trotzdem bedrängt wird und man dann aber das Ausmaß nicht mehr richtig bewerten kann.
Ich kann mich aber auch nicht zur OP durchringen, weil ich dann wieder andere Probleme bekommen kann und ja auch niemand garantieren kann, dass es besser wird.
Mir wäre es wichtig, dass das jemand bewertet, der Schmerzmittelerfahrungen hat.
In der Apotheke bekommt man ja Angst bei den inständigen Warnungen vor zu langer Einnahme.

Hinzu kommt, dass ich nach der vorletzten PRT - Reihe richtig gut laufen konnte, es wohl aber übertrieben habe und nun auch noch seit Monaten ein Problem mit der Achillessehne habe.
Das Hinken hat wieder den Rücken gereizt.
Es ist ein Tefelskreis.

Lieben Dank für Tipps und Hinweise. Liebe Pauline, Deine Meinung wäre mir besonders wichtig.

Herzliche Grüße
Anne
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blumi
Geschrieben am: 20 Dez 2023, 09:56


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Hallo Anne,

was nimmst du denn als Schmerzmittel?
Es hört sich so an, als ob es sich um NSAR handelt, also IBU, Diclo oder ähnliches?

Das sind Medikamente, die gegen Nervenschmerzen nahezu Wirkungslos sind. Wenn du medikamentös gegen Nervenschmerzen vorgehen möchtest brauchst du andere Medikamente: Gabapentin oder Pregabalin z.B., kombiniert ggf. mit einem Antidepressivum gegen die Schmerzchronifizierung.

Dazu brauchst du Physiotherapie und Rückenschule. Ob das reicht hängt sicher davon ab wie ausgeprägt die Stenose ist. Ist sie hochgradig ist eine Operation ggf. Die bessere Option.

LG, Elke
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Pauline69
Geschrieben am: 20 Dez 2023, 11:14


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Liebe Anne,

Einen schönen guten Morgen und vielen lieben Dank für das Kompliment!

Hast du eine Spinalkanalstenose knöcherner Natur oder wurde sie durch einen akuten Bandscheibenvorfall ausgelöst?
War das Ereignis am Flughafen der Auslöser der Spinalkanalstenose, wäre es ein frischer Bandscheibenvorfall, der unter Umständen, so wie ich das deiner Beschreibung entnehmen kann, auch auf die Nervenwurzel drückt.

Die PRT Infiltration unter CT dienen dazu, das Schmerzmittel und das Cortison möglichst zielgenau an die Betroffene Nervenwurzel zu spritzen.
Nicht jeder PRT gelingt gleich gut! Je besser sie platziert wurde, umso besser kann sie wirken.

Wenn dein Neurochirurg sagt, das wäre alles nur zur Schmerzbekämpfung, der Nerv würde davon nicht wieder entlastet werden, stimmt das nicht so ganz.
Durch das an die Nervenwurzel gespritzte Cortison, soll das heraus getretene Bandscheibenmaterial austrocknen und sich dadurch verkleinern. Der bedrängte und gereizte Nerv würde dadurch weniger bedrängt werden.
Das ist zumindest das Ziel von einer Serie von PRT Infiltration.

Schmerzmittel wie Ibuprofen und Diclofenac gehen bei empfindlichen Menschen gerne auf den Magen.
Man könnte dazu einen Magenschutz nehmen, wie Pantoprazol.

Bei ausstrahlende Schmerzen sind diese Schmerzmittel, meiner Meinung nach, relativ wirkungslos!
Die unterste Stufe der Opiate, Tramal oder Tilidin, sind dabei deutlich wirkungsvoller und schlagen in der Regel auch nicht auf den Magen.
Du solltest aber vielleicht einen Neurologen aufsuchen, um feststellen zu lassen, ob alle Nerven noch ordnungsgemäß funktionieren, oder ob er Auffälligkeiten in den Nervenmessungen feststellen kann.

Medikamente gegen Nervenschmerzen wären Pregabalin oder Gabapentin. Diese Mittel werden in einer niedrigen Dosierung begonnen und schrittweise hochdosiert, bis sie die gewünschte Wirkung erreicht haben.
In der Regel beginnt man beim Pregabalin mit zweimal täglich 75 mg, beim Gabapentin mit dreimal täglich 100 oder 150 mg.
Natürlich könnten dir diese Medikamente auch dein Orthopäde oder dein Hausarzt verordnen, aber generell halte ich es für sinnvoll, sich mal bei einem Neurologen vorzustellen!
Dieser gäbe auch eine Einschätzung ab, ob er eine OP Indikation sieht

Grundsätzlich halte ich eine ausreichende Schmerzmitteleinnahme für absolut sinnvoll!
Bekämpft man die Schmerzen nicht, begibt man sich sehr schnell in Schonhaltungen, die wiederum, an anderen Stellen des Körpers, deutliche Probleme mit sich ziehen können.
Auch benötigt die Wirbelsäule eine ausreichende, leichte Bewegung. Was bei einem hohen Schmerzpegel fast nicht möglich ist!
Des Weiteren könnten sich nach einer langen Phase von Schmerzen, chronische Schmerzen einstellen!
Du würdest ein Schmerz Gedächtnis entwickeln können, welches zur Folge haben könnte, dass die Schmerzen irgendwann gar nicht mehr vorhanden sind, du aber weiterhin Schmerzen wahrnimmst.
Und genau dagegen wirkt eine ausreichende Schmerztherapie, meist eine Kombination aus einem unteren Opiat, einem Antiepileptikum, eventuell einem Antidepressivum (zur Schmerzbekämpfung) und noch eventuell mit einem Muskelrelaxans.

Bei weitem ist nicht jeder Bandscheibenvorfall, selbst wenn er sehr groß ist, eine OP Indikation.
Gibt es aber eine auffällige Nervenbeteiligung, sollte man zumindest eine Operation in Erwägung ziehen, oder sich, zusammen mit seinem Neurologen, ein Zeitfenster setzen, bei dem man abwartet, ob es zu einer Verbesserung kommt.
Motorische Ausfälle stellen erst einmal grundsätzlich eine OP Indikation dar, sensible Auffälligkeiten dagegen nicht.

Vielleicht kannst du noch etwas genauer schreiben, wie dein MRT Befund lautet.
Wird von einer Einengung der Neuroforamen gesprochen?
Wie hochgradig wird deine Spinalkanalstenose eingeschätzt?

Ich wünsche dir gute Besserung und liebe Grüße,
Pauline
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Anne_M
Geschrieben am: 20 Dez 2023, 18:44


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Liebe Elke, liebe Pauline,
vielen Dank für Eure Antworten.
Ich nehme nur sporadisch Schmerzmittel, dann meist auch nur IBU und Voltaren, ganz selten Novalminsulfon.

Bei der Aussage des Arztes zu den Schmerzmitteln habe ich mich wohl nicht richtig ausgedrückt. Er meinte nicht die PRT-Injektionen, sondern tatsächlich nur Schmerzmittel, die seiner Ansicht nach die tatsächliche Nervenkompression verschleiern.
"Am Ende gewinnt immer der Nerv", hat er mal gesagt.

Ein anderer Neurochirurg, der meine HWS operiert hatte, wollte schon vor über einem Jahr sofort operieren, er sagte, dass der Nerv auch plötzlich versagen könnte und dann wäre Schluss und ich könnte weder laufen, noch könnte ich noch irgendetwas alleine machen, nicht mal auf Toilette. Er ist mit seiner Privatklinik allerdings auch schnell mit Aufnahmen. Bei der HWS war ich ganze 12 Tage im Krankenhaus.
Da ich die Rechnungen sehe, weiß ich auch, dass jeder Tag über 900 EUR gekostet hat.

Im letzten MRT, das mir vorliegt (es gibt noch ein neueres, das habe ich angefordert, der Zustand soll sich aber nicht verändert haben) hat der jetzt behandelnde Neurochirurg geschrieben:
"Spinalkanalstenose in Höhe von L4/5 mit betonter Recessus-Stenose links und Affektion der Nervenwurzel links bei Steilstellung der LWS und insgesamt harmonischem Aligment"

Er hat mir das als knöcherne Anbauten beschrieben, also kein Bandscheibenvorfall.
Meine Befürchtung ist tatsächlich, dass ich mit Schmerzmitteln vielleicht nicht mehr merke, was die Nervenbedrängung anrichtet und von jetzt auf gleich eine Not-OP brauche.

Der behandelnde Neurochirurg sagte, dass eine OP minimalinvasiv und die Rekonvaleszenz kurz wäre. Dennoch muss ich sie einplanen. Bevor ich mich "verhoben" habe, haben wir uns mit der Aussicht auf meinen baldigen Renteneintritt und meine Freude draußen zu sein einen Hund angeschafft. Er ist zwei Jahre alt und ich muss das alles dann irgendwie organisieren, denn mein Mann ist gehbehindert.
Und OP ist OP ... ich habe den Krankenhaus-Geruch vom letzten Mal noch nicht aus der Nase...

In meiner Vorstellung muss es dem Nerv doch egal sein, wovon er bedrängt wird. Gibt es da wirklich Unterschiede in der Behandlung zwischen BSV und SKS?

Lieben Dank und liebe Grüße
Anne
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Pauline69
Geschrieben am: 20 Dez 2023, 23:17


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Liebe Anne,,

Meines Wissens nach wird bei einer reinen, knöchernen Spinalkanalstenose keine Nervenaustrittloch bedrängt.
Wird von einer Spinalkanalstenose gesprochen, ist eigentlich ausschließlich der Spinalkanal verengt, entweder knöchern, durch die Degeneration, oder durch das Bandscheibenmaterial
Das Wort Recessus bezeichnet eine Einbuchtung. An der Wirbelsäule bezieht sich der Begriff Recessus meistens auf die Stelle an den Seiten, wo die Nerven das Rückenmark verlassen. Die Nerven verlaufen aus der Wirbelsäule in den Körper.

Die Aussage deines Arztes halte ich für eine leichte Panikmache!
Normale Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac oder Novalgin werden niemals die Intensität eines starken Nervenschmerzes vollständig überdecken können.
Auch würde ich sagen, dass ein Nerv eher extrem selten, von jetzt auf gleich komplett versagt!
Und bevor das passieren würde, hättest du unerträglich starke Schmerzen, die sich niemals durch die normalen NSAR Mittel vertuschen lassen würden

Daher würde ich die Aussage deutlich relativieren.

Starke Nervenschmerzen sind wirklich unerträglich und die allermeisten Schmerzmittel versagen.
Selbst die untere Stufe der Opiate würde diesen Schmerz nicht vollkommen überdecken.

Eine knöcherne Spinalkanalstenose bildet sich allerdings auch nicht wieder zurück, das ist unmöglich.
Die Nervenwurzeln können, durch Kortison, abschwellen, inwieweit das eine dauerhafte Verbesserung bringt, vermag ich natürlich nichts zu sagen.

Da meines Wissens nach, bei einer knöchernen Spinalkanalstenose, auch nicht mit einer Verschlechterung, von heute auf morgen, zu rechnen ist, hättest du noch ausreichend Zeit, dich in einer weiteren Neurochirurgie vorzustellen.

Meine persönliche Einschätzung wäre, du kannst das ganze noch ein wenig aufschieben, solltest aber schon Schmerzmittel insoweit nehmen, dass dein Zustand gut erträglich ist und vielleicht, Anfang des Jahres, dir noch einmal eine Meinung eines neuen Arztes/Neurochirurgen anhören.
Bei erneuter Schmerzzunahme wirst du vermutlich um eine OP nicht herum kommen.

Habt ihr eventuell eine Uniklinik in der Nähe? Diese sind immer sehr gut für eine weitere Meinung geeignet.

Liebe Grüße,
Pauline
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Anne_M
Geschrieben am: 21 Dez 2023, 00:05


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Liebe Pauline, Du hast mir sehr geholten. Ich versuche jetzt erst einmal die Achillessehne zu beruhigen und werde dann meine persönlichen Umstände auf eine OP vorbereiten und das mittelfristig einplanen. Und zwischendurch mache ich mich nicht verrückt und versuche mich schmerzarm zu stellen.
Lieben Dank und eine glückliche Weihnachtszeit.
Liebe Grüße
Anne
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Pauline69
Geschrieben am: 21 Dez 2023, 08:13


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Guten Morgen liebe Anne,

Ich habe gerade gesehen, dass ich dir eine Frage noch nicht beantwortet habe, ja es gibt einen Unterschied zwischen einer durch den Bandscheibenvorfall ausgelösten Spinalkanalstenose und einer knöchernen Spinalkanalstenose.
Die durch den Bandscheibenvorfall ausgelöste Spinalkanalstenose kann sich tatsächlich wieder etwas zurück bilden, da ein Bandscheibenvorfall mit der Zeit etwas austrocknet und dadurch kleiner werden kann.
Das kann, wie ich schon geschrieben hatte, bei der knöchernen Spinalkanalstenose nicht passieren.

Dem Nerv ist es natürlich egal, wodurch er bedrängt wird, die Frage lautet, kann sich die Einengung des Neres vermindern? Und das kann sie nur, wenn sie durch ein Bandscheibenvorfall, sprich Bandscheibenmaterial, ausgelöst worden ist.

Ich hoffe, du hast eine gute Betreuung durch deinen Orthopäden, der Dir jetzt erst mal hilft den Zustand der Achillessehne zu verbessern.
Bist du schon einmal bei einem Neurologen gewesen?
Diese sind sehr hilfreich, weil sie extrem gute Diagnostiker sind und sich natürlich genau mit dieser Art der Medikamente, die du benötigst, gut auskennen.

Ich kann absolut verstehen, dass man eine OP etwas planen möchte, erst recht, wenn man sich auch noch um seinen Mann pflegerisch kümmert und einen kleinen Hund hat.
Daher halte ich das für einen sehr guten Ansatz, schmerztechnisch ein Level zu erreichen, welches gut für dich erträglich ist, zu versuchen, die Achillessehne zu beruhigen und alles etwas zu planen.

Wenn du weitere Fragen hast, frage gerne, ich versuche, dir im Umfang meines Wissens, gerne zu helfen
Falls ich mal etwas falsches sagen (schreiben) sollte, darf mich auch jeder, jederzeit, gerne verbessern!

Ich wünsche dir eine schöne Weihnachtszeit und liebe Grüße,
Pauline
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Anne_M
Geschrieben am: 21 Dez 2023, 16:50


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Liebe Pauline,
vielen Dank für Deine Zeilen.
Ich war heute bei dem Physiotherapeuten, der mich schon seit der HWS kennt und er hat mir versprochen, dass wir die Achillessehne hinbekommen.
Die erste Behandlung war vielversprechend.
Dann sehen wir weiter.
Liebe Grüße und auch Dir ein frohes Weihnachtsfest
Anne
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