Bandscheiben-Forum

Dieses Forum ist eine private Initiative von Betroffenen.
Nur durch das persönliche Engagement von Admins, Moderatoren und Betreuern - jenseits eines kommerziellen Betriebes - sind wir in der Lage, ein Forum zum neutralen Erfahrungsaustausch - unabhängig - zu betreiben.
Wir bitten daher alle Firmenrepräsentanten, unsere Unabhägigkeit zu unterstützen und durch Verzicht auf Produkt- und Firmennennungen das Forum werbefrei zu halten.

Die Informationen, die in diesem Forum gegeben werden, sind von Laien für Laien,
und können und sollen in keinem Fall eine ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung ersetzen.


  
 
Reply to this topicStart new topic

> sehr bedenklicher MRT-Befund
Jekelu
Geschrieben am: 13 Apr 2024, 00:08


Neu hier
*

Gruppe: *Mitglied*
Beiträge: 4
Mitgliedsnummer.: 29.691
Mitglied seit: 12 Apr 2024




Hallo,

ich bin heiße Marcel, bin 42 Jahre alt und sage allen mal ein schönes Hallo in die Runde. Kurz zu meinen Vorerkrankungen: ich leide seit Geburt an einer Hüftdysplasie und seit 2019 folglich an einer Hüftarthrose (rechts). Die Arthrose habe ich bisher gut im Griff, sodass ein Gelenkersatz noch in weiter Ferne liegt.

Nun zu meinem aktuellen Problem:

Am vergangenen Montag bekam ich nach dem aufstehen auf einmal Schmerzen im unteren Rücken, welche sich innerhalb kurzer Zeit zu starken Schmerzen auf der rechten Seite über das Gesäß, den Oberschenkel, den Unterschenkel bis in den Fuß ausbreiteten. Meine Gehstrecke ist seitdem aufgrund der Schmerzen auf ein paar Meter reduziert, Stehen ist ein paar Sekunden erträglich. Selbst beim normalen sitzen habe ich Schmerzen. Das Schlafen gelingt mir nur auf der linken Seite ohne Schmerzen.

Ich hatte das Glück, (durch Absagen anderer) gestern direkt einen Termin beim Orthopäden sowie heute einen Termin zum MRT zu bekommen. Nun habe ich am Nachmitttag den niederschmetternden Befund vom MRT erhalten und bin ziemlich am Boden zerstört. Der Termin zur Befundbesprechung beim Orthopäden wird vermutlich erst Mitte Mai stattfinden, daher hoffe ich, dass mir das Forum vielleicht etwas weiterhelfen kann.

Natürlich habe ich bezüglich dem Befund schon im Internet recherchiert, stoße aber doch etwas an meine Grenzen. Bin ich richtig in der Annahme, dass bei einer hochgradigen Neuroforamenstenose, welche bei mir diagnostiziert wurde, ich wenig bis keine Möglichkeiten habe dieses Problem mit konventionellen Maßnahmen in den Griff zu bekommen? Vielleicht kann mir jemand aus dem Forum den Befund etwas erklären, bzw. aus Erfahrung sagen was wohl in naher Zukunft wahrscheinlich auf mich zukommen wird? Ich bin gerade ziemlich am Boden zerstört und sehe mich schon in den nächsten Wochen auf dem Operationstisch.


Befund (Beurteilung) des MRT:

1. Höhergradige erosive Osteochondrose LWK 5/SWK 1 mit rechtsseitiger Betonung.
Hyperostotische Spondylosis deformans rechts lateral und anterolateral sowie rechts betonte
Retrospondylophyten bei Retrolisthese.
2. Hochgradige Neuroforamenstenose LWK 5/SWK 1 rechts mit Ödem-äquivalenten
Signalintensitätserhöhungen und Schwellung der Radix L5 rechts im Sinne eines Entrapment
bzw. einer bedeutsamen Neurokompression; vgl. koronare STIR-Sequenz Serie 2, Bild 14 bzw.
Bild 19 sagittal.
Klinisch L5-Syndrom rechts?
3. Aktive Spondylosis deformans BWK 10/11 und LWK 1/2.
4. Mehrsegmentale Bulging discs bei Anulusrissen. Ausschluss eines weichen, fokal signifikant
kompressionsrelevanten lumbalen NPP. Kein Sequester.


LG Marcel
PMEmail Poster
Top
blumi
Geschrieben am: 13 Apr 2024, 04:35


PremiumMitglied Silber
Group Icon

Gruppe: Betreuer
Beiträge: 2.165
Mitgliedsnummer.: 27.696
Mitglied seit: 26 Okt 2018




Hallo Marcel, willkommwn bei uns :;

Ich versuche mich mal an eine Übersetzung und Einordnung:

1. Höhergradige erosive Osteochondrose LWK 5/SWK 1 mit rechtsseitiger Betonung.
Hyperostotische Spondylosis deformans rechts lateral und anterolateral sowie rechts betonte
Retrospondylophyten bei Retrolisthese.
->bei dir zeigen auf der Etage L5/S1 die Wirbelkörper, bandscheiben und Gelenke deutliche Abnutzungserscheinungen. Dabei bilden sich vor allem auf der rechten Seite Knochenanbauten zur Seite und nach hinten. Durch die Veränderungen scheint sich auch eine Instabilität gebildet zu haben, so dass sich der 5. LWS gegen das Kreuzbein nach hinten verschiebt.

2. Hochgradige Neuroforamenstenose LWK 5/SWK 1 rechts mit Ödem-äquivalenten
Signalintensitätserhöhungen und Schwellung der Radix L5 rechts im Sinne eines Entrapment
bzw. einer bedeutsamen Neurokompression; vgl. koronare STIR-Sequenz Serie 2, Bild 14 bzw.
Bild 19 sagittal.
Klinisch L5-Syndrom rechts?
-> Aus dem oben genannten resultiert eine hochgradige Einengung der L5-Nervenwurzel, die geschwollen ist und Wassereinlagerungen zeigt, sie reagiert also sichtbar auf die Einengung. Es wird nach dem L5-Syndrom gefragt, was sich außer den von dir geschilderten Beschwerden ( die leider hervorragend dazu passen) auch mit Taubheitsgefühl, Kribbeln und schlimmstenfalls mit motorischen Ausfällen zeigt. Das wäre dann bei L5 eine Fußheberschwäche, der Hackenstand würde nicht mehr Funktionieren, ggf. hättest du einen schlappenden Fuß, den du kaum mehr anheben kannst.

3. Aktive Spondylosis deformans BWK 10/11 und LWK 1/2.
->Ähnliche Aktive veränderungen befinden sich auch an der obereb Lendenwirbelsäule und der unteren Brustwirbelsäule.

4. Mehrsegmentale Bulging discs bei Anulusrissen. Ausschluss eines weichen, fokal signifikant
kompressionsrelevanten lumbalen NPP. Kein Sequester.
-> Auf mehreren Etagen der Lendenwirbelsäule zeigt sich ein deutliches Vorwölben der Bandscheiben mit bereits Einrissen des faserrings, also das Anfangsstadium eines Bandscheibenvorfalls, allerdings noch kein größerer vorfall oder eine Sequester, also frei foatendes bandscheibengewebe, das die Nerven einengen könnte.

Dein Hauptprobem ist in der Tat die starke Einengung der L5-Wurzel durch die Knochenanbauten. Aufgrund der Schilderung deiner Symptome würde ich da nicht bis Mitte Mai warten, sondern eine akute Behandlung einfordern.

Solange die Kraft in deinem Fuß allerdings nicht deutlich abnimmt hast du noch konservative Behandlungsoptionen, die auch zum Erfolg führen können. Bei einer deutlichen Fußheberschwäche würde ich eher ein operatives vorgehen empfehlen und da auch nicht zu lange warten, damit der Nerv nicht dauerhaft geshcädigt wird.

Eine gute konservative Behandlungsoption ist eine PRT (Periradikuläre therapie) . Dabei wird unter CT-Kontrolle ein Betäubungsmittel und Cortisin direkt um diene nervenwurzel herum gespritzt. Dies kann zwar keine knöchernen Einengungen beseitigen, aber die Scjhwellung der Nervenwurzel geht zurück, so dass sie wieder mehr Platz hat, und auch weiches gewebe wie z.B. Bandscheibengewebe kann schrumpfen.
Zusätzlich braucht es eine gute Medikamentöse Schmerztherapie, das beginnt bei NSAR wie z.B. Ibuprofen oder Diclophenac, gut zu ergänzen mit Novaminsulfon, bis hin zu Opioiden. Die Medikamente müssen zunächst regelmäßig eiingenommen werden damit eineausreichende Schmerzreduktion entsteht, und eine schonhaltung und ein Schmerzgedächtniss zu vermeiden.
Dazu kann zunächst eine manuelle Therapie verordnet werden, und auch Alternative Therapiemethoden wie z.B. Akupunktur haben hier ihren berechtigten Platz.
Sobald die Schmerzen nachlassen ist eine Physiotherapie angezeigt, die eine Stabilisierung vor allem deiner Tiefenmuskulatur zu Ziel hat. Damit bekommst du auch keine knöchernen Einengungen weg, aber du kannst den Prozess verlangsamen und im besten fall sogar stoppen.

Zusammengefasst: Entscheidend ist nicht allein das MRT, sondern deine Symptomatik. Entwickelt sich diese hin zu einer ausgefprägten Kraftverminderung, muss wahrscheinlich operiert werden, um eine dauerhafte Fußheberparese zu vermeiden. Bleibt es von der Motorik her stabil, hast du auf der konservativen Schiene noch Möglichkeiten, den Prozess zum Stillstand zu bringen.

Es ist allerdings dringlich, daher solltest du auch drängeln und nicht unnötig zeit verstreichen lassen. Ggf kannst du dich auch kurzfristig in einem größeren Wirbelsäulenzentrum vorstellen.

LG und gute Besserung,

Elke
->
PMEmail Poster
Top
Jekelu
Geschrieben am: 13 Apr 2024, 08:30


Neu hier
*

Gruppe: *Mitglied*
Beiträge: 4
Mitgliedsnummer.: 29.691
Mitglied seit: 12 Apr 2024




Hallo Elke,

vielen lieben Dank für deine Mühe und deine schnelle Antwort. Die von dir beschriebenen Symptome wie z. B. Taubheitsgefühl, Kribbeln bestehen aktuell (noch) nicht. Der Hackenstand funktioniert und es bestehen noch keine motorischen Ausfälle. Allerdings bin ich mir bei der Fußheberschwäche nicht sicher, da ich sich hier - bedingt durch die Hüftarthrose - schon länger ein verändertes Gangbild am rechten Bein / Fuß zeigt.

Wie sollte ich mich jetzt die kommenden Tage am besten Verhalten? Wäre es sinnvoll mich nur zu schonen, d.h. die meiste Zeit zu liegen, sodass ich nicht in die Schmerzphase komme? Oder wäre Bewegung (stehen und gehen) trotz starker Schmerzen sinnvoller?

LG Marcel
PMEmail Poster
Top
blumi
Geschrieben am: 13 Apr 2024, 08:38


PremiumMitglied Silber
Group Icon

Gruppe: Betreuer
Beiträge: 2.165
Mitgliedsnummer.: 27.696
Mitglied seit: 26 Okt 2018




Hallo Marcel,

Liegen und Laufen, sitzen und Stehen möglichst vermeiden, im Liegen kannst du auchj mal eine Stufenbettlagerung versuchen (z.B. zwei Sofakissen unter die Beine) das hilft oft.

Hast du denn Schmerzmittel parat? Wenn nicht solltest du dir ordentlich etwas verschreiben lassen, damit du nicht in noch mehr Schonhaltung kommst. Dein Problem kann ja gut auch von deiner Hüftdysplasie mitverursacht sein durch eine problematisches Gangbild für die Wirbelsäule, da solltest du nicht noch etwas drauf bekommen.

Falls du nichts da hast: Du kannst Ibuprofen 400mg (frei verkäuflich) auf 3 x2 Tbl/ d kurzfristig einnehmen. Spätestens Montag würde ich dann aber beim Doc aufschlagen.

LG, Elke
PMEmail Poster
Top
Jekelu
Geschrieben am: 13 Apr 2024, 11:18


Neu hier
*

Gruppe: *Mitglied*
Beiträge: 4
Mitgliedsnummer.: 29.691
Mitglied seit: 12 Apr 2024




Hallo Elke,

die Hausapotheke zeigt folgende Schmerzmittel: Ibuprofen 600 mg, Novaminsulfon 500 mg, Tilidin 50 mg / 4 mg. Bin ich richtig der Annahme, dass hier Tilidin die richtige Wahl wäre (Positiv: hoher Wirkungsgrad, geringere Belastung auf die Organe, Negativ: Suchtpotenzial)?. So in etwa hab ich es in einem anderen Beitrag hier gelesen.

LG Marcel

Bearbeitet von Jekelu am 13 Apr 2024, 11:25
PMEmail Poster
Top
blumi
Geschrieben am: 13 Apr 2024, 18:13


PremiumMitglied Silber
Group Icon

Gruppe: Betreuer
Beiträge: 2.165
Mitgliedsnummer.: 27.696
Mitglied seit: 26 Okt 2018




Hallo,

ich könnte mir in deinem Fall eine Kombination von Tilidin 2x/d und Ibuprofen 3x/d ganz gut vorstellen, Tilidin wegen der Nervenschmerzen und IBU weil lokal ja auch eine Entzündung vorliegt

Wenn das nicht ausreicht solltest du mit deinem Arzt besprechen, wie es weiter gehen kann.

LG, Elke.
PMEmail Poster
Top
Jekelu
Geschrieben am: 17 Apr 2024, 12:45


Neu hier
*

Gruppe: *Mitglied*
Beiträge: 4
Mitgliedsnummer.: 29.691
Mitglied seit: 12 Apr 2024




Hallo Elke,

hier mal ein kurzer Zwischenstand zu meinen aktuellen Beschwerden:

Ab vergangenen Sonntag fing es an (ohne die Einnahme von Schmerzmitteln), dass meine Schmerzen nach und nach weniger wurden. Ich hab das Sitzen und Stehen (so wie du es geschrieben hattest) versucht zu vermeiden und mich vorrangig auf das Liegen und Gehen bedacht. Gestern konnte ich dann schon einen halben Kilometer schmerzfrei spazieren gehen (weiter ausreizen wollte ich es nicht). Heute werde ich es dann mal mit einem ganzen Kilometer versuchen. Ansonsten bin ich heute nahezu beschwerdefrei und habe nur noch leichte Schmerzen im Stehen, welche aber absolut auszuhalten sind für mich. Ziemlich kurios bei dem Befund, oder?

Ist es normal, dass nach einer akuten Schmerzphase, welche bei mir ca. 1 Woche gedauert hat, danach eine beschwerdefreie Phase folgen kann? Ich bin ja Realist und gehe nicht von einer 'Wunderheilung" aus. Ich bin zwar über meinen aktuellen Zustand sehr sehr froh, traue aber dem Braten nicht so ganz dass es auch so bleibt. Wie würdest du die Situation einschätzen?
PMEmail Poster
Top
blumi
Geschrieben am: 19 Apr 2024, 15:13


PremiumMitglied Silber
Group Icon

Gruppe: Betreuer
Beiträge: 2.165
Mitgliedsnummer.: 27.696
Mitglied seit: 26 Okt 2018




Hallo Marcel,

es wird, realistisch betrachtet, wahrscheinlich eher ein auf und ab sein, mit dem du die nächsten Wochen zu rechnen hast. DieBesserung ist super, d.h., du hast jetzt das richtige getan und das führt vermutlich zu einer gerinneren Wurzelreizung und damit zu weniger Schmerz.
Wichtig ist, dass das auf und ab sich tendenziell um eine gedachte Linie hin zur Besserung bewegt. Du wirst zwangsläiufig das eine oder andere austesten müssen (das gibt der Alltag einfach vor) und dabei auch Fehler machen, also feststellen, dass etwas nicht oder so nicht geht, wie du es bisher gemacht hast. Fordere zunächst nicht zu viel von dir und steigere die Belastung nur langsam. Habe Geduld.
Wenn das gut geht kannst du dich perspektivisch, am besten unter Anleitung, an intentensives Training zur Stabilisierung der Muskulatur machen.

LG, Elke
PMEmail Poster
Top

Topic Options Reply to this topicStart new topic

 



[ Script Execution time: 0.1596 ]   [ 14 queries used ]   [ GZIP aktiviert ]

LoFi Version